02.11.2021 — Nele Röder. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Trotz des etwas irreführenden Begriffes verfügt ein Pferd über etwa 24 Pferdestärken. Diese setzt es natürlich nicht immer voll ein. Erst recht nicht, wenn es Aufgaben in Teamarbeit erledigen soll. Das entdeckte der französische Agraringenieur Maximilian Ringelmann im Jahre 1882. Ziehen zwei Pferde eine Kutsche, ist die Leistung nicht doppelt so hoch wie die eines einzelnen Pferdes.
Ringelmann tauschte Kutsche gegen Tau ein und machte beim Seilziehen von Männern dieselbe Beobachtung. Die Zugkraft steigerte sich zwar, verdoppelte oder verdreifachte sich aber nicht, je mehr Männer am Seil zogen. Geboren war der Ringelmann-Effekt: Je größer eine Gruppe, desto geringer die Wahrnehmung der individuellen Leistung. Der persönliche Einsatz sinkt. Das gilt nicht nur fürs Tauziehen oder Kutschenfahren, sondern lässt sich auch tagtäglich in Unternehmen beobachten.
Soziales Faulenzen entsteht also meist dann, wenn die individuelle Leistung nicht mehr sichtbar ist. Das passiert beispielsweise, wenn die Gruppen zu groß sind oder die Leistung nicht mehr gemessen wird. Auch eine fehlende Zuordnung der einzelnen Aufgaben kann potentielle Faulenzer auf den Plan rufen.
Im virtuellen Raum ist die Gefahr des social loafings noch greifbarer. Hier kann schnell das Gefühl aufkommen, dass die eigene Leistung nicht wahrgenommen wird. Es folgt Frustration.
Das Phänomen des Gruppenfaulenzens lässt sich also unter anderem durch die Bildung von kleineren Teams vermeiden, bei denen der Beitrag jeder einzelnen Person sichtbarer wird. Zudem ist ein regelmäßiger Austausch enorm wichtig: Wer hat was wann gemacht? Was muss von wem noch erledigt werden? Gibt es Motivationstiefs?
Regelmäßige Treffen sollten auch dafür genutzt werden, neue Aufgaben direkt klar zuzuordnen und bearbeitete Aufgaben anzuerkennen. Es muss das Gefühl entstehen, dass sich individuelle Leistung und Engagement lohnen und jede:r gleichwertig für den Erfolg des Gruppenprojektes verantwortlich ist. Also: wertschätzen, fördern und messbare Ziele setzen.
Und das einfachste Mittel gegen Faulenzen im Team? Keine Teamarbeit! Natürlich sollten nicht wegen eines möglichen Ringelmann-Effekts alle Gruppenprojekte gestrichen werden. Aber unnötige Gruppenarbeit mit Mitarbeitenden, die viel lieber alleine arbeiten würden, hat nicht die rosigsten Aussichten auf ein effizientes Arbeitsumfeld.
Betrachtet man die Welt als halbvolles Glas lassen sich natürlich auch dem social loafing positive Aspekte abgewinnen. So wird Stress vermieden und es kommt weder zu einer erhöhten Fehlerquote wegen anhaltendem Druck noch zum Ausbrennen wegen Überbelastung. Auch das Miteinander ist gelassener – zumindest, wenn die ganze Gruppe zu Faultieren mutiert.
Quellen und Hintergründe:
Bild: Anel Rossouw (Pexels, Pexels Lizenz)