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Außergewöhnliche Architektur: Geisterstadt Craco

20.11.2024  — Michelle Bittroff.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe "Außergewöhnliche Architektur". Heute: Geisterstadt Craco.

Halloween ist zwar schon längst vorbei, aber von der mystisch-gruseligen Stimmung haben wir noch nicht genug! Noch immer hängt der eine oder andere Kürbis in den Fenstern und Geschichten über Geister und andere dunkle Wesen haben ihren Reiz noch längst nicht verloren. Es gibt einen Ort auf der Welt, an dem diese Faszination das ganze Jahr über spürbar ist: Craco Vecchia, eine verlassene Stadt in Süditalien, die auch als Geisterstadt bekannt ist. Zwischen Apulien und Kalabrien gelegen, liegt Craco seit Jahrzehnten in gespenstischer Stille. Und nicht nur Geister spuken hier!

Das Bild zeigt die Geisterstadt Craco

© Von Maurizio Moro5153, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; für Großansicht bitte anklicken

Als eine Hexe eine Bar betrieb

Die Geisterstadt Craco thront seit vielen Jahrhunderten auf einem kleinen Hügel in knapp 400 Metern Höhe. Sie wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. von Griechen gegründet, die vor der Malaria im darunterliegenden Tal flohen. Später siedelten sich an diesem Ort byzantinische Mönche an, die hier ab dem 10. Jahrhundert Landwirtschaft betrieben. Im Mittelalter entwickelte sich das kleine Dorf dann zu einer lokalen Bastion, da die erhöhte Lage den Ort aus militärischer Sicht zu einem strategisch wichtigen Verteidigungspunkt machte – vor allem dank des normannischen Turms, Torre Normanna, der heute noch gut erhalten ist.

Die Legenden, die sich um Craco ranken, sind so einzigartig wie die Stadt selbst: Von mumifizierten Heiligen, die in alten Kirchen begraben liegen, bis hin zu einer alten Taverne namens Canzoniere, die angeblich von einer Hexe betrieben wurde. Obwohl längst verlassen, locken solche Geschichten immer noch einige Interessierte vor die verfallenen Stadttore.

Als eine Geisterstadt lebendig blieb

1963, als etwa 1800 Menschen in der Stadt lebten, nahm das Unglück seinen Lauf: Mehrere Erdrutsche brachten Häuser zum Einsturz und zwangen die Menschen zur Flucht aus Craco. Einige blieben zurück, doch nach Überschwemmungen 1972 und einem Erdbeben 1980 mussten auch die letzten Verbliebenen einsehen, dass die Stadt dem Untergang geweiht war. Sie zogen ins Tal und das neue Dorf Craco Peschiera entstand. Die Ruinen der Geisterstadt ragen noch immer in den Himmel und die Einheimischen sowie Besuchende des Dorfes können seitdem den langsamen Verfall der Geisterstadt miterleben.

Das Bild zeigt die zerfallene Altstadt von Craco

© Von Lutz Maertens, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; für Großansicht bitte anklicken

Trotz dieser wiederholten Tragödien ist Craco Vecchia immer lebendig geblieben: Heute ist der Zutritt zur Stadt zwar verboten, doch bis 2021 konnten Touristinnen und Touristen mit geführten Touren die Stadt betreten und sogar den Torre Normanna besteigen. Und auch Hollywood ist dem mystischen Charme der Geisterstadt bereits erlegen.

Als ein Geheimagent zu Besuch kam

Das Betreten der Stadt auf eigene Faust ist zwar verboten, was einen Agenten im Jahr 2007 jedoch nicht davon abhielt! Denn Craco war damals Drehort für „James Bond 007: Ein Quantum Trost“. Seitdem zieht die Stadt immer wieder Reisende an, die das Quietschen der losen Fensterläden hören und die einsamen Esel füttern wollen, die vor dem verlassenen Craco grasen.

Da der Verfall der Geisterstadt immer weiter voranschritt, wurde das Dorf vom internationalen World Monuments Fund (WMF) in die Liste der zu schützenden Kulturdenkmäler aufgenommen. Mit Hilfe dieser Liste soll die Öffentlichkeit auf gefährdete Denkmäler aufmerksam gemacht werden, um Spenden und Sponsorengelder für deren Erhaltung zu gewinnen.

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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