23.11.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Verivox.
Von den Banken mit Hauptsitz oder einer Niederlassung in Deutschland bieten 70 ihren Sparern eine Guthabenverzinsung, nur 22 davon zahlen mehr als 0,01 Prozent aufs Tagesgeld. Für die Auswertung hat Verivox auf den Websites von rund 1.300 Banken die ausgewiesenen Konditionen für 10.000 Euro Anlagesumme recherchiert.
Von den Kreditinstituten in der Auswertung bieten insgesamt 649 ihren Kundinnen und Kunden ein Tagesgeldkonto an und weisen dafür online Konditionen aus. Doch wer sich Zinsen erhofft, wird meist enttäuscht. 545 Banken und Sparkassen weisen einen Tagesgeldzins von 0,00 Prozent aus. Damit bleiben die Sparguthaben bei 84 Prozent aller Banken mit Tagesgeldangebot unverzinst. Sieben weitere Kreditinstitute weisen online ausschließlich einen Negativzins fürs Tagesgeld aus. Den zahlen allerdings zunächst nur Neukunden. Für Bestandskunden gelten Minuszinsen erst, nachdem sie individuell vereinbart wurden.
Von den verbleibenden Geldhäusern bieten 51 ihren Tagesgeldsparern lediglich einen homöopathischen Zins von 0,01 Prozent. Bei diesem Zinssatz bringen 10.000 Euro auf dem Konto gerade noch 1 Euro Zinsen im Jahr. Immerhin: Bei insgesamt 49 Banken erhalten Sparer immer noch Guthabenzinsen in mehr als rein symbolischer Höhe, 22 davon haben ihren Hauptsitz oder eine Niederlassung in Deutschland. Alle ausgewerteten Tagesgeldangebote sind aus Deutschland abschließbar – teilweise über spezielle Einlagenvermittler.
In einer früheren Auswertung im Januar 2020 recherchierte Verivox noch bei 791 Banken ein aktives Tagesgeldangebot, heute sind es 142 Institute weniger. Viele Geldhäuser zeigen auf ihrer Internetseite keine Konditionen mehr, sondern verweisen interessierte Kunden auf die persönliche Beratung in der Filiale. Bei anderen ist das Tagesgeld gleich komplett von der Website verschwunden.
„Bei zahlreichen Banken ist das Tagesgeldkonto auf dem Rückzug“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Immer mehr Institute verabschieden sich vom Tagesgeld und bieten ihren Kunden stattdessen alternative Anlageoptionen an.“ Eines der prominentesten Beispiele ist die ING. Über viele Jahre warb Deutschlands größte Direktbank mit ihrem gut verzinsten Tagesgeldkonto offensiv um neue Kunden. Inzwischen bietet sie ihr einstiges Vorzeigeprodukt nur noch Bestandskunden an, die bereits ein Girokonto oder Wertpapierdepot bei der Bank führen.
Aus Kundensicht hat ein Tagesgeldkonto auch im Zinstief mehrere Vorzüge: Sparer kommen jederzeit an ihr Geld heran und die Kontoführung ist fast immer kostenfrei. Außerdem sind Spareinlagen bis 100.000 Euro pro Bank und Kunde durch den gesetzlichen Einlagenschutz abgesichert. Im Falle einer Bankenpleite erhalten Anleger ihr Guthaben in voller Höhe erstattet. „Darum ist der Teil der Ersparnisse, der kurzfristig verfügbar sein muss, auf dem Tagesgeldkonto immer noch am besten aufgehoben“, sagt Oliver Maier.
Wer Angebote vergleicht, kann sich auch im aktuellen Marktumfeld noch Zinsen sichern. Bei deutschen Banken erhalten Anleger bis zu 0,1 Prozent, Top-Banken mit Sitz im EU-Ausland zahlen in der Spitze 0,25 Prozent.
Bei einer Inflation von zuletzt 4,5 Prozent reichen diese Erträge aber bei Weitem nicht aus, um die laufende Teuerung auszugleichen. Darum sollten Sparer nicht zu viel Geld auf dem Tagesgeldkonto deponieren. „Wer drei Netto-Monatsgehälter als flüssige Finanzreserve vorhält, kann unerwartete Ausgaben wie eine aufwendige Reparatur an Haus oder Auto gut schultern und bleibt bei den meisten Banken auch unterhalb der Grenze für ein Verwahrentgelt“, sagt Oliver Maier.
Der übrige Teil des Vermögens sollte in Geldanlagen mit besseren Rendite-Aussichten fließen – zum Beispiel in einen Mix aus sicherem Festgeld und Wertpapieranlagen. „Der Aktienmarkt bietet die beste Chance auf Renditen oberhalb der Inflationsrate und auf lange Sicht relativieren sich auch die Kursrisiken“, sagt Oliver Maier. „Wer in einen breit gestreuten Index wie den MSCI World investiert und seine Anteile mindestens 15 Jahre lang gehalten hat, war noch nie im Minus und durfte sich im historischen Durchschnitt über mehr als 7 Prozent Rendite im Jahr freuen.“
Bild: Skitterphoto (Pexels, Pexels Lizenz)
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