22.11.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: ifo Institut.
„Der Grund: Es gibt in Unternehmen und im Staatshaushalt praktisch keine ursächliche Verknüpfung zwischen grünen Finanzierungsinstrumenten und einer Verwendung der Gelder für grüne Zwecke“, sagt Marcel Thum, Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. „Green Finance“ habe daher nicht unbedingt die positiven Eigenschaften, die Anleger*innen sich von ihnen erhofften.
Allerdings können sich Privatanleger*innen aktiv in Entscheidungsprozesse im Unternehmen einbringen, entweder persönlich oder über ihre Fondsvertreter*innen, um eine tatsächliche Änderung in der Produktion hin zu mehr Nachhaltigkeit anzustoßen. „Dabei müssen sie aber bereit sein, Renditeeinbußen hinzunehmen, denn eine grünere Unternehmenspolitik geht in der Regel zulasten der Erträge“, sagt Thum.
Unternehmen, die grüne Aktien ausgeben, wirtschaften dadurch allein nicht nachhaltiger. Werden Aktientitel von Firmen zusammengestellt, die ökologisch verantwortlich wirtschaften, führt das den Autoren zufolge noch nicht zu einer tatsächlichen Veränderung in der gesamtwirtschaftlichen Produktion. „Wer in grüne Finanzanlagen investiert, macht dadurch zwar sein eigenes Portfolio grüner, aber es ändert sich nichts an den Emissionen der Gesamtwirtschaft“, sagt Jan Pieter Krahnen, SAFE-Direktor und einer der Autoren.
Ähnlich verhält es sich bei grünen Staatsanleihen. Diese kann der Bund in genau der Höhe emittieren, in der vorher grüne Ausgaben im Bundeshaushalt identifiziert werden konnten. Somit werden also lediglich konventionelle durch grüne Anleihen ersetzt: „Durch grüne Staatsanleihen werden dem Bundeshaushalt keine zusätzlichen Mittel zur nachhaltigen Transformation zur Verfügung gestellt“, sagt ESMT-Präsident Jörg Rocholl. Kaufen Privatanleger*innen grüne Staatsanleihen, kann es daher keine direkte Einflussnahme auf den Klimaschutz geben.
Banken und Fondsgesellschaften bieten grüne Aktien, Staatsanleihen und Portfolios an. Mit ihrer Hilfe soll die Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt werden.
Die Autoren fordern, den Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsbemühungen auf einen politischen Regulierungsrahmen zu legen statt auf privates Engagement. Beispielsweise ließe sich der Schadstoffausstoß mithilfe eines Emissionshandelssystems erheblich verringern, sodass ein machbarer Anpassungspfad in Richtung einer CO2-neutralen Gesellschaft erreicht werde.
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