15.01.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V..
Der ITK-Sektor würde damit um den Faktor drei bis vier stärker wachsen als die Wirtschaft insgesamt. Im vergangenen Jahr hatten die ITK-Umsätze um 2,0 Prozent auf 215 Milliarden Euro zugelegt. Das Umsatzwachstum hat auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten in der ITK-Branche soll laut Bitkom im Jahresverlauf 2024 um 36.000 wachsen, auf 1,368 Millionen. Bereits 2023 sind 28.000 neue Arbeitsplätze entstanden. „Die meisten Unternehmen der Bitkom-Branche präsentieren sich krisenfest. Auch unter schwierigen konjunkturellen Bedingungen, geprägt von geopolitischen Krisen und Haushaltskürzungen, legen Umsätze und Beschäftigung zu. Insbesondere das Arbeitsplatzwachstum könnte noch deutlich größer ausfallen, der Fachkräftemangel erweist sich hier als Hemmschuh“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
Digitalisierung ist die Antwort auf die aktuellen Herausforderungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Staat. Unser Vorsatz für 2024 muss lauten: Mehr Entschlossenheit bei der Digitalisierung und mehr Freiraum für Innovationen.
Das Geschäftsklima in der Digitalwirtschaft entwickelt sich gegen den Trend der Gesamtwirtschaft positiv, wie der von Bitkom und ifo Institut erstellte Digitalindex zeigt. Während der ifo Index für die Gesamtwirtschaft im Dezember von minus 9,4 Punkten noch einmal auf minus 11,2 zurückging, legte der Digitalindex von 6,0 auf 9,8 Punkte zu. Die positive Entwicklung spiegelt sich auch in den Investitionsplanungen der ITK-Unternehmen wider. So wollen 22 Prozent ihre Investitionen 2024 erhöhen und 61 Prozent die Ausgaben konstant halten, 17 Prozent müssen auf die Bremse treten. Dabei wird vor allem in Software sowie Forschung und Entwicklung investiert. „Die Bitkom-Branche startet mit Zuversicht ins neue Jahr. Sie bringt mit ihren Lösungen Effizienz- und Produktivitätszuwächse für die Unternehmen und sie macht positive Stimmung. Beides braucht Deutschlands Konjunktur derzeit wohl dringender denn je“, so Wintergerst.
Die Informationstechnik ist dabei der wichtigste Wachstumstreiber. Nach einer leichten Wachstumsdelle im vergangenen Jahr (plus 2,2 Prozent auf 142,9 Milliarden Euro) werden 2024 nach der aktuellen Prognose 151,5 Milliarden Euro umgesetzt, das entspricht einem Plus von 6,1 Prozent. Vor allem das Geschäft mit Software legt stark zu (plus 9,4 Prozent auf 45,5 Milliarden Euro). Dabei wachsen die Umsätze mit Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software überdurchschnittlich, und zwar um 12,3 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro. Hier spiegelt sich auch der aktuelle Boom bei Künstlicher Intelligenz wider. Das Geschäft mit KI-Plattformen wächst um 38,3 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. „Künstliche Intelligenz wird 2024 das Top-Thema bleiben. Unternehmen sollten sich jetzt mit KI beschäftigen, entsprechende Projekte aufsetzen und auch in die Technologie investieren“, so Wintergerst.
„Die Politik muss bei der Umsetzung des AI-Acts Augenmaß beweisen und dafür sorgen, dass KI in Deutschland und Europa sowohl weiter genutzt als auch entwickelt werden kann.“
Deutlich zulegen kann auch das Geschäft mit Software für die Systeminfrastruktur von Unternehmen. In diesem Segment legen die Umsätze um voraussichtlich 8,1 Prozent auf 10,0 Milliarden Euro zu. Sicherheitssoftware hat daran einen Anteil von 3,9 Milliarden Euro, das entspricht einem Anstieg um 12,7 Prozent. Stark wachsend sind auch die Umsätze mit sonstigen Software-Anwendungen, sie legen um 8,5 Prozent auf 23,2 Milliarden Euro zu. Darin enthalten sind unter anderem Kollaboration-Tools zur Zusammenarbeit und zum mobilen Arbeiten, die überdurchschnittlich um 13,5 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro wachsen.
Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen steigen laut Bitkom 2024 um 4,8 Prozent auf 51,7 Milliarden Euro. Besonders kräftig wachsen dabei Dienstleistungen mit Cloud-Bezug, die einen Anteil von 17,7 Milliarden Euro am gesamten IT-Service-Markt haben und um 17 Prozent zulegen.
Das insgesamt starke IT-Wachstum zeigt, dass die deutsche Wirtschaft das Thema Digitalisierung ernst nimmt. Die Investitionsbereitschaft bleibt auch unter schwierigen Bedingungen hoch. — Wintergerst
Der Markt für IT-Hardware ist nach einem Einbruch im vergangenen Jahr (minus 5,4 Prozent auf 52,0 Milliarden Euro) wieder deutlich ins Plus gedreht und soll 2024 um 4,6 Prozent auf 54,4 Milliarden Euro zulegen. Größter Wachstumstreiber bleibt dabei der Bereich Infrastructure-as-Service, also gemietete Server, Netzwerk- und Speicherkapazitäten, der um 24,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zulegt. Ebenfalls zweistellig wachsen die Umsätze mit Workstations (plus 17,8 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro) sowie mit Wearables (plus 15,7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro). Das Geschäft mit PCs erholt sich und legt um 4,2 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zu. Unterhalb der Nulllinie entwickeln sich dagegen die Umsätze mit Sicherheitstechnologien, die nach mehreren starken Wachstumsjahren um 1,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro sinken. „Das Hardware-Geschäft normalisiert sich allmählich auf Vor-Corona-Niveau – wir haben einen sehr starken Nachfrage-Anstieg mit Beginn der Pandemie gesehen und dann einen deutlichen Einbruch im Vorjahr. Die Unsicherheiten bleiben aber hoch, auch mit Blick auf Lieferketten“, so Wintergerst. „Keinesfalls sollte an der IT-Sicherheit gespart werden. Die Bedrohungslage im Cyberspace hat sich verschärft.“
Das vierte Jahr in Folge verzeichnet das Geschäft mit klassischer Unterhaltungselektronik einen Rückgang. Nach einem Minus von 2,1 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr erwartet Bitkom für 2024 einen weiteren Umsatzrückgang um 3,4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. „Die klassische Unterhaltungselektronik hat es weiterhin schwer. Die Branche hofft zumindest auf einen leichten Fußball-EM-Effekt bei Fernsehgeräten“, sagt Wintergerst. Beim Geschäft mit Spielekonsolen erwartet Bitkom in diesem Jahr keinen Sondereffekt durch neue Konsolen-Generationen.
Im Markt für Telekommunikation erwartet Bitkom für 2024 ein Wachstum um 1,0 Prozent auf 72,8 Milliarden Euro. Den größten Anteil daran hat das Geschäft mit Telekommunikationsdiensten, die 52,6 Milliarden Euro ausmachen (plus 1,6 Prozent). Die Investitionen in Telekommunikations-Infrastruktur gehen in der Summe leicht um 1,0 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zurück, allerdings gibt es in diesem Segment deutliche Unterschiede. So schrumpfen die Ausgaben für Ethernet Switches (minus 10,0 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro) sowie IP PBX, also Voice-over-IP-Telefonie (minus 8,6 Prozent auf 0,2 Milliarden Euro) deutlich. Dagegen steigen Investitionen in Zugangsinfrastruktur, sowohl kabelgebundene (plus 7,0 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro) als auch mobile (plus 6,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro). Die Umsätze mit Endgeräten bleiben mit minus 0,2 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres. „Die Investitionen in den Ausbau von Festnetz und Mobilfunk bleiben hoch“, sagt Wintergerst.
„Das Wachstumspotenzial bei Telekommunikationsdiensten ist aufgrund des scharfen Preis- und Infrastrukturwettbewerbs jedoch begrenzt.“
Die Umsätze mit IT und Telekommunikation werden weltweit 2024 der Prognose zufolge um 5,6 Prozent auf 4,91 Billionen Euro zulegen. Das größte Wachstum verbucht dabei Indien mit einem Plus von 7,9 Prozent, dahinter folgen die USA (6,3 Prozent), China (5,7 Prozent), Großbritannien (5,6 Prozent) sowie Japan (3,5 Prozent). Die EU ohne Deutschland kommt auf ein Wachstum von 5,9 Prozent.
Beim Blick auf die weltweiten Marktanteile können die USA ihre Vormachtstellung ausbauen und kommen nun auf 38,0 Prozent. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand China (11,4 Prozent), Japan (4,8 Prozent) und Großbritannien (4,3 Prozent). Deutschland liegt mit 4,0 Prozent nur auf Rang 5, Indien kommt auf 2,5 Prozent Weltmarktanteil. Auf die EU ohne Deutschland entfallen 10,8 Prozent der globalen ITK-Ausgaben. „Damit Deutschland bei der Digitalisierung aufholt, müssen die Unternehmen und Verwaltungen ihre Investitionen entschiedener hochfahren“, so Wintergerst. Von der Bundesregierung fordert Wintergerst, dass sie Wirtschaft und Wachstum in den Mittelpunkt ihrer Politik rückt und bei der Digitalisierung aufs Tempo drückt. Wintergerst: „Wirtschaftliche Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit braucht digitale Infrastrukturen, digitalisierte Verwaltungen und digitalisierte Unternehmen. Die Digitalisierung zu treiben, hat sich die Ampelkoalition vorgenommen. Von 334 digitalpolitischen Vorhaben dieser Legislatur hat die Bundesregierung allerdings erst 60 abgeschlossen, 226 sind in Umsetzung, 48 wurden noch nicht begonnen. Macht die Bundesregierung im bisherigen Tempo weiter, wird sie bis zur nächsten Wahl nur jedes zweite Digitalvorhaben abschließen. Das Tempo in der Digitalpolitik muss mehr als verdoppelt werden.“ Dies sei dringend nötig, auch um die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken und den Schutz im Cyberraum zu erhöhen.
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