08.04.2021 — Moira Frank. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Der menschliche Umgang mit Fehlern und dem Scheitern allgemein ist paradox: Einerseits hat wohl jede*r schon mal einen Fehler gemacht, aber andererseits möchte niemand das zugeben. Was, wenn man ausgelacht wird – oder den Zorn der Mitmenschen auf sich zieht?
So verständlich diese Einstellung ist, so gefährlich ist sie für Unternehmen. Kränkelt oder fehlt die sogenannte Fehlerkultur ganz, kehren Mitarbeiter*innen und auch Chef*innen Probleme, die sie verursacht haben, aus Angst vor den Konsequenzen lieber unter den Teppich, wo sie oft viel zu spät entdeckt werden und gern mal monströse Ausmaße annehmen, die man bei früherem Entdecken und Eingreifen hätte verhindern können. Oft werden auch Fehler unnötig wiederholt, weil niemand etwa neue Teammitglieder vor ihnen gewarnt hat.
Das Problem ist korrekt identifiziert – doch was ist die Antwort? Die individuelle Einstellung zu Fehlern mag zwar lobenswert offen sein, doch es müssen immer auch die anderen mitziehen. Eine Lösung für Teams könnte zum Beispiel lauten: Wir führen die regelmäßige Fuck-up Hour ein!
Hinter der zugegeben etwas derben Bezeichnung steckt ein Meeting, bei dem im Team jede*r den letzten persönlich gemachten Fehler vorstellt, damit alle davon lernen können. So wird das Problem, wenn das noch nicht geschehen ist, gemeinsam behoben, die Fehlerquelle identifiziert und der Fehler nicht noch einmal gemacht. Das spart Zeit und Stress. Gleichzeitig wird das Vertrauen ins Team gestärkt: Wir sind schließlich alle menschlich – und wenn es ein Problem gibt, beheben wir es gemeinsam.
Mit der etwa zweiwöchentlich stattfindenden Fuck-up Hour kann so nach und nach eine gesunde Fehlerkultur wachsen und gedeihen. Dabei darf auch gern mal gemeinsam gelacht werden. Nur versteckte Prahlerei und Spott sind, wie man so schön sagt, fehl am Platz. Und sollte mal tatsächlich niemand einen Fehler mitbringen, dürfen stattdessen auch innovative Tipps fürs bessere Arbeiten ausgetauscht werden – oder mal durchgeatmet, bevor es zurück an die Arbeit geht.
Bild: Andrea Piacquadio (Pexels, Pexels Lizenz)