13.03.2023 — Samira Sieverdingbeck. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Kreatives Denken gilt meist als Eigenschaft, die Menschen vorbehalten und Maschinen verwehrt bleibt. Doch Text- und Bild-generierende Programme, wie ChatGPT oder DALL-E, stellen diese Annahme vermeintlich auf den Kopf. Fragt man ChatGPT, ob es kreativ ist, antwortet es: „Als KI bin ich nicht kreativ im menschlichen Sinne, da ich nicht in der Lage bin, eigene Emotionen oder Gedanken zu haben.“ Anhand von Daten und Parametern, könne es jedoch kreative Aufgaben ausführen, also Kunst produzieren.
Genau solche Vorgaben liefert Refik Anadol, einer der meist besprochenen Künstler unserer Zeit. 1985 wurde er in Istanbul geboren, studierte dort später Fotografie, Video und Kunst. Im Anschluss zog es ihn nach Los Angeles, wo er Design- und Medienkunst studierte. Heute leitet er dort das Refik Anadol Studio und das RAS LAB. Mit seinem 14-köpfigen Team arbeitet er meist mehrere Jahre an jedem seiner faszinierenden Projekte.
Dem Spiegel gegenüber sagt Anadol: „Ich will Maschinen träumen lassen.“ Aus unentwirrbaren Daten wird Kunst. Es entstehen immersive Installationen. Farben schwappen den Zuschauenden förmlich entgegen und bleiben doch im Bildschirm gefangen. Korallenartige Formen, buntgefärbter Sandstein, wogendes Wasser und Aufnahmen auf Mikroskop-Ebene. Was wirkt wie ein Abbild der Natur, sind in Wirklichkeit tausende Pixel, aneinander gereiht durch Algorithmen und Datenberechnungen.
Die verarbeiteten Datenmengen sind riesig. Für „Quantum Memories“ arbeitete das Team um Anadol mit 200 Millionen Fotos der Erde. Aus den Aufnahmen der Natur, der Landschaften und Ozeane erschuf Anadol eine „alternative Realität der Natur“. Für die Ausstellung „Unsupervised“ im Museum of Modern Art in New York arbeiteten sie mit den Ausstellungen des Museums selbst. Anhand der Metadaten der Kunstwerke entstand so ein Remix der bereits ausgestellten Stück – eine Neuzusammenstellung moderner Kunst.
Anadol zeigt mit seinen Werken in Übergröße, wie KI Kunst schaffen kann. Den Menschen ersetzen kann sie dabei nicht. Anadol ist der kreative Kopf, der Künstler hinter den Projekten. Sein Pinsel: die KI; seine Leinwand: Bildschirme.
Auf der Webseite von Refik Anadol können Sie sich einige seiner Werke ansehen. Wenn Sie Lust haben, die Farbgewalt in voller Größe auf sich wirken zu lassen, können Sie das bis zum 30. April noch im Kunstpalast Düsseldorf tun. Alle weiteren Ausstellungsorte erfordern eine längere Reise.
Quellen und Hintergründe:
Bild: Pixabay (Pexels, Pexels Lizenz)