17.10.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Deloitte.
Den Kauf der nächsten Smartphone-Generation nach hinten schieben? Oder die Smartwatch von der Wunschliste streichen? Während sich das Konsumklima vielerorts eintrübt, gibt es im Digitalbereich noch keine Anzeichen von Konsumverzicht: Die große Mehrheit der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher plant, ihre Budgets für Consumer Hardware, Medien und Konnektivität im Vergleich zum Vorjahr nicht zu reduzieren.
Für das gewünschte Endgerät würden sogar 36 Prozent mehr ausgeben als noch 2021, während 50 Prozent ihr Vorjahres-Budget beibehalten wollen. Lediglich 14 Prozent haben vor, ihre Ausgaben für Devices zu senken. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des „Digital Consumer Trends Survey“, für den Deloitte im Juni und Juli über 38.000 Personen aus 22 Ländern befragt hat, darunter 2.000 in Deutschland.
„Die Erkenntnisse sind ein klarer Beleg für den hohen Stellenwert, der digitalen Konsumgütern inzwischen beigemessen wird – trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage“, so Tim Bottke, Partner und Leiter Telecommunications, Media & Entertainment (TME) bei Deloitte. „Für die Branche sind das gute Nachrichten, da auch im derzeit schwierigen ökonomischen Umfeld weiterhin mit stabilen Umsätzen gerechnet werden kann.“
Im Bereich Hardware verteidigt das Smartphone einmal mehr seinen Spitzenplatz unter den am weitesten verbreiteten Devices: 92 Prozent der Befragten besitzen eines, was in etwa dem Vorjahresniveau entspricht. Erst mit einigem Abstand folgen Laptop (76 Prozent) und Tablet (58 Prozent) auf den Rängen zwei und drei. Als Wachstums-Champion erweist sich einmal mehr die Smartwatch, deren Verbreitung im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte auf nunmehr 25 Prozent zulegt – und damit am E-Reader, der bisherigen Nummer vier, vorbeizieht. Bei der Nutzungsintensität belegt die intelligente Armbanduhr sogar Rang zwei hinter dem Smartphone – knapp drei Viertel ihrer Besitzer tragen sie regelmäßig. In der Gunst weiter zulegen können auch Fitness-Tracker (19 Prozent) und Virtual-Reality-Brille (6 Prozent).
Grundvoraussetzung für ungetrübten Spaß vor dem Display ist ein starkes Durchhaltevermögen. Darum ist die Akkulaufzeit für vier von zehn Befragten das wichtigste Kriterium, wenn es um den Erwerb eines neuen Smartphones geht – noch deutlich vor den Eigenschaften Bedienbarkeit (27 Prozent) und Kameraqualität (26 Prozent). Nachhaltigkeit ist beim Smartphone-Kauf hingegen kein großes Thema: Lediglich 12 Prozent interessiert die erwartete Lebensdauer eines Geräts, für nur fünf Prozent ist die CO2-Bilanz und für drei Prozent die Reparaturfreundlichkeit kaufentscheidend. Gerade einmal zwei Prozent achten auf die Verwendung recycelter Materialien.
„Aktuell lässt sich die Mehrheit der Konsumentinnen und Konsumenten beim Smartphone-Kauf eher von praktischen Kriterien leiten. Gleichzeitig gibt jedoch immerhin ein Drittel der Survey-Teilnehmenden an, sogar mehr für ein Smartphone mit besserer CO2-Bilanz ausgeben zu wollen. Für Hersteller von Consumer Hardware lohnt es sich darum, das Thema Nachhaltigkeit nicht auf die lange Bank zu schieben“, ergänzt Bottke. „Das setzt allerdings voraus, dass Anbieter mehr Aufklärungsarbeit leisten und mit entsprechenden Argumenten und letztlich auch Produkten nachlegen.“
Auch wenn das Gros der Verbraucherinnen und Verbraucher das Budget für Medien-Abonnements im Vergleich zum Vorjahr nicht reduzieren will, deutet sich für den hart umkämpften Streaming-Markt ein Ende des ungebremsten Wachstums an. Anders als in Großbritannien hat der Zuwachs der Abos hierzulande zwar noch nicht seinen Scheitelpunkt überschritten, doch das Wachstum hat sich verlangsamt: Im Vergleich zum Vorjahr steigt der Nutzeranteil kostenpflichtiger Dienste auf 65 Prozent an. Eine Zunahme um vier Prozentpunkte, die sich allerdings nicht mit den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre messen kann.
Aus Anbietersicht rücken darum werbebasierte Angebote zunehmend in den Fokus, um mit günstigeren oder sogar kostenfreien Einstiegsmöglichkeiten neue Anreize zu schaffen. Mit „AVoD“ (Ad-Supported Video on Demand) und „FAST“ (Free-Ad-Supported-Streaming-TV) stehen bereits zwei erprobte Geschäftsmodelle bereit, die zum Beispiel in den USA oder in Asien vermehrt zum Einsatz kommen. In Deutschland können sich 31 Prozent der Befragten den Einstieg ins Streamen mit Werbeunterbrechung vorstellen, wobei die Bereitschaft in den jüngeren Alterssegmenten besonders hoch ist: Bei den 18- bis 24-Jährigen sind ganze 44 Prozent offen für werbebasierte Video-Dienste.
Kostenpflichtige Abonnements sind auch in Sachen Gaming keine Randnotiz mehr: Insgesamt 34 Prozent der Befragten, die regelmäßig spielen, greifen inzwischen auf verschiedenste Abo-Dienste zurück. Und der Anteil der Game-Enthusiasten unter den Survey-Teilnehmenden ist beachtlich: Altersübergreifend vertreiben sich 66 Prozent mehr oder weniger regelmäßig ihre Zeit mit elektronischen Spielen. Selbst bei den über 65-Jährigen tut dies fast jeder Zweite hin und wieder.
Auch fürs Gaming greift eine Mehrheit von 51 Prozent zum Smartphone, deutlich vor dem PC (39 Prozent) und der Konsole (31 Prozent). Dazu passend stehen in der Beliebtheitsskala der unterschiedlichen Spieletypen vor allem die Smartphone-zentrierten, kurzweiligen und leicht zugänglichen ‚Casual Games‘ ganz oben, gefolgt von Karten- und Strategiespielen.
Knapp drei Jahre nach dem Release des High-Speed-Mobilfunknetzes scheint der 5G-Funke noch immer nicht auf die Verbraucherinnen und Verbraucher übergesprungen zu sein: Zwar verfügen inzwischen knapp ein Viertel der Befragten über ein 5G-fähiges Smartphone mitsamt passendem Tarif. Allerdings berichten knapp 50 Prozent der 5G-User von fehlender Netzabdeckung, mehr als ein Drittel können zudem keine Performance-Unterschiede im Vergleich zu 4G feststellen. Insgesamt stehen knapp die Hälfte aller Survey-Teilnehmenden der neuesten Mobilfunkgeneration bislang gleichgültig gegenüber oder fühlen sich nicht ausreichend informiert.
„Auch wenn derzeit auf Konsumentenseite noch Zurückhaltung herrscht: Die Migration zu Smartphones mit 5G-Standard hat Fahrt aufgenommen und wird sich zügig fortsetzen“, erklärt Tim Bottke. „Hersteller und Netzbetreiber sind hier gefragt, das aktuell hohe Informationsdefizit auszugleichen und mit passenden Use-Cases die Leistungsfähigkeit von 5G-Infrastrukturen unter Beweis zu stellen.“
Weitere Informationen zum Survey finden Sie hier.
Bild: Andrea Picaquadio (Pexels, Pexels Lizenz)