03.11.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PricewaterhouseCoopers GmbH.
Viele Unternehmenslenker sind davon überzeugt, bei der Steuerung ihres Unternehmens überwiegend selbstbestimmt und nur wenig von externen Faktoren abhängig zu sein. Den Volatilitätsschock in Folge der Corona-Krise sehen sie eher als historische Ausnahme und weniger als Ausdruck immer unsicherer und volatiler werdender Märkte. Ihren Strategieprozess passen sie in der Folge nur marginal an und verlieren dadurch wertvolle Zeit, um zukünftigen Unsicherheiten zu begegnen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von PwC in Kooperation mit Kantar und der Technischen Universität Darmstadt, für die 157 Entscheider aus Vorstand, Strategie und M&A in der DACH-Region befragt wurden.
Joachim Englert, Leiter Advisory und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
Auffallend ist zudem, dass die Entscheider trotz des unmittelbaren Einflusses der Pandemie für ihr Marktumfeld nur mit einem moderaten Anstieg der Volatilität und Unsicherheit in den kommenden fünf Jahren rechnen. Die Befragten gehen vielmehr davon aus, dass die negativen Auswirkungen der Pandemie auf einen Fünf-Jahres-Horizont gesehen relativ gering sind. COVID-19 wird folglich als temporäres Phänomen gesehen.
Auch die künftige Marktattraktivität und die Wachstumschancen in ihrem Geschäftsumfeld bewerten die Befragten mit Zuversicht. Der große Optimismus der Entscheider zeigt sich auch daran, dass sie sich als überwiegend selbstbestimmt sehen: Sie gehen tendenziell davon aus, dass sie ihr Unternehmen in den kommenden fünf Jahren frei steuern können und nicht stark von externen Faktoren und Einflüssen abhängen.
Die hohe Zuversicht der Unternehmenslenker begründet Joachim Englert folgendermaßen: „Entweder die Unternehmen agieren geschützt in ihrer sicheren Marktnische oder sie unterschätzen die Folgen der Pandemie.“ Denn, so der PwC-Experte, die Auswirkungen der Corona-Krise würden durch die Interventionen der Regierung, etwa das Kurzarbeitergeld oder die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, abgemildert und dadurch möglicherweise verzerrt wahrgenommen. „Bei so viel Optimismus sehe ich zudem das Risiko, dass die Unternehmen ihre aktuelle Situation möglicherweise zu wenig reflektieren und ihren Strategieprozess zu wenig anpassen, um für künftige Unsicherheiten besser gewappnet zu sein“, so Joachim Englert.
Denn Risiken gibt es natürlich zahlreiche, das sehen die Befragten auch so. Nach den größten Bedrohungen für die Positionierung im Wettbewerb befragt, nennen die Studienteilnehmer vor allem einen Wirtschaftsabschwung (80 %), Umweltrisiken und Pandemien (61 %), sich verstärkenden Wettbewerb (60 %) und regulatorische Risiken (55 %). Finanzierungsrisiken sieht nur jeder Vierte als Bedrohung. „Überraschenderweise empfinden die Entscheider die unternehmensspezifischen Risiken als weniger bedrohend als die Gefahren, vor denen die Gesamtwirtschaft aktuell steht“, analysiert Joachim Englert.
Doch die Studie zeigt auch, dass Unternehmen dennoch Anpassungen an ihrem strategischen Kurs vornehmen: So stellen Verantwortliche ihre Strategie daher aktuell in leicht verkürzten Zeitabständen auf den Prüfstand. Je pessimistischer die Befragten die Marktattraktivität und die Zukunftsaussichten einschätzen, desto eher verkürzen sie den Zeithorizont für die Überprüfung ihrer Strategie.
Als wichtigsten Treiber, um ihre Strategie anzupassen, nennen 91 % der Befragten die veränderten Kundenpräferenzen. Drei Viertel führen die Veränderungen im Wettbewerbsumfeld an. Gefragt nach den strategischen Maßnahmen, auf die sich die Entscheider aktuell fokussieren, nennen die Befragten die Optimierung der Effizienz, die Fokussierung auf das Kerngeschäft und die Entwicklung neuer Technologien. Die Neuausrichtung des Portfolios gilt als weitaus weniger wichtig.
Die Entscheidungsträger ergreifen in erster Linie organische Maßnahmen, um ihr Geschäft zu stabilisieren und zu optimieren: Als wichtigste strategische Maßnahmen der kommenden fünf Jahre nennen die Befragten Wachstumsprogramme (75 %) und Restrukturierungen (71 %). Anorganische Maßnahmen wie Transaktionen zur Anpassung des Unternehmensportfolios stehen deutlich seltener auf der Agenda. So ziehen beispielsweise nur 11 % Carve-outs als mögliche Maßnahme in Erwägung.
Joachim Englert, Leiter Advisory und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
Das müsse sich jedoch zukünftig ändern, so die Einschätzung des PwC-Experten: „Anorganische Entwicklungsmaßnahmen wie Akquisitionen oder Veräußerungen werden mittelfristig an Bedeutung gewinnen. Denn im Vergleich mit organischen Maßnahmen bieten Transaktionen zahlreiche Vorteile in Bezug auf Geschwindigkeit und Wirkung“, so das Fazit von Joachim Englert.
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