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Jemandem das Wasser reichen

12.04.2018  — Moira Frank.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Wer jemandem das Wasser reichen kann, ist ihm oder ihr ebenbürtig – aber warum ausgerechnet Wasser? Wir erklären Ihnen, woher diese Redewendung kommt:

Wie so viele Redewendungen entstammt auch diese dem Mittelalter – und hat sowohl mit Wasser als auch mit Essensgewohnheiten zu tun.

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Ein mittelalterliches Festbankett, edle Damen und Herren an mit gebratenen, gebackenen und gedünsteten Köstlichkeiten beladenen Tafeln, brennende Fackeln an den Wänden und Spielleute als musikalische Begleitung – das kennen wir aus ans Mittelalter angelehnten Serien wie Game of Thrones. Da könnte man sich doch glatt dazusetzen, zum Besteck greifen und mitessen.

Doch Achtung: An einem waschechten, historisch einwandfreien Bankett wäre das mit dem Besteck nichts geworden. Sie hätten mit den Fingern essen müssen. Wussten Sie, dass König Matthias Corvinus noch im 15. Jahrhundert, also mitten im Spätmittelalter, seine Speisen so zu sich nahm? Im Christentum galten Gabeln nämlich als Werkzeug des Teufels. In Klöstern waren sie noch lange verboten, als sich selbst das niedere Volk allmählich an dieses Werkzeug gewöhnte.

Wer also mit den Fingern aß, der bekam bei Bratenfleisch, Fisch und reifem Obst schnell schmutzige Hände. Sie am Tischtuch, so es denn eins gab, abzuwischen oder sich in diesem gar die Nase zu putzen, war aber schon damals verpönt. Also brachten die Tischdiener zum Säubern der Hände Schüsseln mit Wasser. Den ganz feinen Herrschaften durfte allerdings natürlich nicht jeder dahergelaufene Diener das Wasser reichen. Nur wer ranghoch genug war, taugte wirklich dazu, das zu tun. Die Position des Mundschenks am königlichen oder fürstlichen Tisch war beispielsweise mit besonderen Ehren verbunden und deshalb sehr begehrt..

Heute benutzen wir bei Finger Food meist Papierservietten – damals unbekannt – oder stehen selbst rasch auf, um uns die Hände zu waschen. Die Redewendung ist uns dennoch erhalten geblieben: Wer heute jemandem das sprichwörtliche Wasser reicht, der ist mit ihm oder ihr auf Augenhöhe.

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