08.06.2021 — Nele Röder. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Wie der Name bereits vermuten lässt, sind Non-Fungible Tokens vor allem eins: nicht austauschbar. Und das müssen sie auch sein. Denn während es beispielsweise bei Geld eine untergeordnete Rolle spielt, ob man einen Zwanzigeuroschein oder zwei Zehneuroscheine besitzt, sieht das bei Immobilien, Kunst und Musik wieder ganz anders aus.
Das bekannteste Beispiel für austauschbare Tokens sind sicher Bitcoins. Diese lassen sich beliebig hin und her tauschen, denn der Wert des einzelnen ändert sich nicht. Ein Kunstwerk (oder auch ein beliebtes Meme) hat nun aber zusätzlich einen individuellen Wert. Die Informationen, die ein NFT enthält, müssen also einzigartig und nachprüfbar sein. Auch in Einzelteile lassen sich NFTs nicht mehr teilen: Die 56 Sekunden, die zeigen, wie Charlie seinen Bruder in den Finger beißt, bleiben zusammen erhalten.
Wie ihre austauschbaren Geschwister basieren die NFTs auf der Blockchain-Technologie. Dabei werden Datensätze durch mathematisch-kryptografische Funktionen mit dem jeweils vorangegangen Datensatz verknüpft. Die Kette der Blöcke stellt sicher, dass die „älteren“ Datensätze unveränderlich und damit manipulationssicher sind.
Zusätzlich zu den Kryptowährungen ermöglichen NFTs also eine neue Form des Online-Handels, denn die digitale Kunst-, Sammler- und Gaming-Welt hat einige individuelle Schätze zu bieten. Dazu gehören neben digitalen Kunstwerken zum Beispiel auch virtuelle Grundstücke, NBA-Sammelkarten und eben bekannte Videos und Memes.
Der Wert der NFTs wird, klassischerweise, von Angebot und Nachfrage bestimmt. Da die NFTs selten sind, gibt es einige Nutzer und Nutzerinnen, die bereit sind, hohe Summen für Ihre Lieblingsstücke zu bezahlen.
Das Bild von einem kleinen lächelnden Mädchen vor einem lichterloh brennenden Haus („Disaster Girl“), das in sämtliche denkbaren Situationen gephotoshopt wurde, ist beispielsweise für 500.000 Dollar über die virtuelle Ladentheke gegangen. Eine Kolumne der New York Times über, man wird es kaum vermutet haben, Non-Fungible Tokens, wurde als NFT für 560.000 Dollar versteigert.
Die wohl häufigste Kritik an den NFTs ist ihre vermutete Kurzlebigkeit. Neue Einbrüche der Verkäufe könnten auch andeuten, dass der erste Hype erst einmal vorüber ist.
Doch auch auf andere Problematiken wird hingewiesen. So sind die ökologischen Kosten beim Handel extrem hoch: Eine einzige NFT-Transaktion entspricht etwa einem Äquivalent von 47kg CO2. Zum Vergleich: Ungefähr so viel CO2 wird für die Produktion, den Transport und das Recycling eines iPhone8 verbraucht. Und nicht zuletzt müssen Fragen zu Dateneigentum und Datenschutz neu gedacht werden.
NFTs werden demnach die unterschiedlichsten Branchen noch eine Weile beschäftigen. Für viele andere ist es auch eine Gelegenheit, wieder in Nostalgie zu schwelgen. Wann haben Sie sich eigentlich das letzte Mal ein Nyan Cat-Video angesehen?
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