07.11.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Die Folge werden sinkende Gewinne und Margen sein.
Ebenfalls besorgt schauen CEOs auf das langsamere Wirtschaftswachstum in Schlüsselmärkten: 22 Prozent der Befragten weltweit und 19 Prozent der deutschen Manager sehen die schwache Konjunkturentwicklung als größtes Hindernis für die Maximierung von Umsatz und Rentabilität im Jahr 2024.
Das sind Ergebnisse des aktuellen CEO-Survey von EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.200 Vorstandsvorsitzenden in Großunternehmen weltweit, davon 100 in Deutschland. Die Befragung fand im Oktober statt.
Angesichts der absehbaren Gewinneinbußen planen Unternehmen weltweit spürbare Einschnitte beim Personalbestand: Weltweit steht bei 36 Prozent der Unternehmen ein Personalabbau auf der Agenda – in Deutschland planen hingegen 26 Prozent der CEOs, die Zahl der Stellen zu reduzieren. Einen Einstellungsstopp soll es bei jedem vierten Unternehmen weltweit (24 Prozent) und 15 Prozent der deutschen Konzerne geben. Statt auf festangestellte Mitarbeiter setzen 38 Prozent der Unternehmen weltweit und 42 Prozent der deutschen Unternehmen zudem verstärkt auf Zeitarbeiter und Stundenkräfte.
„Der Wind bläst den CEOs immer kräftiger ins Gesicht“, beobachtet Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter des Bereichs Strategy and Transactions bei EY in der Region Westeuropa. „Die Sondersituation der Pandemie und der Lieferschwierigkeiten, die den Unternehmen teils rekordhohe Margen bescherten, ist vorbei. Jetzt haben wir einen Mix aus lahmender Konjunktur, anhaltend hoher Inflation, politischen Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Da setzen immer mehr Unternehmen den Rotstift an. Das bedeutet auch: Es wird kräftige Einschnitte beim Personal geben.“
Dazu gehören auch Sparmaßnahmen wie das Aussetzen von Lohnerhöhungen oder die Kürzung von Boni – jeweils von 28 Prozent (weltweit) bzw. 29 Prozent (Deutschland) der Unternehmen geplant. Keinerlei Sparmaßnahmen im Personalbereich planen gerade einmal neun Prozent der deutschen Unternehmen und sieben Prozent der Unternehmen weltweit.
„Im vergangenen Jahrzehnt zeigte der Trend bei der Beschäftigung bei den meisten Großunternehmen klar nach oben“, sagt Gall.
„Das ist jetzt vorbei. Denn zum einen ist die konjunkturelle Großwetterlage wirklich besorgniserregend. Zum anderen bietet die fortschreitende Einführung von KI-Technologien in Zukunft die Möglichkeit, menschliche Arbeit durch intelligente Technologie weiter zu ergänzen. Um diese Transformation erfolgreich zu meistern, erfordert es eines Paradigmenwechsels bei der Ausgestaltung von Aufgaben und der Qualifizierung von Mitarbeitenden.“
Wie stark Unternehmen weltweit auf KI setzen, zeigt sich auch daran, dass an dieser Stelle nicht gespart wird: 99 Prozent der befragten Großunternehmen weltweit und 97 Prozent der deutschen Konzerne planen aktuell größere Investitionen in generative KI. Diese Investitionen werden in erster Linie durch Umschichtung aus den Technologie- und anderen Budgets getätigt, immerhin 30 Prozent der befragten Unternehmen weltweit finanzieren diese Investitionen ganz oder teilweise durch die Neuaufnahme von Kapital. Zudem planen 46 Prozent der Unternehmen weltweit und 49 Prozent der deutschen Unternehmen, zusätzliches Personal mit KI-Fähigkeiten einzustellen.
Gall rechnet dennoch unterm Strich mit einem Beschäftigungsrückgang durch KI: „Richtig eingesetzt kann Künstliche Intelligenz zu erheblichen Fortschritten bei der Automatisierung und Effizienzsteigerung führen, aber auch in den Bereichen Forschung und Entwicklung und bei der Kundenansprache. An vielen Stellen wird KI bestimmte Aufgaben erledigen, die bislang von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übernommen wurden. Das wird nicht nur spürbare Auswirkungen auf die Beschäftigungsstruktur haben – in allen Bereichen und auf allen Hierarchieebenen. Auch das Up- und Reskilling von Mitarbeitenden, also die Weiterentwicklung von Kompetenzen, wird stark an Bedeutung gewinnen.“
Die deutlich verdüsterten Konjunkturaussichten führen nicht nur zu verschobenen oder ganz abgesagten Investitionen. Auch Zu- und Verkäufe von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen stehen aktuell nur noch bei wenigen Konzernen ganz oben auf der Agenda: Weltweit sinkt der Anteil der Unternehmen, die Fusionen oder Übernahmen planen, im Vergleich zum Frühjahr von 59 auf 35 Prozent, in Deutschland sogar von 62 auf 22 Prozent – der niedrigste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2010. „Die meisten Unternehmen hatten sich auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage in der zweiten Jahreshälfte eingestellt. Nun aber sehen wir uns nicht nur mit einer anhaltenden Konjunkturschwäche weltweit, sondern auch mit einer dramatischen Zuspitzung der geopolitischen Situation konfrontiert“, so Gall.
„Diese Phase der Unsicherheit führt dazu, dass Investitionen noch einmal überdacht werden. Ganz große Transaktionen werden vorläufig die Ausnahme sein, die Mehrzahl der Unternehmenslenker wartet lieber ab, wie sich die Lage entwickelt.“
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