28.07.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Horváth und Partners.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Managementberatung Horváth & Partners. Der Untersuchung zufolge ermöglichen beliebte agile Methoden wie Kanban, Scrum und Design Thinking Effizienzsteigerungen von bis zu 12 %.
Niedrige Zinsen, zunehmende Finanzmarktregulierung, Digitalisierung und neue Wettbewerber wie FinTechs setzen Kreditinstitute unter Druck. Auf die veränderten Marktbedingungen reagieren viele mit einer gesteigerten Fokussierung auf einen effizienten Geschäftsablauf. Die Einführung von agilen Arbeitsmethoden soll da Abhilfe schaffen. Doch oft werden diese in Finanzinstituten nicht konsequent genug umgesetzt. Lediglich 12 % der Institute nutzen agile Ansätze bereits umfassend. „Wenn Banken und Finanzdienstleister diese Instrumente nur halbherzig einsetzen, schöpfen sie nicht das gesamte Potenzial aus“, sagt Dr. Marcus Dahmen, Leiter des Beratungsbereichs Banking Transformation bei Horváth & Partners. „Bei vollständiger Implementierung können Institute bis zu acht % mehr Kosten sparen und bis zu sechs % mehr Ertrag erwirtschaften.“
Unter den agilen Methoden ist Kanban die beliebteste. 86 % der Firmen, die bereits Erfahrung mit agilem Arbeiten haben, nutzen diesen Ansatz. Knapp dahinter folgen Scrum und Design Thinking, die jeweils 81 % bereits einsetzen. Die Studie zeigt auch: Mit Kanban sind bei kompromissloser Umsetzung Effizienzsteigerungen von bis zu 12 % möglich. Bei Scrum sind bis zu zehn % und bei Design Thinking bis zu sechs % denkbar.
Je mehr Routine Finanzinstitute bei der Nutzung agiler Instrumente haben, desto stärker wächst ihr Anspruch. Das gilt sowohl für Erträge als auch für Kosten. So erwarten erfahrene Institute im Durchschnitt beim Ertrag eine Steigerung von 8,6 %, die Kosten wiederum sollen um 7,9 % sinken. Unerfahrene Anwender legen die Messlatte niedriger an. Sie rechnen in der Regel mit einer Ertragssteigerung von 5,9 % und einer Kostenreduktion von 4,2 %. Insbesondere bei den Kosten können die Geldhäuser ihre Ziele aber oft nicht erreichen. Im Durchschnitt konnten die befragten Institute ihre Kosten durch agile Arbeitsweisen nur um 3,6 % reduzieren. Höher war der Effekt beim Ertrag, der in der Regel um 4,1 % gesteigert werden konnte. „Aufgrund des niedrigen Umsetzungsgrads bleiben die Effekte des agilen Arbeitens oft hinter den Erwartungen zurück“, sagt Dahmen. „Finanzinstitute sollten einzelne Instrumente intensiv nutzen, statt viele Ansätze gleichzeitig zu verwenden.“
Bei der Einführung von agilen Arbeitsprozessen ergeben sich zahlreiche Herausforderungen. Unerfahrene Anwender nennen hier vor allem die nachhaltige Verankerung der Methoden und das Aufbrechen verkrusteter Strukturen. Im Gegensatz dazu sehen erfahrene Institute die größte Schwierigkeit darin, dass das Topmanagement die Veränderungen akzeptiert. Als herausfordernd wird zudem der Übergang von der alten zur neuen Arbeitsweise empfunden.
Bislang erzielen kleinere Geldhäuser mit agilen Methoden höhere Steigerungen beim Ertrag. Während sie diesen im Schnitt um 12,5 % steigern konnten, liegen im Vergleich dazu mittlere (9,1 %) und große Kreditinstitute (5,8 %) deutlich zurück.
Was die einzelnen Banken mit agilem Arbeiten konkret erreichen wollen, kann sich stark unterscheiden. So ist kleinen und mittelgroßen Häusern oft die Erhöhung der Kommunikationsgeschwindigkeit besonders wichtig. Große Institute erachten hingegen häufig die Steigerung der Innovationsfähigkeit als wichtigstes Ziel. Auch zwischen den Institutsgruppen gibt es verschiedene Zielsetzungen. So versprechen sich Privat- und Geschäftsbanken sowie Volksbanken von Agilität in erster Linie eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Sparkassen streben vor allem danach, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.
Für die „Effizienzstudie 2019/2020“ wurden von Mai 2019 bis Oktober 2019 über 50 Experten der Finanzbranche in Deutschland und Österreich von Horváth & Partners befragt.
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