21.05.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: McKinsey & Company.
Vier von fünf deutschen Banken (82%) betrachten regulatorische Compliance als wichtiges ESG-Ziel. Geschäftswachstum und die Erfüllung von Kundenbedürfnissen stehen dagegen beim Thema ESG nur für jede zweite Bank (jeweils 55%) im Vordergrund. Aspekte wie Risikominimierung (36%), die Zufriedenheit der Aktionäre (18%) oder der Mitarbeiter (9%) spielen beim Thema ESG bislang nur eher untergeordnete Rollen. Dies geht aus einer Umfrage mit Schwerpunkt auf dem Firmenkundengeschäft unter deutschen Regional- und Großbanken für die Studie „Wachstumschance für deutsche Banken: ESG-Potenziale stärker ausschöpfen“ der Unternehmensberatung McKinsey hervor.
Dabei kann es sich für die Banken lohnen, das Geschäftspotenzial im Bereich ESG gezielt zu erschließen. Allein im deutschen Firmenkundengeschäft dürften die Erträge mit ESG-Produkten ab 2025 nach McKinsey-Schätzungen rund 7,5 Mrd. Euro jährlich betragen. Diese setzen sich aus 5,5 Mrd. Euro aus der Transitionsfinanzierung und jeweils rund einer Mrd. Euro aus ESG-bezogenen Kapitalmarkt- sowie Zahlungsverkehrsprodukten zusammen. „Für die Banken hierzulande bleibt ESG ein zentrales Zukunftsthema, das es strategisch anzugehen gilt“, sagt Markus Röhrig, Partner bei McKinsey und einer der Autoren der Studie.
Neben einem differenzierten Produkt- und Serviceangebot wird der Ausbau der Beratungsexpertise für ausgewählte Sektoren immer wichtiger. Spezielle Sektorteams verfügen etwa über ein tiefes Verständnis von Branchenspezifika, die angesichts der Komplexität von ESG-Transformationen essenziell für die Kreditvergabe und Beratung bei der Transition sind.
Mit Blick auf die Ausrichtung des Produktportfolios auf ESG-Kriterien zeigt die Umfrage, dass ein Großteil der Banken bereits ESG-Produkte wie grüne Investitionskredite (82%), grüne Anleihen (73%) oder grüne Anlageprodukte (64%) in das eigene Angebot integriert hat. Dennoch gibt es Produktbereiche, in denen die deutschen Institute hinter den europäischen Marktführern liegen wie etwa nachhaltige Handelsfinanzierungen, die in Deutschland nur ein Drittel (36%) und in Westeuropa jedes zweite Institut (53%) anbietet. Beim Angebot von ESG-Services setzen die deutschen Banken derzeit vor allem auf Leistungen, die nahe an den Kernaktivitäten liegen. Im ESG-Bereich führende Institute in Europa haben dagegen bereits Ökosysteme etwa in den Bereichen erneuerbare Energien, Immobilien oder Landwirtschaft aufgebaut und können so ihren Kunden ein breites Portfolio zusätzlicher Services anbieten.
„Auch wenn es in einzelnen Feldern noch Luft nach oben gibt, sind die deutschen Banken mit ihrem Produktangebot im Bereich Sustainable Finance insgesamt gut positioniert, um den Übergang in eine nachhaltige Wirtschaft zu finanzieren“, sagt Lukas Gaertner, Partner bei McKinsey und einer der Autoren der Studie.
Trotz der aktuell verhaltenen Nachfrage nach ESG-Krediten bleibt der Investitionsbedarf für die Transformation der Wirtschaft hoch und Banken müssen das Thema weiter im Blick behalten. Das gilt nicht nur mit Blick auf die Umsetzung regulatorischer Anforderungen, sondern auch auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.
Bild: Mike Kononov (Unsplash, Unsplash Lizenz)