06.05.2021 — Moira Frank. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Warum in die Ferne schweifen? Frei nach Goethe machen viele Deutsche schon seit Jahren im eigenen Land Urlaub, statt sich in den Flieger in die Tropen zu setzen oder auf Autobahnen im Stau zu schmoren. Das macht das Reisen günstiger, umweltfreundlicher und noch dazu oft lehrreich: Wer hätte gedacht, dass es daheim so schöne Ecken gibt?
Doch in der Pandemie war und ist das Reisen auch in des Landesgrenzen stark eingeschränkt. Wer unter großem Fernweh leidet, muss weiterhin stark bleiben – oder einmal durch die Angebote virtueller Reisen stöbern, die immer zahlreicher und spannender werden. Die Koffer dürfen Sie gern auf dem Schrank lassen und die Sonnencreme im Regal. Alles, was Sie brauchen, ist Laptop, Tablet oder Smartphone. Solange Sie damit ins Internet können, sind Sie bereit für das Erkunden der Welt vom Bildschirm aus. Nur für spezielle Angebote, die etwa über Zoom oder Skype stattfinden, brauchen Sie auch eine Webcam.
Gerade für echte Globetrotter*innen klingt das virtuelle Reisen zunächst womöglich völlig überflüssig. Muss man denn wirklich alles in die digitale Welt verlegen? Niemand bestreitet, dass es schöner ist, die herrlichen, naturbelassenen Landschaften von Neuseeland selbst zu bewandern, den Wind der Ostsee in den Haaren zu spüren und einmal auf der Golden Gate Bridge zu stehen. Das will natürlich niemand abschaffen oder komplett durchs Sitzen auf dem Sofa ersetzen. Doch nicht nur die Pandemie macht dem klassischen Reisen oft einen Strich durch die Rechnung. Viele Menschen können aus finanziellen, familiären oder gesundheitlichen Gründen nicht verreisen – oder nicht so weit.
Virtuelles Reisen wird das klassische Reisen nicht ersetzen, sondern es ergänzen. Wir zeigen Ihnen, dass es sich lohnt. Von der Museumstour über die Erkundung des Vatikans bis hin zum Wohnzimmer-Konzert: Hier ist wirklich für alle etwas dabei!
So viel Welt und so wenig Zeit und Geld, um sie zu besuchen. Zum Glück für Sie sind große Teile der Welt, von der pulsierenden Metropole bis zum abgelegenen Niemandsland, sind auf Google Street View und Google Earth erschlossen und laden dazu ein, von Ihnen per Drag & Drop bereist zu werden. Bestaunen Sie einige der größten Weltwunder in der 360-Grad-Ansicht, wandern Sie über den Walk of Fame und lesen Sie ausgewählte Highlights etwa über die amerikanischen Nationalparks. Sogar den Vatikan können Sie besuchen – auch mit Audiokommentar durch einen Guide für Ihre Reise. Das beliebte Spiel GeoGuessr, bei dem man etwa an einem Punkt der Weltkarte ausgesetzt wird und zum nächsten Flughafen finden muss, ist zwar inzwischen kostenpflichtig, es gibt aber auch eine kostenfreie Karte zum Reinschnuppern.
Die Welt kennen Sie schon? Dann werfen Sie doch mal einen Blick auf den Mars! Die NASA zeigt Ihnen leerreich und in 360 Grad, was die Curiosity fotografiert hat.
Zwar sind viele Angebote fürs virtuelle Reisen kostenlos, doch auch der Markt für kostenpflichtige Angebote wird größer. Für knapp 8 USD kann man so zum Beispiel die Chinesische Mauer bereisen. Es gibt aber auch teurere Angebote, bei denen zwar virtuell gereist wird, Kund*innen aber auch tatsächlich etwas erhalten, zum Beispiel Merchandise oder per Post ein Koch-Paket, sodass das italienische Essen, zu dem man sich abends in Rom zusammensetzen würde, selbst gekocht und am Abschluss der Tour genossen werden kann. Wenn für Sie zur Reise in die schottischen Highlands der Whisky einfach dazugehört, dann können Sie ein entsprechendes Paket buchen, bei dem die Kostprobe inbegriffen ist.
Wer sagt, dass nur Menschen sich live übertragen können? International haben Zoos, Tier- und Nationalparks kostenlose Livestreams eingerichtet, über die Zuschauer*innen Wildtiere von ganz nah dran beobachten können – ohne zu stören, Tickets zu kaufen und sich die Beine in den Bauch zu stehen. Beim Zoo Zürich darf man etwa ins Giraffenhaus schauen. Nilpferd, Koala, Pinguin: Auch der San Diego Zoo bietet auf seiner Website rund um die Uhr Livestreams zu vielen seiner Tiere. Wenn es dunkel ist, wird der Stream vom Morgen wiederholt. Auf der Website des Edinburgh Zoo können Sie Pandas dabei zusehen, wie sie Bambus vertilgen. Ein bisschen Geduld müssen Sie bei scheuen Tieren natürlich trotzdem mitbringen, schließlich ist etwa dem Tiger die Webcam ziemlich egal. Wer besonders begeistert ist, darf natürlich eine Spende dalassen.
Die Mona Lisa kennen wir alle. Im Museum gesehen haben sie die wenigstens. Doch muss man für ein so kleines Bild extra nach Paris reisen? Sicher, es heißt, ihr wissendes Lächeln würde live einfach unbeschreiblich wirken. Aber sicher hätte Meister Da Vinci, Erfinder und Visionär, nichts dagegen, dass sie auch aus der sicheren Ferne des Internets bewundert wird. Seiten wie 360Cities bieten Touren durch Museen an. Das Rijksmuseum in den Niederlanden bietet auf Google Arts & Culture mehrere Online-Ausstellungen mit Kommentar, bei denen Sie die alten Meister*innen von ganz nah am Bildschirm bewundern können.
Sie lieben Gärten? Dann wird Sie die Tour der Villa Vizcaya mit ihrem historischen Garten begeistern. Hier empfehlen wir unbedingt, Kopfhörer aufzusetzen, um das Rauschen des Wassers und das Singen der Zikaden genießen zu können. Rosen sind eher Ihr Ding? Dann schauen Sie in den botanischen Gärten des Huntington vorbei.
Ganz wird ein Online-Konzert wohl nie an das Offline-Erlebnis herankommen, doch dafür müssen Sie sich auch nicht später über Ohrenschmerzen ärgern oder über die überteuerten Getränke an der Bar. Zahlreiche Anbieter*innen listen online musikalische Streaming-Events, für die Sie Tickets erwerben können. Auch hier gibt es für fast jede*n was – vom Rock-Konzert bis zum Kindertheater im Stream. Auch Lesungen von – zukünftigen – Lieblings-Autor*innen lassen sich ganz gemütlich im Pyjama genießen. Immer wieder sind auch kostenlose Veranstaltungen dabei, gerade kleine Künstler*innen freuen sich dabei auch sehr über eine Spende.
Ein Ende der Corona-Pandemie zeichnet sich am Horizont ab, doch wann man wieder unbeschwert und ohne sich und andere zu gefährden reisen kann, ist noch nicht abzusehen. Reisen Sie mit unseren Tipps bis dahin doch sicher von zu Hause in die Ferne – oder auch in die Nähe. Bestimmt möchten Sie danach die ein oder andere Attraktion live, in Farbe und in Person sehen. Wir wünschen Ihnen ein tolles Reisevergnügen!
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