16.07.2019 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall AG.
„Grundsätzlich erzeugt ein Hausbau immer Emissionen. Am klimafreundlichsten sind Gebäude daher, wenn die eingesetzten Baustoffe wenig Ressourcen bei der Herstellung und beim Zusammenfügen benötigen, aber am Ende auch wieder rückgebaut, recycelt oder sogar wiederverwendet werden können“, erklärt Schwäbisch Hall-Experte Sven Haustein. „Bis dahin sollten die Gebäude so lange wie möglich genutzt werden können.“
Die Gebäudehülle nimmt anteilig die größte Fläche des Hauses ein und fällt daher auch bei der Klimabilanz besonders ins Gewicht. Ob Beton, Ziegel oder eine Holzfassade das Gebäude ummanteln, entscheidet maßgeblich über die Emissionen, die der Neubau verursacht: „Nur bei Verwendung nachwachsender Rohstoffe können Bauprozesse CO2-neutral sein“, sagt Haustein. „Das ist beim Hausbau in erster Linie Holz. Die Produktion fast aller klassischen Baustoffe wie Beton und Stein, Dachziegel oder Glas erfordert hohe Temperaturen und damit einen Energieaufwand, der viel CO2 freisetzt.“ Der Vorteil wiederum: „Mit Beton lassen sich im Hinblick auf Statik, Brand- und Schallschutz vergleichsweise einfach Gebäude errichten“, erläutert Sven Haustein.
Die Branche forscht seit längerem, wie sich die Klimabilanz von Beton verbessern lässt. Beispielsweise gibt es Rezepturen, die sich bei niedrigeren Temperaturen brennen lassen. Das Potenzial ist groß, die Alternativen werden aber erst in einigen Jahren in der Breite nutzbar sein. „Bis dahin bieten Siegel wie das CSC des Concrete Sustainability Council eine gute Orientierung, wie ökologisch, effizient und sozial Hersteller von Beton und Zement arbeiten“, so der Architekt.
Ähnliches gilt für Ziegel- oder Kalksteinbauweise. Beide werden gebrannt, was die Klimabilanz beim Bau negativ ausfallen lässt. Kompensieren lässt sich dieses Minus über eine lange Nutzungsdauer.
Wer ein klassisch gedecktes Dach mit Ziegeln umgehen will, hat zwei Möglichkeiten: „Die Dachfläche lässt sich auch mit Photovoltaikplatten decken, die tagsüber Strom liefern und so viel für die Klimabilanz während der Nutzungsdauer des Gebäudes tun. Alternativ funktioniert bei leichter Dachneigung auch ein Gründach. Egal, wie man sich entscheidet: Kieswüsten auf Flachdächern sollten alle Immobilienbesitzer vermeiden, sie helfen weder der Klimabilanz des Gebäudes noch verbessern sie das Wohnklima im Innern“, appelliert der Schwäbisch Hall-Experte.
Beim Bauen mit Holz unterscheidet man Holzmassivbauten und Holzrahmenbauweisen, wie sie meist in Fertighäusern verwendet werden. Der Vorteil in der CO2-Bilanz entsteht vor allem durch die Einsparung von Energie bei Herstellung und Errichtung des Gebäudes. Bauherren sollten auf das FSC-Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft und kurze Transportwege achten.
Eine wirksame Dämmung hält Wärme im Winter im Innern und schützt das Gebäude im Sommer vor Überwärmung, wie Experten den Hitzestau unterm Dach nennen. Herkömmliche Dämmverbundsysteme wie Polystyrol lassen sich leicht verarbeiten, haben aber als Erdölprodukte einen fossilen Ursprung. „Was durch die Produktion an CO2 freigesetzt wird, kompensieren die Verbundsysteme aber nach einigen Jahren durch ihren Dämmwert“, sagt Sven Haustein. Mit organischen Materialien wie Seegras, Flachs oder Hanf stehen darüber hinaus ökologische Dämmstoffe zur Verfügung, die wirksam vor Feuchtigkeit schützen und richtig aufgebaut auch resistent gegen Schädlinge sind. Allerdings sind sie in der Regel noch etwas teurer als die synthetischen und mineralischen Dämmstoffe. Tipp des Experten: „Umweltbewusste Bauherren sollten gezielt bei Architekt oder Bauträger nach ökologischem Material fragen.“
Dreifach verglaste Energiesparfenster reduzieren Wärmeverluste zuverlässig. Glas ist zwar in der Herstellung energieintensiv, kommt aber dank seiner Lebensdauer auf eine vergleichsweise gute Klimabilanz. „Fenster machen solare Energie direkt nutzbar. Bauherren sollten daher immer versuchen, viel solare Wärme durch die Fenster einzufangen“, rät Haustein. Entgegen den Erwartungen weisen Kunststofffenster in der Herstellung eine verhältnismäßig günstige Ökobilanz auf, nur Holzrahmen lassen sich noch klimaschonender produzieren. Je nach Art der Beschichtung, muss man bei Holzfenstern aber nach fünf oder zehn Jahren Lasur oder Lackierung überarbeiten. Dieser Aufwand fällt bei Kunststofffenstern weg. Aluminiumrahmen haben während der Nutzungsphase ähnliche Dämmeigenschaften wie Holz oder Kunststoff, ihre Herstellung ist aber deutlich energieintensiver.
Erneuerbare Energieformen sind im Neubau längst gängig: Solarthermie nutzt Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung und zur Heizungsunterstützung, Geothermie macht Erdwärme für den Wohnraum, Photovoltaik das Sonnenlicht für die Stromversorgung nutzbar. „Die Dachfläche für Solarwärme oder -strom zu nutzen, ist die einfachste Methode seine Klimabilanz zu verbessern“, erklärt Haustein. CO2-neutral heizen können Hausbesitzer mit Wärmepumpen, Holz oder Pellets. „Die Festbrennstoffheizung hat höhere Anschaffungskosten, dafür sind Pellets günstiger und preisstabiler als fossile Brennstoffe. Man muss aber auch etwas mehr Wartungsaufwand einplanen“, so Haustein. Dass die Pellets aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, können Hausbesitzer unter anderem über das PEFC-Siegel prüfen.
Das Fazit des Schwäbisch Hall-Architekten: „Die Devise muss lauten: Klimaschonend zu bauen und zu wohnen. Dabei können Bauherren sich am Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) orientieren. Nachhaltige Wohngebäude müssen nicht viel teurer als konventionelle Häuser sein. Laut Angaben der DGNB entstehen Bauherren, die entsprechend einer Zertifizierung für nachhaltige Gebäude bauen, Mehrkosten von einem bis maximal sechs Prozent der Gesamtsumme. Dafür investieren Besitzer in höhere Wohnqualität und dauerhaft niedrigere Betriebskosten. Und noch ein Gedanke: Mit kleinerer Wohnfläche fällt auch der ökologische Fußabdruck gleich eine Nummer kleiner aus.“
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