07.07.2022 — Hannah Nielsen. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Google hat bei der Spracherkennung der Google Suchanfragen ein neues Update entwickelt. Mithilfe des T5 (Text To Text Transfer Transformer) Natural Language Processing Models sollen nicht nur kurze Antworten mit Namen, Daten, Fakten geliefert werden, sondern auch komplexere Fragen verstanden und beantwortet werden. Als Beispiel verwendet Google dafür die Suchanfrage: „Ich habe den Mt. Adams bestiegen und will jetzt den Mt. Fuji erklimmen. Wie muss ich mich anders vorbereiten?“ Was bisher mit vielen umständlichen Suchanfragen herausgefunden werden musste, um Temperaturen, Höhe der Berge und notwendige Ausrüstung zu vergleichen, soll laut Google-Mitarbeiter Pandu Nayak deutlich einfacher werden, da „MUM“ nicht nur Sprache versteht, sondern auch generiert und auch andere Informationen wie Bilder (und in der Zukunft auch Video und Audio) in den Auswertungsprozess integrieren soll. Die MUM (Multitask Unified Model) will also nicht nur Fakten und Zahlen zu den beiden Bergen liefern, sondern weiß, dass diese miteinander verglichen werden sollen. Aufgrund der Suchanfrage „vorbereiten“ könnte nicht nur die Ausrüstung, sondern auch das Fitness-Training interessant werden. MUM weiß das!
Durch den C4-Korpus (Colossal Clean Crawled Corpus) hat MUM viel lernen können und ist damit den Kinderschuhen der Entwicklung entwachsen. Durch das C4-Trainingslager ist MUM bis zu 1000-mal leistungsfähiger als ihr kleiner Bruder BERT.
Bisher wurde als Spracherkennung die Software BERT eingesetzt, die Suchanfragen im Hintergrund umschreiben musste, um dann in Wortbrocken antworten zu können. Im Gegensatz dazu kann MUM ganze Sätze beantworten, auswerten, zusammenfassen und in andere Sprachen übersetzen bzw. die Antwort in fremdsprachigen Quellen suchen und dann die Antwort in die Sprache des Google-Suchenden übersetzen.
In seinem Artikel über die neue KI MUM äußert sich Julian Dziki, Autor für Seokratie und SEO-Experte, über die Anwendbarkeit von Google MUM. Denn mit MUM werden viele Versprechungen gegeben, doch gerade am Anfang sind solche Systeme noch fehleranfällig, wodurch Google genau überlegen muss, wo MUM eingesetzt wird, um nicht durch fehlerhafte Suchergebnisse Nutzer zu verlieren. Weiterhin erklärt Dziki, dass alle Suchergebnisse bei Google live berechnet werden und die Rechenkapazitäten Geld kosten, weshalb immer abgewogen werden muss, ob sich die aufwendige Technologie MUM für die „klassische Suche“ überhaupt schon rechnet. Komplexe Suchen kosten mehr Geld als BERTs Standard-Antworten. So wird MUM vermutlich in ausgewählten Bereichen eingesetzt, in denen sie ihr Wissen weiter ausbauen und erproben kann, bevor sie sich immer weiter an die Spitze arbeitet und dann die Führung des Google-Orakels übernimmt.
Manchmal hat man Zeitdruck und kann sich die langen Erklärungen von Mama einfach nicht anhören, warum diese oder jene Entscheidung getroffen wurde. Auch bei Google ist mit MUM eine Anpassung der Suchergebnisse durch die Customer Journey und die neuen Funktionen Refine and Broaden Search möglich. So kann man, wenn man es genau wissen will, die Suche noch spezifischer ausformulieren (zu „Acrylfarben Bilder“ könnte man den Zusatz „Ideen“, „Techniken“ oder „Kurse“ auswählen) oder man will einen schnellen Überblick zu allen groben Zusammenhängen erhalten, ohne groß ins Detail zu gehen (zu „Acrylfarben Bilder“ werden Obergruppen wie „Maltechniken“ oder „Berühmte Maler“ vorgeschlagen). Dadurch wird die Stichwortsuche hilfreich erweitert und erleichtert auch das Eintauchen in die Tiefen komplexer Themen.
Die Befürchtung, das MUM ihre Informationen von anderen Webseiten bezieht und Fragen beantwortet, ohne dass man die Google-Suche verlassen muss, bereitet einigen SEOs Sorge, da somit Klickraten gemindert werden könnten. Anna-Lena Hillenbrand, Managerin Newsroom und strategische Kommunikation bei krick.com, führt aus, dass SEOs, die bei der Suchmaschinenoptimierung ihren Fokus auf Inhalte (Content) legen, kaum eine Veränderung zu spüren sein wird. Nur bei komplexeren Suchanfragen sieht Hillenbrand hier einen Handlungsbedarf für SEOs. Diese können bei der richtigen Vorbereitung aber von dem multilingualen (Mutter-)Sprachen-Genie profitieren, da alternative Medien wie Bild und Ton stärker berücksichtigt werden und Webseiten dadurch auch in anderssprachigen Suchergebnissen aufgenommen werden.
Dziki empfiehlt, da YouTube in den Suchergebnissen noch präsenter wird, sich dahingehend gut zu positionieren. Gerade die jüngeren Erdenbürger schauen sich lieber Videos an, statt lange Texte zu lesen. Wer also seine „Klicks“ sichern will und nicht Mama von allem wichtigen erzählen lassen will, der sollte sich laut einiger Stimmen deshalb gut mit dem Medium YouTube auseinandersetzen und sich damit die „Erreichbarkeit“ der Nutzer sichern. Dadurch, dass die bisherige Textverarbeitung in der Google-Suche erweitert wird, macht sich auch die Konkurrenz in den Suchergebnissen breit und es wird ein Kampf um den Platz als „Mamas Liebling“ entstehen.
Quellen und Hintergründe:
Bild: RODNAE Productions (Pexels, Pexels Lizenz)