18.11.2021 — Nele Röder. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Alljährlich findet in Djenné in eine wortwörtliche Schlammschlacht statt. Unter Trommelbegleitung und Gesängen wird die dortige Lehmmoschee neu verputzt. Während der Trockenzeit werden so jedes Jahr Auswaschungen des Gebäudes beseitigt.
© Von Baron Reznik , Great Mosque of Djenné, CC BY-SA 2.0, für Großansicht bitte anklicken
© Von Ralf Steinberger, The Great Mosque of Djenné; CC BY 2.0; für Großansicht bitte anklicken
Die Stadt Djenné in Mali ist als Zentrum mittelalterlicher Lehmarchitektur zu sehen. In der Stadt befinden sich etwa 2000 Gebäude in der Lehmbauweise.
Die sudano-sahelianische Lehmarchitektur geht bis ca. 1.400 n. Chr. zurück, ihren Höhepunkt erreichte die Bauweise im 15. und 16. Jahrhundert. Djenné war ehemals ein bedeutendes Handelszentrum und geistiger Mittelpunkt im westlichen Sahel. Gehandelt wurde u. a. mit Salz.
Die heutige Große Moschee ist die dritte Konstruktion ihrer Art und wurde im Jahre 1907 fertiggestellt. Djenné wurde ca. im Jahre 800 gegründet, 1300 bekannte sich der damalige König offiziell zum Islam und ließ die erste große Lehmmoschee bauen.
Eine zweite Moschee ersetzte Mitte des 19. Jahrhundert das originale und mittlerweile zerstörte erste Gebäude. Der Bau war bereits deutlich massiver als der erste und verfügte zudem über eine Reihe von niedrigen Minaretttürmen.
Im Jahre 1907 wurde schließlich die dritte (und heutige) Lehmmoschee fertiggestellt. Die Theorie, dass das Bauwerk während der Besatzungszeit von den Franzosen erbaut wurde, ist nicht gestützt. Die Fassade umfasst drei Minarette und eine Reihe von ineinandergreifenden Säulen. Das Dach hat mehrere Löcher, die mit Terrakotta-Deckeln bedeckt sind. So werden die Innenräume auch an heißen Tagen immer mit frischer Luft versorgt.
Die Moschee gehört zu den bedeutendsten Gebäuden der Stadt Djenné und ist Mittelpunkt des kulturellen und religiösen Lebens. Das Gebäude bietet Platz für 2000 Gläubige. Vor der Moschee findet wöchentlich ein Montagsmarkt statt. Hier treffen viele Volksgruppen der Region des Niger-Binnendeltas aufeinander und bieten ihre jeweiligen typischen Erzeugnisse feil. Von Tongefäßen über Gewürze und Fisch wird hier wohl jede:r fündig. Gegenüber der Moschee liegt ein Gewürzmarkt, der täglich geöffnet hat.
© Von Ralf Steinberger, Neuverputzung Moschee, CC BY-SA 2.0; für Großansicht bitte anklicken
© Von Ralf Steinberger, Neuverputzung Moschee, CC BY-SA 2.0; für Großansicht bitte anklicken
Wie eingangs erwähnt, wird die Moschee im Rahmen eines jährlichen Festivals neu verputzt. Holzbalken dienen ganzjährig als Dekoration und werden zu diesem Anlass als Gerüst verwendet. Die ganze Stadt trägt dazu bei, die Fassade neu zu verputzen. Eine Mischung aus Butter und feinem Ton wird dabei auf das Gebäude aufgetragen. Das Ereignis umfasst alle Einwohner:innen von Djenné: Frauen bringen Wasser heran, die Ältesten geben Ratschläge, Kinder spielen und Musiker untermalen die ganze Kulisse. 1988 wurde unter anderem wegen dieses Festivals die Moschee und die gesamte Stadt Djenné zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Djennes einzigartige Architektur ist besonders anfällig gegenüber Umwelteinflüssen. 2016 haben massive Regenfälle zu Überschwemmungen geführt. Ein historischer Palast aus dem 16. Jahrhundert brach unter den Wassermassen zusammen. UNESCO und andere Organisationen unterstützen deshalb die Wiederherstellung der Flussufer von Djenné, um weitere Überschwemmungen zu verhindern.
Das jährliche Festival des Neuverputzens ist nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern absolut notwendig, um die Moschee noch viele weitere Jahre erhalten zu können.
Quellen und Hintergründe:
Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)
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