30.04.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: DIE FÜHRUNGSKRÄFTE.
Vielleicht gehört die interne Konkurrenz innerhalb einer Gruppe von Menschen einfach dazu. Im Büroalltag ist diese oft genug versteckt und wird erst in der Kombination mit Konflikten oder zu bestimmten Anlässen zu einer explosiven Mischung. Gerade in Zeiten flacher Hierarchien versuchen manche Mitarbeiter*innen ihre eigene Position in der Struktur selbst zu definieren. Auch und insbesondere, wenn es um Fragen der Entscheidungs- oder Kontrollbefugnis geht.
„Die durch Corona hervorgerufenen Unsicherheiten beschleunigen einige dieser Effekte eher, als sie zu beenden“, sagt Nils Schmidt, Vorstand und Führungsexperte des DFK. „Auch wenn die Protagonist*innen mittlerweile an ihrem Küchentisch statt im Büro sitzen.“ Gerade wenn der tägliche persönliche Austausch face to face fehlt, ist es ein Grund mehr, die eigene Position noch einmal zu festigen bzw. das Revier zu verteidigen. „Vor allem“, so Schmidt, „haben manche Mitarbeiter*innen nun Sorge, mit ihrer eigenen Leistung nicht mehr wahrgenommen zu werden. Auch von höherer Stelle, was die eigene Angst um einen beruflichen Aufstieg schürt.“ Wenn die typischen Arenen der Auseinandersetzung – etwa Konferenzen – wegfallen, beginnt es hinter den Kulissen zu brodeln. Manchmal mit ernsten Folgen für das Team, weil die Stimmung kippt. Hier kann es für Fach- und Führungskräfte schwierig werden.
„Oberstes Gebot“, so der DFK-Vorstand, „ist die offene Kommunikation. Transparenz sorgt im besten Fall dafür, dass sich niemand übergangen fühlt oder an seinem sozialen Status im Team zweifeln muss.“ Das Gefühl von Heimlichtuerei ist oftmals Ausgangspunkt, um das eigene Revier neu abzustecken.
Oft genug sagt die Bildsprache im virtuellen Meeting auch alles: Da wird aus dem Bild gegangen, demonstrativ woanders hingeschaut oder offensichtlich Anderes getan. Nils Schmidt dazu: „Ermüdungserscheinungen in virtuellen Meetings sind normal. Man merkt aber sehr schnell, wenn jemand mit seinem Verhalten eine Botschaft sendet und vor allem senden will. Hier gilt es sofort und konsequent einzuschreiten.“ Im persönlichen Gespräch lassen sich Unsicherheiten und Fragen meist klären. Dabei gilt: Zunächst zuhören, bevor eine Rüge erteilt wird. „Wählen Sie für eine Aussprache den Kanal, den das gegenüber vorschlägt. Das schafft eine bessere Atmosphäre für die Unterhaltung“, rät Schmidt. „Nicht jeder mag den Gedanken, sich vor einer laufenden Kamera zu rechtfertigen. Da ist vielleicht das Telefon die bessere Wahl für ein offenes Gespräch.“
Gute Führung ist im Homeoffice mehr denn je gefragt. „Die alte Weisheit ‚gute Chefs essen zuletzt‘ gilt ebenso beim Führen auf Distanz“, weiß Experte Schmidt. „Das Vorbild entscheidet auch hier. So wie Sie mit Konflikten umgehen ist der Maßstab für Ihr Team.“
Die Hoffnung, dass das Homeoffice ungeliebten Folgen des Büroalltags den Garaus macht, war offensichtlich verfrüht. Aber bei offener Kommunikation und sofortigem Handeln lassen sich die Probleme recht schnell klären.
Bild: Pedro Figueras (Pexels, Pexels Lizenz)