Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie halten an. Damit bleiben etwa finanzielle Sorgen, die Angst vor einer möglichen Infektion oder das Gefühl der sozialen Isolation. Wie Sie die schwierige Zeit trotzdem gut überstehen, erklärt Dr. Catharina Stahn, wissenschaftliche Expertin des ifaa.
„Vor allem die Ungewissheit über ein Ende der Pandemie beziehungsweise über ein beherrschbares Virus macht mürbe und schlägt aufs Gemüt,“ so die Expertin des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. Zudem lädt das winterliche Wetter nicht unbedingt dazu ein, an der frischen Luft aktiv zu sein oder sich draußen ggf. mit Freunden oder der Familie zu treffen.
Hilflosigkeit dem Großen und Ganzen gegenüber
„Auch wenn sich durch die sinkenden Fallzahlen ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigt, werden wir wohl noch Einiges an Durchhaltevermögen an den Tag legen müssen, bis wir wieder zu so etwas wie Normalität zurückkehren“, so Stahn. „Jeder von uns kann zwar etwas tun, wie die Vorgaben und Regeln zum Schutz vor einer Infektion und zur Entlastung des Gesundheitssystems einzuhalten. Aber das Große und Ganze zu verändern liegt nicht in der Macht jedes Einzelnen,“ ergänzt die Psychologin. Diese Form der Hilflosigkeit und auch die Ungewissheit, wann zum Beispiel Einschränkungen wieder gelockert werden, können dem ein oder anderen zusetzen. Im Kleinen können aber folgende Tipps helfen – auch für den beruflichen Kontext.
Struktur und Kontakte: Raus aus der sozialen Isolation in Beruf und Privatleben
- Wichtig ist es, dem Tag eine Struktur zu geben, gerade bei der Arbeit im Homeoffice. Durch diese Arbeitsform wird eine hohe Flexibilität ermöglicht. Jedoch ist es gerade hier wichtig, dass zum Beispiel bewusste Pausen eingelegt werden, in denen nicht gearbeitet wird und auch der Aufgabenzettel für die Hausarbeit ruht.
- Nach wie vor ist es ratsam, Nachrichten nur dosiert zu verfolgen – gerade für Menschen, die schnell verunsichert werden.
- Für Menschen, die arbeitssuchend sind oder sich in Kurzarbeit befinden, ist eine geregelte Tagesstruktur ebenfalls entscheidend, um nicht „in ein Loch“ zu fallen.
- Halten Sie Kontakte zu Freunden und der Familie, nutzen Sie dazu digitale Technologien. Zu wissen, dass man nicht allein ist, kann helfen, mit einer schwierigen Situation besser umzugehen. Allerdings sollte der Austausch nicht hauptsächlich von gegenseitigem Bedauern und Klagen geprägt sein – das kann einen nachteiligen Effekt haben.
- Halten Sie ebenso Kontakt zu Ihren Kollegen und Ihrer Führungskraft; ein Gespräch abseits der Arbeit hilft, den Zusammenhalt zu stärken.
- Führungskräfte sollten in Bezug auf Häufigkeit und Intensität der Kommunikation zu den Beschäftigten berücksichtigen, dass sich nicht für jeden Beschäftigten die Arbeit im Homeoffice gleich gut eignet, auch wenn die Tätigkeit es prinzipiell hergibt. Aufgrund der aktuellen Lage soll jeder Beschäftigte, soweit möglich, seine Tätigkeit von zu Hause aus erledigen. Hier ist es empfehlenswert, einen besonders intensiven Kontakt zu jenen Beschäftigten zu halten, die die Arbeit im Homeoffice als eher herausfordernd empfinden und gegebenenfalls durch Homeschooling oder Kinderbetreuung einer weiteren Belastung ausgesetzt sind. Gerade in der aktuellen Situation sollte neben arbeitsbezogenen Themen auch ein informeller Austausch stattfinden – sofern vom Beschäftigten gewünscht.
- Die Corona-Pandemie ist für die meisten Menschen ein zusätzlicher, bedeutsamer Belastungsfaktor, der sich auf den unterschiedlichsten Ebenen auswirken kann. Menschen, die das Gefühl haben, in einer Krise zu stecken, sollten einen Facharzt – zumindest ihren Hausarzt aufsuchen. Es sollte abgeklärt werden, ob eine behandlungsbedürftige psychische Störung vorliegt.