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Die Chamäleon-Methode: Motivieren durch Anpassung

30.09.2021  — Paul Weißhaar.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Viele kennen sicher den Gallup Engagement Index. Die Gallup-Studie zur Mitarbeiterbindung bringt immer wieder erschreckende Zahlen darüber ans Licht, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich aufgrund der herrschenden Unternehmenskultur oder schlechter Führung demotiviert sind oder sogar schon innerlich gekündigt haben.

Und, raten Sie mal, wie die Entwicklung im Lockdown-Jahr aussieht. Natürlich: Ihre Anzahl hat sich noch einmal vergrößert und liegt nun bei 70 Prozent.

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Das bedeutet für jede Führungskraft, dass im Durchschnitt sieben von zehn Teammitgliedern nicht wirklich bei der Sache sind. Was für ein Desaster. Häufig sieht das so aus, dass jeder macht, was er will und bei auftretenden Fehlern fröhliches Bullshit-Bingo gespielt wird. Führungskräfte, aber auch die Angestellten selbst, fühlen sich wie in einem Zoo ohne Zoodirektor – mit dem Eisbären im Tropenhaus und dem Panther im Streichelzoo.

Wer in einer solchen Situation mit der Peitsche knallt, erhöht das Chaos nur. Die Führungsqualität, die es jetzt und in Zukunft wirklich braucht, um alle Mitglieder des Büro-Zoos zu Höchstleistungen zu motivieren, ist Anpassung.

Wissen, was die Menschen bewegt

Eins meiner Leitmottos lautet: „Menschen bewegen Unternehmen. Wer sein Unternehmen erfolgreich führen möchte muss daher wissen, was die Menschen im Unternehmen bewegt.“ Die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen, gehört daher für mich zu den wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft. Wer sie gut beobachtet und zuhört, findet schnell heraus, was sie antreibt. Sind sie mit ihren Aufgaben unzufrieden und müssen ständig Jobs erledigen, die ihnen nicht liegen und die sie schon gar nicht begeistern, sind Stress und Zwistigkeiten vorprogrammiert. Der Eisbär gehört schließlich auch nicht ins Tropenhaus, um das Bild noch einmal aufzugreifen.

Ich kann mich aus meiner Konzernlaufbahn an unzählige Besprechungen erinnern, in denen ich mich wie ein Zoodirektor gefühlt habe – umzingelt von wilden Tieren, die sich gegenseitig oder auch mich am liebsten auffressen wollten. Dabei war es nach näherer Betrachtung gar nicht mehr so schwer, meinen imaginären Zoo zu einem echten Team zu formen.

Charaktere identifizieren

Nun ist jedes Teammitglied natürlich einmalig und wir wissen oft gar nicht genau, was wir beobachten und in Erfahrung bringen sollen, um die Menschen, mit denen wir arbeiten, besser zu führen. Äußerst hilfreich ist dabei eine erste Auseinandersetzung mit den fünf Motivationstypen von Prof. Dr. Werner Corell, die ich zur besseren Verständlichkeit in Zootiere verwandelt habe. So macht die Auseinandersetzung damit gleich viel mehr Spaß und ist wesentlich wertfreier:

  1. Der Löwe: Der König der Tierwelt zeigt seinen Status mit seinem Auftreten. In auffällige Marken gekleidet, stolziert er erhaben durchs Büro. Ganz klar: Er möchte wahrgenommen werden und zu jeder Zeit sein Revier und sein Rudel selbstbewusst dominieren. Sein großes Ego lässt aber noch genug Raum für unerschütterlichen Optimismus. Er bringt außerdem richtig PS auf die Straße und sorgt dafür, dass auch alle anderen wissen: Er hat alles im Griff.
  2. Der Elefant, der bloß nicht auffallen will: Obwohl er durch seine Größe und Erfahrung im Grunde viel Raum einnehmen sollte, hält er sich bewusst so klein wie eine Maus, damit ihn keiner sieht. Was er weiß, und das ist eine Menge, teilt er gerne und jederzeit. Nur Veränderungen kann er nicht leiden und wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, seine altbewährte Komfortzone zu verlassen.
  3. Das Zebra ist „everybody‘s darling“. Es liebt das Team und lebt nach dem Motto „Einer für alle und alle für Einen“. Ferner schlichtet es jeden Streit. Denn nichts ist ihm wichtiger als Harmonie. Ein geborener Diplomat, ausgestattet mit allen nötigen Softskills. Nicht selten verliert es sich jedoch in ausgiebigen Gesprächen mit den Kollegen und hält sie dabei von der Arbeit ab.
  4. Nichts begeistert den Kranich mehr als Zucht und Ordnung. Regeln und Prozesse kennt er in- und auswendig. Jede Anomalie bemerkt er sofort. Jeden Rechtschreibfehler, jedes Komma an der falschen Stelle und auch Rechenfehler in der Budgetplanung. Dieser Vogel bremst jedoch alle aus, wenn es gilt, Aufgaben mal nicht gemäß Prozess zu erledigen. Das löst, seiner Ansicht nach, ein Chaos aus, das er auf den Tod nicht leiden kann.
  5. Der schwarze Jaguar kommt in der Natur, wie auch im Büro, sehr selten vor. Die wenigen, die mir begegnet sind, waren meist richtig gute Führungskräfte mit positiver, lässiger Ausstrahlung und Charisma, denen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz von selbst folgten. Sie sind empathisch, zielstrebig, entscheidungsfreudig und wollen jeden Tag ein bisschen besser sein als gestern.

Die Mischung macht‘s

Wer jetzt beim Lesen schon angefangen hat, sein Team zu sortieren, dem seien noch zwei Dinge gesagt: Erstens, ein Hochleistungsteam braucht nicht nur Löwen, die PS auf die Straße bringen und ständig bereit sind, etwas Neues auszuprobieren. Sich an Prozesse zu halten und nicht alles Altbewährte ständig über Bord zu werfen, ist ebenso wichtig. Ein Hauch von Diplomatie kann aber auch nicht schaden. Es kommt also auf das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere an. Zweitens sind wir Menschen natürlich komplexer als das, tragen alle ein bisschen von allen fünf Tieren in uns. Diese Typisierung ist daher nur ein erster Einstieg in die Motivationspsychologie.

Die Chamäleon-Führungskraft

Und nun kommt noch das Chamäleon ins Spiel. Man sollte meinen, der starke Löwe ist der König unter den Tieren, aber weit gefehlt. Das Chamäleon hat genau die Qualitäten, die eine Führungskraft heute braucht:

  1. Durchblick: Die Augen des Chamäleons funktionieren unabhängig voneinander und erreichen somit einen 360-Grad-Blickwinkel auf die Welt. Eine Fähigkeit, die Führungskräfte brauchen, um stets den Überblick zu behalten. Dabei geht es nicht unbedingt um jedes kleine Detail, aber um die Gesamtsicht auf das Team und die laufenden Projekte.
  2. Weitblick: Chamäleons können bis zu einen Kilometer weit scharf sehen – ohne Brille und Feldstecher. Chamäleon-Führungskräfte verfügen auch über diesen Weitblick und Fokus. Ganz besonders, wenn es um die Verfolgung von Zielen im Hinblick auf Visionen und langfristige Projekte geht. Denn der Blick auf das Hier und Jetzt und auf das, was hinter uns liegt, reicht nicht aus, um auch zukünftig erfolgreich zu sein.
  3. Kennerblick: An den Farben des Chamäleons erkennen Artgenossen die Stimmung des Tieres. Bei Angst und Unterlegenheit färben sie sich schwarz. Stress lässt sie heller aussehen. Das Umfeld weiß also schon beim ersten Blick auf die Schattierung des Tieres, wie es den Artgenossen zurzeit nehmen muss. Genauso, wie Chamäleons ihre Emotionen untereinander erkennen, sollten Führungskräfte das sehen, was Menschen emotional antreibt. Dafür müssen sie aber die charakterlichen Facetten näher betrachten, ihre Motive kennen und dementsprechend angepasst kommunizieren und handeln. Sie müssen zum Chamäleon werden.

Beispiel: Aufgaben delegieren

Ein und dieselbe Aufgabe muss beispielsweise, bezogen auf unsere Büro-Zoo-Tiere, auf fünf verschiedenen Wegen delegiert werden, um sicherzustellen, dass das bestmögliche Ergebnis rauskommt. Nehmen wir eine Präsentation über alle laufenden Projekte, um sie dem Topmanagement vorzustellen.

An den Löwen angepasste Kommunikation

Nächste Woche habe ich ein wichtiges Treffen mit dem Topmanagement. Dazu brauche ich eine Präsentation zu unseren laufenden Projekten. Du weißt schon, Zahlen, Daten, Fakten, aktuellen Stand und einen Forecast – das Übliche. Es ist wichtig, dass die Präsentation sehr professionell aussieht. Daher möchte ich, dass du diese Aufgabe erledigst. Du kannst dich super in die Denkweise unseres Topmanagements versetzen und weißt genau, was sie sehen wollen. Ganz wichtig: Schreib deinen Namen direkt auf das Cover, sodass unser Management dich in den Fokus nimmt.

An den Elefanten angepasste Kommunikation

Nächste Woche habe ich ein wichtiges Treffen mit dem Topmanagement. Dazu brauche ich eine Präsentation zu unseren laufenden Projekten. Bei diesem Treffen wird entschieden, ob wir alles in gewohnter Form weiterführen dürfen, oder ob wieder eine Anpassung durchgeführt werden muss. Im schlimmsten Fall bekommen wir kein Budget für das nächste Quartal und brauchen dann eine kreative Lösung. Daher ist es besonders wichtig, dass wir uns gut auf dieses Treffen vorbereiten. Ich brauche deinen Support und zähle darauf, dass du, wie immer, pünktlich lieferst.

Was es bei den anderen drei Tieren zu beachten gibt und wie man seinen Büro-Zoo in ein Hochleistungsteam verwandelt, jetzt nachlesen in:

Hier gibt es mehr Informationen zu "Die Chamäleon-Methode: Angepasst führen – authentisch bleiben" von Autor Paul Weißhaar

Bild: Free-Photos (Pixabay, Pixabay License)

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