16.12.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Hans Böckler Stiftung.
Das Frühwarnsystem, das die aktuell verfügbaren Wirtschaftsdaten bündelt, weist für den Zeitraum von Dezember 2021 bis Ende Februar 2022 eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 45,2 Prozent aus. Sie ist um gut vier Prozentpunkte höher als im November (40,8 Prozent) und fast genauso groß wie im Oktober (44,1 Prozent). Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator steht wie im Vormonat auf „gelbrot“. Damit prognostiziert er eine „erhöhte konjunkturelle Unsicherheit“. Die Rezessionswahrscheinlichkeit bleibt aber unter der 50 Prozent-Schwelle, was eine Fortsetzung des moderaten Aufschwungs signalisiert. Die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs für die folgenden drei Monate ist gegenüber November nur leicht auf jetzt 24,5 Prozent gesunken. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, beträgt nun 20,7 Prozent nach 17,2 Prozent im November.
Dass die neue Prognose des Indikators etwas pessimistischer ausfällt, liegt vor allem an eingetrübten Erwartungen, wie sie etwa im ifo-Index gemessen werden: Angesichts des starken Covid-19-Infektionsgeschehens, zusätzlich notwendiger Kontaktbeschränkungen und der aufkommenden neuen Virusvariante Omikron hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verschlechtert. Hinzu kommen einige negative Signale von den Finanzmärkten: So ist die Zinsdifferenz (Spread) zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen etwas gestiegen, was auf leicht ungünstigere Finanzierungsbedingungen für Firmen hindeutet. Nur eine geringe Rolle für den Indikatorwert spielen dagegen die zuletzt gegenläufigen Trends bei den Auftragseingängen an die Industrie aus dem Ausland (rückläufig) und dem Inland (zunehmend). Vor dem grundsätzlich positiven Hintergrund des insgesamt hohen Auftragsbestandes wirken sich solche Schwankungen aktuell nur geringfügig aus – zumal leicht steigende Produktionskennziffern erste Indizien dafür liefern, dass sich einige Lieferprobleme bei Vorprodukten langsam entschärfen.
„Trotz der hohen Unsicherheit spricht die aktuelle Datenlage noch für einen aufwärtsgerichteten Konjunkturverlauf“, sagt IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. „Es ist zwar jetzt klar, dass sich die Konjunktur über die Jahreswende vorübergehend abkühlen wird. Sofern sich aber die angedeutete Entspannung der Lieferengpässe verstetigt und sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie in Grenzen halten, wird die Produktion schon nach den Wintermonaten wieder deutlich an Fahrt aufnehmen“, so Hohlfeld. Am 21. Dezember legen die Düsseldorfer Konjunkturforscher dazu das Weihnachts-Update ihrer Konjunkturprognose vor.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
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