06.10.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PricewaterhouseCoopers GmbH.
Dies sind einige der Kernergebnisse der Studie „Digitalisierung im Finanz- und Rechnungswesen 2020“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) erstellt hat. Für die Analyse hat PwC im ersten Quartal 2020 Entscheider aus mehr als 100 mittelständischen und Großunternehmen unterschiedlicher Branchen befragt.
Zwar entscheiden bei den meisten Unternehmen noch immer Vorstand bzw. Geschäftsführung über die technologische Architektur des Finanz- und Rechnungswesens. Allerdings sind Fachexperten aus dem mittleren Management immer häufiger daran beteiligt. Ihr Anteil bei Entscheidungen zur Technologiearchitektur ist 2020 auf 28 % gestiegen – gegenüber 19 % in der Vorgängerstudie 2019.
Die befragten Entscheider empfinden außerdem den Technologieeinsatz im Accounting ihrer Unternehmen häufiger als progressiv. So beurteilten 35 % (2019: 29 %) der Unternehmen den Einsatz als „progressiv“ oder sogar „sehr progressiv“. Für „konservativ“ halten dagegen 24 % der Unternehmen ihren Technologieeinsatz (2019: 27 %). So geben beispielsweise erheblich weniger Befragte an, die Konsistenz ihrer Berichterstattung manuell zu analysieren (30 ggü. 44 % 2019). Dagegen hat sich der Anteil der Unternehmen, die ein vollständig integriertes Reporting verwenden, im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt (zehn statt fünf %). Etwas häufiger nutzen die Unternehmen inzwischen Systeme für quantitative Angaben in allen Reports (23 statt 19 %).
Leicht rückläufig ist allerdings im Durchschnitt der befragten Unternehmen der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Mehr als die Hälfte (54 %) der befragten Entscheider gibt an, dass sich ihr Unternehmen derzeit nicht mit KI beschäftigt, und nur jedes siebte Unternehmen nutzt die Technologie tatsächlich. Prof. Dr. Rüdiger Loitz, Leiter Capital Markets & Accounting Advisory Services bei PwC Deutschland und Co-Autor der Studie, kommentiert: „Die Erwartungen an KI waren bei unserer ersten Digitalisierungsstudie aus dem Jahr 2016 hoch. Inzwischen haben viele Unternehmen erkannt, dass es für Erfolge beim Einsatz der Technologie mehr Zeit, vor allem aber die richtigen Anwendungen braucht.“ Und er ergänzt: „Vor allem für das Benchmarking und die externe Berichterstattung lässt sich KI mit großem Mehrwert einsetzen.“
Die befragten Unternehmen jedoch, die KI bereits einsetzen, tun dies bei bestimmten Aufgaben wesentlich intensiver. So ist beispielsweise der Anteil der Befragten, der KI zum automatischen Auslesen von Verträgen nutzt, auf mehr als das Doppelte gestiegen (53 % ggü. 26 % 2019). Noch ausgeprägter ist der Anstieg von KI zur Verbesserung von Geschäftsprozessen (67 statt 26 %).
Leicht zugenommen hat gegenüber 2019 die Automatisierung von Routineprozessen mithilfe sogenannter Software-Roboter (Robotic Process Automation, RPA). So gaben 15 % – gegenüber 13 % im Vorjahr – der befragten Unternehmen an, eigenentwickelte (fünf %) bzw. am Markt erhältliche (zehn %) Robotics im Accounting einzusetzen. Und: Ein Drittel der Entscheider (33 %) plant, Robotics für Routineaufgaben im Finanz- und Rechnungswesen einzusetzen – sechs % mehr als 2019.
Diese Unternehmen wollen die Technologie vor allem für den Zahlungsverkehr nutzen (2020: 24 %, 2019: 19 %). „RPA entlastet Mitarbeiter vor allem bei manuellen, sich häufig wiederholenden Tätigkeiten und reduziert die Fehleranfälligkeit etwa bei Dateneingaben deutlich“, sagt Petra Justenhoven von PwC. „Die Sorge vor einem hohen Implementierungsaufwand, die manche Entscheider umtreibt, ist oftmals unbegründet. Einführungsdauer und Kosten für den RPA-Einsatz werden in aller Regel überschätzt.“
Die Studie beleuchtet auch die Erfahrungen der befragten Entscheider mit und ihre Erwartungen an eine zunehmend digitale Abschlussprüfung. So glauben zehn % (2019: fünf %) von ihnen, dass sie dadurch „in erheblichem Umfang“ bis dato unbekannte Informationen über ihr Unternehmen erhalten. Und mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) erwartet einen Automatisierungsgrad von 40 % und mehr in den nächsten fünf Jahren (ggü. 43 % 2019).
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