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Große Freiheit auf kleinem Raum? Für und Wider des Wohntrends Tiny House

17.10.2019  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall AG.

Minimalismus und ein nachhaltiger Lebensstil finden immer mehr Anhänger. Die konsequenteste Form des reduzierten Wohnens ist das Tiny House. Kathrin Milich von der Bausparkasse Schwäbisch Hall nennt Vor- und Nachteile des Lebens auf weniger als 40 Quadratmetern.

Knapper Wohnraum, hohe Quadratmeterpreise – gerade in den Großstädten suchen viele Menschen nach alternativen Wohnformen. Das Tiny House bietet ihnen, was sie brauchen: Kochstelle, Bad und Schlafplatz. Städte wie Dortmund und Hannover planen ganze Minihaus-Siedlungen. Dabei bedeutet der Trend zur freiwilligen Reduktion nicht unbedingt, dass man sich finanziell einschränkt. Denn die Minihäuser gibt es in allen Varianten: vom mobilen Holzhäuschen auf dem Anhänger für den kleinen Geldbeutel bis zum technisch komplett vernetzten 2-Personen-Wohnmodul, das Besitzer individuell planen und aufstellen lassen können. „Das Tiny House ist vor allem ein Ausdruck von Minimalismus“, weiß Schwäbisch Hall-Expertin Kathrin Milich. „Auch beim Wohnen wollen viele Menschen Ballast abwerfen und sich auf das für sie Wesentliche konzentrieren.“

Vorteile: Nachhaltig und mobil

Für viele ist der Klimaschutz ein wichtiges Argument für das Minihaus: Der persönliche ökologische Fußabdruck hängt stark von der genutzten Wohnfläche ab. Denn je kleiner der Raum, desto weniger Baumaterial wird verbraucht und desto weniger muss geheizt werden. Autarke Minihäuser mit Solarmodul, Photovoltaikanlage und Regenwasserbehälter sind besonders klimaschonend. Wer nachhaltig bauen will, findet Modelle aus recyceltem oder nachwachsendem Material. Attraktiv ist das Tiny House außerdem für alle, die nicht für immer am gleichen Ort wohnen wollen oder können, zum Beispiel für Berufs-Nomaden. Sie wählen ein Minihaus, das auf einen Anhänger passt und ziehen ihre Immobilie schnell und einfach mit um.

Nachteile: Mal ineffizient, mal unflexibel

Wie ökologisch das Minihaus aber tatsächlich ist, hängt vom Modell ab. So geht die Mobilität zu Lasten der Energieeffizienz: Ein transportables Modell darf nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen – das schränkt die Möglichkeiten zur Wärmedämmung ein. Und: Zu einem Energieausweis sind Hersteller erst ab 50 Quadratmetern Wohnfläche verpflichtet. Hinzu kommt, dass ein Tiny House sich kaum umbauen lässt, wenn sich die Lebenssituation ändert. Wächst die Familie, fehlt zum Beispiel der Platz fürs Kinderbett. Die meist höher gelegenen Schlafplätze sind nicht barrierefrei. Außerdem ist der Stauraum begrenzt: „Mit zu viel persönlichem Besitz sollte man nicht ins Häuschen einziehen“, so Milich.

Ob ein Tiny House im Alltag das Richtige ist, lässt sich im Urlaub zur Miete erproben. Wer sich dauerhaft fürs Wohnen im Minihaus entscheidet, findet eine breite Auswahl an Modellen. Allerdings setzt das deutsche Recht der Freiheit Grenzen: Auf der Straße gelten für mobile Häuser die Zulassungspflichten eines Campingwagens. Als fester Wohnsitz benötigt ein Tiny House wie jedes andere Haus eine Baugenehmigung und die entsprechenden Anschlüsse an Strom, Wasser und Abwasser. Diese Voraussetzungen sollten unbedingt abgeklärt werden.

Fünf Fragen, die vor dem Erwerb eines Minihauses geklärt sein müssen:

  1. Erlaubt der Bebauungsplan dauerhaftes Wohnen auf dem ausgewählten Grundstück?
  2. Sieht die Landesbauordnung Mindestmaße vor, etwa für Raumhöhe oder Grundfläche?
  3. Kann eine Bauvoranfrage klären, ob ein Minihaus auf dem ausgewählten Grundstück erlaubt ist?
  4. Ist klar, wer den Bauantrag stellen kann, zum Beispiel der Architekt?
  5. Stimmen die Nachbarn dem Bauvorhaben zu?
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