11.03.2024 — Michelle Bittroff. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Bereits 2016 setzte Amazon erstmals eine vollautomatische Drohne zur Auslieferung einer Bestellung ein. In nur 13 Minuten erreichten eine Tüte Popcorn und ein Videostreaming-Stick ihr Ziel bei einem Mann in Cambridge. Der Lieferdienst trägt den Namen „Prime Air“ und das langfristige Ziel ist es, den Einsatz von Lieferdrohnen im privaten Bereich zu ermöglichen und auszubauen.
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Aber auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren einige Pilotprojekte gestartet: Im vergangenen Jahr testete die Deutsche Telekom im Rahmen des Forschungsprojekts „Drone4Parcel5G“ in der Region Südwestfalen erfolgreich ein 5G-Campus-Netz. Hauptziel des Projekts war es, den Einsatz von autonomen Paketdrohnen mit Hilfe von 5G zu erforschen. Das 5G-Netz ermöglicht dabei die zuverlässige Übertragung von Sensor-, Bild- und Flugdaten während der Drohnenflüge. Diese Technologie soll in Zukunft dazu beitragen, den Straßenverkehr zu entlasten und Lieferzeiten zu minimieren.
Im Februar 2024 wurde in Lüdenscheid erstmals eine Drohne namens „Auriol“ für die Paketlieferung an ein Unternehmen eingesetzt. Die Drohne transportierte erfolgreich ein Paket mit Werkzeugen durch die Luft zu einem Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben der Projektpartner – Third Element Aviation, der Koerschulte Group und dem Software-Entwickler HHLA Sky – ist „Auriol“ deutschlandweit die erste Drohne, die auf diese Weise im kommerziellen Linienbetrieb eingesetzt wird. Die Zukunft der Logistik scheint also nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Luft zu liegen. Doch was macht den Reiz von „Drone Delivery“ aus?
Trotz des frühen Entwicklungsstadiums bietet die Zustellung einige Vorteile für die Logistik- und Zustellbranche, insbesondere in Hinblick auf die Nachhaltigkeit:
Es wird deutlich: Die Drohnenbranche befindet sich derzeit in einer Entwicklungsphase. Allerdings steht die Logistik noch vor großen Herausforderungen. Zum einen gibt es noch keine rechtliche Grundlage für den Einsatz von vollautomatischen Drohnen für die Zustellung im privaten Bereich. So müssen Drohnenflüge für die zurückzulegende Strecke genehmigt werden und der damit verbundene bürokratische Aufwand stellt beispielsweise für Lieferdienste keinen praktikablen Mehrwert dar.
Darüber hinaus sind auch funktionsfähige Drohnen nicht risikofrei, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie über Personen abstürzen und dabei jemand oder etwas zu Schaden kommt. Und da Drohnen mit Kameras und GPS-Systemen ausgestattet sind, die es Logistikunternehmen ermöglichen, den Lieferprozess zu überwachen, kann die Privatsphäre von Menschen missachtet und verletzt werden, indem sie versehentlich bei einer Lieferung gefilmt werden.
Wenn also in Zukunft die Zustellung an Privathaushalte auf dem Luftweg zunimmt, steht die Logistikbranche vor der komplexen Aufgabe, eine effiziente und sichere Steuerung im Luftraum zu gewährleisten, den Datenschutz zu beachten, Kollisionen zu vermeiden und die notwendige technische Ausstattung sicherzustellen. Bis es soweit ist, dürfte in Deutschland aber noch einige Zeit vergehen.
Bild: Kaleb Kendall (Unsplash, Unsplash Lizenz)