Die Gender Gaps: Gehalt und Rente

02.03.2023  — Samira Sieverdingbeck.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Am 7. März ist der Equal Pay Day. Symbolisch markiert er die geschlechtsspezifische Lohnlücke, den Gender Pay Gap. Auch 2022 war dieser in Deutschland wieder groß. Selbst nach 40 Jahren Arbeit sind Frauen stärker von Altersarmut bedroht als Männer.

Frauen und Männer in Deutschland bekommen unterschiedlich hohe Löhne. Daran ist nicht zu rütteln. Das Statistische Bundesamt ermittelte für das Jahr 2022 eine geschlechtsspezifische Differenz zwischen den Gehältern: 18 % beträgt der sogenannte Gender Pay Gap.

Im Zeitvergleich lässt sich eine positive Bilanz ziehen: 2006 lag die Differenz noch bei 23 % – sie ist also ganze 5 % geschrumpft, nichtsdestotrotz hoch. Was in Prozentzahlen theoretisch klingt, zeigt sich deutlich im durchschnittlichen Lohn. Frauen erhielten 2022 durchschnittlich 20,05 € pro Stunde, Männer 24,36 €. Hochgerechnet auf den Monatslohn einer Vollzeitstelle, beträgt der Gender Pay Gap fast 700 € pro Monat.

Wie kommen die starken Unterschiede zustande?

Die 18 % entsprechen dem sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap. Dieser vergleicht den Durchschnittslohn aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Branchen, Berufe oder Karrierestufen werden nicht berücksichtigt. Laut Statistischem Bundesamt lassen sich daher rund zwei Drittel des unbereinigten Gender Pay Gaps dadurch erklären, dass Frauen häufiger in Branchen oder Berufen arbeiten, die ohnehin schlechter bezahlt werden. Noch dazu sind sie seltener in Führungspositionen, arbeiten öfter in Teilzeit, während sie zu Hause Kinder betreuen oder Verwandte pflegen.

Betrachtet man stattdessen Männer und Frauen mit vergleichbaren Positionen und Qualifikationen, ergibt sich der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap. 2022 betrug dieser 7 %.

Während der bereinigte Gender Pay Gap die Ungerechtigkeit bei der Bezahlung gleicher Qualifikationen zeigt, weist der unbereinigte Gender Pay Gap auf strukturelle Nachteile und Unterschiede bei der Beschäftigung von Frauen hin. Beide zeigen jedoch: Arbeitnehmerinnen werden durchschnittlich niedriger entlohnt als Arbeitnehmer.

Auch nach der Arbeit wird's nicht besser

Und auch geschlechtsspezifische Rentenunterschiede, der Gender Pension Pay Gap, sind in Deutschland besonders hoch. Das Institut der Deutschen Wirtschaft setzte Deutschland 2020 auf den traurigen Platz 1 der OECD-Staaten. Der Gender Pension Gap betrug damals rund 46 %.

Vielen Frauen droht deshalb Armut in der Rente. Selbst Frauen in Vollzeit-Positionen könnten später von Altersarmut bedroht sein. Jede Dritte, die zurzeit Vollzeit arbeitet, wird voraussichtlich weniger als 1000 € netto Rente erhalten, berichtete das Bundesarbeitsministerium. Bereits jetzt leiden zunehmend viele Menschen an Altersarmut – die Aussichten: alarmierend.


Der Equal Pay Day soll darauf aufmerksam machen. Symbolisch markiert er am 7. März 2023 die geschlechtsspezifische Lohnlücke.
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Quellen und Hintergründe

  • Gender Pay Gap: in: Statistisches Bundesamt, 2023, [online] https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Verdienste-GenderPayGap/_inhalt.html (abgerufen am 02.03.2023).
  • Statistisches Bundesamt Deutschland - GENESIS-Online: Statistiken: o. D., [online] https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=themes&code=62#abreadcrumb (abgerufen am 02.03.2023).
  • Tagesschau: Viele Frauen erhalten zu wenig Rente: „Rutschbahn in die Altersarmut“, in: tagesschau.de, 07.02.2023, [online] https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/altersarmut-frauen-101.html (abgerufen am 02.03.2023).
  • Wirtschaft, Institut Der Deutschen: Lehren für die Zukunft?, in: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 06.03.2020, [online] https://www.iwkoeln.de/studien/susanna-kochskaemper-lehren-fuer-die-zukunft-462125.html (abgerufen am 02.03.2023).

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