29.02.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Goethe-Institut e. V..
Teil des Programms sind unter anderem die Musikerin Valeria Dele mit ihrer Band KOOB, der Theatermacher Jura Dzivakoŭ, das Performance-Kollektiv Keep Minsk Weird sowie die Schriftsteller*innen Sasha Filipenko, Eva Viežnaviec, Alhierd Bacharevič und Julia Cimafiejeva. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos.
Zur Eröffnung des Festivals gibt die Sängerin Valeria Dele mit ihrer Band KOOB ein Konzert. In ihrem Heimatland Belarus wird sie als „Soul Princess“ gefeiert, ihre Musik changiert zwischen Jazz, Avantgarde und Soul, vereint zu einem verblüffenden Mix. Bei mehreren Jazzwettbewerben preisgekrönt, stellt sie nun ihr aktuelles Programm „Muravoi Travoi“ vor. Ein weiterer Höhepunkt ist die mehrstündige musikalisch-performative Produktion des Kollektivs Keep Minsk Weird, das in dieser Arbeit belarusische Mythologie mit queeren und feministischen Themen kombiniert.
Zeitgenössische belarusische Literatur spielt im Programm eine große Rolle: Zum Auftakt liest Sasha Filipenko, in weiteren Lesungen und Gesprächen sind die Philosophin Olga Shparaga sowie die Schriftsteller*innen Eva Viežnaviec, Julia Cimafiejeva und Alhierd Bacharevič zu erleben. Bacharevičs aktueller Roman „Europas Hunde“ erscheint zur Leipziger Buchmesse im März auf Deutsch. Ebenfalls vorgestellt wird der neu erschienene Sammelband „Wenn du durch die Hölle gehst, dann geh weiter“ mit Briefen von inhaftierten belarusischen Frauen. Außerdem wird die Aktion „33 Bücher für ein anderes Belarus“ präsentiert und gemeinsam mit der Online-Plattform dekoder werden Übersetzungen von drei belarusischen Kurzgeschichten veröffentlicht.
Jura Dzivakoŭs Stück „Clausa fores“ ermöglicht einen Einblick in die Psyche eines Menschen, der über unbegrenzte Macht verfügt. Die Inszenierung mit Elementen einer Oper stellt das Wesen der Tyrannei und ihre zerstörerischen Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft zur Schau. Die Gruppe Chin Chin Channel, ehemalige Schauspieler*innen des legendären Janka-Kupala-Theaters, wird einen ihrer seltenen satirischen Live-Auftritte beim Festival haben.
Das in der belarusischen Diaspora sehr aktive Kuratorinnen-Duo Ambasada Kultury stellt die Kunstplattform „Antiwarcoalition.art“ vor. Digitale Solidarität leistet das Kollektiv eeefff mit seiner „School of Algorithmic Solidarity“, die Fragen zu Solidarität und Dekolonisierung im post-sowjetischen Kontext stellt und partizipative Module mit dem Publikum entwickelt.
Im ACUDkino gibt das Filmprogramm einen Einblick in die Vielfalt des aktuellen belarusischen Filmschaffens. Neben einem Kurzfilmprogramm werden auch Dokumentar- und Langspielfilme mit Filmgesprächen präsentiert.
Noch bis zum 29. Mai ist in der Galerie im Körnerpark die von Katharina von Hagenow, Uladzimir Hramovich und Paulina Olszewska kuratierte Ausstellung „manchmal halte ich mich an der luft fest“ zu sehen. In der gemeinsam mit der Prater Galerie und der Galerie im Körnerpark organisierten Ausstellung schauen junge belarusische Künstler*innen im Exil zurück auf die Proteste, die ihr Leben radikal verändert haben. In ihrer Kunst beschäftigen sie sich mit den Repressionen in ihrem Heimatland und der Angst vor dauernder Überwachung, die auch im Exil nicht endet.
Nach gefälschten Präsidentschaftswahlen im August 2020 und dem damit einhergehenden Einsatz von brutaler Gewalt gegen die Opposition sind bis heute mehr als 1.500 politische Gefangene unter äußerst gefährlichen Bedingungen in Haft. Tausende mussten das Land verlassen, unter ihnen viele Kulturschaffende. Die traumatischen Erfahrungen wirken bis heute nach. Auch das Goethe-Institut in Minsk wurde zwangsweise geschlossen.
Die kulturelle Diaspora ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen, Litauen und Georgien aktiv. Das Goethe-Institut im Exil verbindet diese Szenen. So werden einzelne künstlerische Positionen in den Dialog gesetzt. Die gemeinsame Programmentwicklung mit den Goethe-Instituten in Warschau, Krakau, Vilnius und Tbilissi ist ein Novum in der Arbeit des Goethe-Instituts im Exil und unterstreicht die große Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Ausland und Inland für die Exil-Arbeit des Goethe-Instituts weltweit.
Nach Schwerpunkten auf der Ukraine, dem Iran und Afghanistan setzt das Goethe-Institut im Exil ab Februar 2024 einen neuen Fokus auf Belarus. Das Projekt widmet sich Künstler*innen und Kulturschaffenden aus Ländern, in denen das Goethe-Institut aufgrund von Krieg, Zensur oder politischen Repressionen nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten kann.
Das Goethe-Institut im Exil Belarus zeigt die Vitalität und Diversität der belarusischen Kulturszenen in der Diaspora mit dem Kulturfestival im ACUD in Berlin. Unabhängige Kunstproduktionen, die Selbstorganisation von Kulturschaffenden sowie Solidarität und Fürsorge im Kulturbereich spielen dabei eine wichtige Rolle. Neben der künstlerischen Sichtbarkeit der Diaspora-Kulturschaffenden sollen der Aufbau professioneller Netzwerke gefördert und nachhaltige Strukturen belarusischer Kultur im Exil gestärkt werden.
Weitere Informationen: http://goethe.de/exil
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