23.11.2023 — Samira Sieverdingbeck. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
In vielen Bereichen des Lebens sind Männer gegenüber Frauen im Vorteil. Männer bekommen durchschnittlich mehr Gehalt, männlich dominierte Sportarten bekommen mehr Aufmerksamkeit. Die Sicherheitsgurte von Autositzen sind auf einen durchschnittlichen Mann angepasst, genauso wie die empfohlene Dosierung von Medikamenten. Diese Liste könnten wir ewig so weiterführen, doch es gibt auch Bereiche in denen Männer den Kürzeren ziehen. Männer arbeiten meist mehr, nehmen weniger Elternzeit und haben dadurch weniger Kontakt zu ihren Kindern. Männer neigen eher zu riskantem Alkoholkonsum und begehen häufiger Suizid.
Manche dieser Unterschiede sind auf biologische Nachteile zurückzuführen. So stellten Forscherinnen und Forscher der University of Virginia 2022 fest, dass Männer im Alter Y-Chromosomen verlieren, was den Alterungsprozess beschleunigt und besonders Herzerkrankungen begünstigt. Doch ein Großteil ist auf Sozialisation, festgefahrene Rollenbilder und fehlende Gleichberechtigung zurückzuführen. Schließlich ist Gleichberechtigung keine Einbahnstraße, in der die Rechte und Möglichkeiten der Frauen an die der Männer angepasst werden.
Deswegen rückt der Internationale Männertag Jungen und Männer in den Fokus – es geht um ihre psychische und physische Gesundheit, die Vielfalt von Geschlechteridentität, überhöhte Erwartungen und veraltete Rollenbilder, aber auch um gesellschaftlich tabuisierte Themen wie sexualisierte Gewalt an Männern. In mittlerweile rund 80 Ländern wird der Internationale Männertag jährlich am 19. November gefeiert. Ins Leben gerufen wurde er 1999 in Trinidad und Tobago.
In Jena reichte ein einziger Tag dieses Jahr nicht aus. Aus dem Männertag wurde eine „Männer*woche“. Die Beratungsstelle „Projekt A4“ organisierte ein umfangreiches Programm: In Vorträgen, Workshops und Gesprächen ging es um Herausforderungen und Freiheiten von modernen Jungen, Männern und Vätern, aber auch um den Umgang mit traditionell „männlichen“ Werten, die zunehmend an Ansehen verlieren. Nach der Aktionswoche zog der Veranstalter eine positive Bilanz: „Die Podiumsdiskussion im Jenaer Rathaus „Männlichkeit – alles toxisch oder was?“, die den Auftakt der Veranstaltungswoche bildete, […] übertraf die Erwartungen.“
Auch wenn es zwischen Patriarchen und Pick-up-Artists schwer zu glauben sein mag – auch in der Gleichberechtigung von Männern tut sich etwas. Es gibt immer mehr diverse Vorbilder, die zeigen, dass Männlichkeit und Schwäche, Kreativität oder Nagellack sich nicht ausschließen. Projekte, wie die Männer*woche in Jena, und der Internationale Männertag im Allgemeinen zeigen, dass es nicht das Patriarchat befeuert Männern Aufmerksamkeit zu schenken, sondern dass es dazu beiträgt Gleichberechtigung aus verschiedenen Perspektiven betrachten und leben zu können.
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