27.03.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Der Gesamtumsatz der DAX Konzerne stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 15,5 Prozent und erreichte mit 1,8 Billionen Euro eine neue Rekordmarke. Im vierten Quartal lag das Wachstum immerhin noch bei 12,4 Prozent. Der operative Gewinn der Unternehmen kletterte zwar auch auf ein neues Rekordniveau, das Wachstum lag aber nur bei 3,4 Prozent – im vierten Quartal wurde sogar ein Rückgang um 10,6 Prozent registriert. Fast alle DAX-Konzerne legten beim Umsatz zu – nur zwei Unternehmen verzeichnete niedrigere Umsätze als im Vorjahreszeitraum. Die Gewinnentwicklung war weniger eindeutig: Bei immerhin 15 Unternehmen ging der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.
„Die DAX-Konzerne trotzten auch im Schlussquartal des vergangenen Jahres der schwachen Konjunkturentwicklung und erzielten neue Rekordumsätze. Auch wenn die Gewinnentwicklung weniger positiv verlief, haben sich die Unternehmen damit insgesamt besser entwickelt, als man angesichts einer drohenden akuten Energiekrise und einer drohenden Rezession vermuten konnte“, fasst Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, zusammen. „Ein Grund für die starke Entwicklung: Den meisten DAX-Unternehmen gelang es, hohe Kosten bei Personal, Beschaffung und Energie an ihre Kunden weiterzugeben. Einige Unternehmen profitieren zudem von einem komfortablen Auftragspolster aus Pandemiezeiten.“
Allerdings werde diese Sondersituation nicht von Dauer sein, so Ahlers: „2023 werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Die Konjunktur schwächelt, die Rezessionsgefahr ist nicht gebannt. Und geopolitische Risiken sind allgegenwärtig.“
Mathieu Meyer, Partner bei EY, ergänzt:
„Der starke Zinsanstieg in den letzten Monaten kann zu neuen Verwerfungen auf den Finanz- und Kapitalmärkten führen, die sich auch auf die sogenannte Realwirtschaft auswirken können. Hinzu kommt die nach wie vor sehr hohe Inflation, die das Verbrauchervertrauen und damit die Konsumlust dämpft.“ Auch die Spannungen zwischen China und den USA und eventuelle Sanktionen und Handelsbeschränkungen könnten erneut zu gravierenden negativen Auswirkungen auf die deutschen Top-Unternehmen führen. Meyer fasst daher zusammen: „Auch 2023 wird ganz im Zeichen einer hohen Inflation, hoher Zinsen und erheblicher geopolitischer Spannungen stehen.“
Am besten haben sich im vergangenen Jahr die Geschäfte in den USA entwickelt. In Nordamerika stiegen die Umsätze in Summe um 23 Prozent, der Anteil der Region am Gesamtumsatz der DAX-Konzerne stieg gegenüber dem Vorjahr von 27,7 auf 30,0 Prozent. „Die US-Konjunktur ist derzeit der Wachstumsmotor für die DAX-Konzerne, damit wird dieser Markt für die deutschen Unternehmen immer wichtiger“, sagt Meyer. „Und zwar nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Produktionsstandort.“ Denn das US-Subventionspaket „Inflation Reduction Act“ führe dazu, dass derzeit viele Industrieunternehmen konkrete Investitionen in den USA planen. „Der Standort USA ist aktuell hoch attraktiv: niedrige Energiepreisen, hohe und planbare Fördermittel, starkes Geschäftswachstum. In allen drei Feldern hat Europa derzeit das Nachsehen.“
In Europa wurde im vergangenen Jahr nur ein Umsatzwachstum von sechs Prozent erzielt, in Asien lag das Wachstum immerhin bei 14 Prozent. “Die Wachstumschancen in Europa sind derzeit überschaubar“, so Meyer. „Die USA bieten derzeit deutlich mehr Wachstumspotenzial.“
Ahlers ergänzt:
„Wir müssen Wege finden, Deutschland als attraktiven Standort zu erhalten, ohne in einen Subventionswettlauf mit den USA einzusteigen. Derzeit laufen wir allerdings Gefahr, dass Deutschland im Produktionsverbund der Großkonzerne weiter an Bedeutung verliert und Neuinvestitionen aus Kostengründen eher woanders getätigt werden.“
Die gewinnstärksten Unternehmen waren im vergangenen Jahr die Autokonzerne Volkswagen und Mercedes-Benz mit 22,1 bzw. 20,5 Milliarden Euro. BMW belegt im Gewinnranking mit einem Gewinn von 14,0 Milliarden Euro den fünften Platz. Bei der Beschäftigung reichte es bei den DAX-Konzernen in Summe immerhin für ein Plus von 2,1 Prozent – das allerdings auch auf Zukäufe bzw. neu konsolidierte Unternehmen zurückzuführen ist. Sechs Unternehmen meldeten eine niedrigere Beschäftigtenzahl als im Vorjahr.
„Die DAX-Konzerne investieren in Wachstum, die Beschäftigung steigt trotz des konjunkturellen Gegenwinds“, sagt Ahlers. „Wir sehen aber gleichzeitig, dass das Kostenbewusstsein zugenommen hat. Viele Unternehmen führen Effizienzprogramme durch, um flexibel zu bleiben und ihre Margen hoch zu halten.“ zu halten.“
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