22.11.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: immobilienscout24.de.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmoScout24 den jährlichen Großstadtvergleich aller deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern erhoben. Der Großstadtvergleich setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen: Das Niveauranking beschreibt anhand von 51 Einzelindikatoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Lebensqualität und Immobilienmarkt die wirtschaftliche und soziale Lage der Städte. Das Dynamikranking analysiert die Veränderung von 36 Indikatoren in diesen Bereichen in einem Zeitraum von fünf Jahren. Der Nachhaltigkeitsindex umfasst 22 Indikatoren aus den drei Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Mainz erreichte dank des Corona-Impfstoffes von BioNTech und dem US-Unternehmen Pfizer internationale Bekanntheit. Dabei spielte BioNTech nicht nur bei der Eindämmung des Virus eine entscheidende Rolle, sondern bescherte der Stadt Mainz dank Gewerbesteuerabgaben einen Milliardenüberschuss im Haushalt. In der Niveaubetrachtung klettert Mainz deshalb 9 Ränge nach oben und erreicht Platz 7. In der Dynamik katapultiert sich Mainz von Platz 48 auf den 1. Platz. Die Stadt punktet aber nicht nur mit ihrer herausragenden Steuerentwicklung, sondern auch mit einem wirtschaftsfreundlichen Umfeld. Mainz hat die einmalige Chance erkannt und stellt sich auch für die Zukunft auf: Unter dem Motto „giving back“ ist ein breites Bündel an Einzelmaßnahmen geplant, das die Bereiche Klimaschutz und Mobilität, Sport und Freizeit sowie Jugend und Kultur adressiert.
„Das Dynamikranking veranschaulicht am Beispiel von Mainz eindrucksvoll, dass Städte von der Innovationskraft in Deutschland langfristig profitieren können. Die Erfahrung zeigt, dass die Städte, die im Dynamikranking gut abschneiden, mit leichtem Zeitversatz auch im Niveauranking aufsteigen“, kommentiert Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24.
München ist bereits im Vorjahr von Platz 1 auf 10 abgerutscht und landet dieses Jahr im Dynamikranking nur auf Platz 30. Während die Isar-Metropole zwar weiterhin im Bereich Wirtschaft auf Platz 3 liegt, landet sie in den anderen Teilbereichen Arbeits-, Immobilienmarkt und Lebensqualität in der unteren Hälfte. Als Neuaufsteiger schaffen es Mainz, Halle (Saale), Leverkusen, Oldenburg und Darmstadt erstmals in die Top10 des Dynamikrankings und verdrängen Heilbronn, Lübeck, Kiel, München und Potsdam aus dem Vorjahr.
Die Entwicklungsperspektiven für das Ruhrgebiet sind aussichtsreich, da sich neue Chancen für einen Strukturwandel aus der digitalen und ökologischen Transformation ergeben. Mit dem Forschungsschwerpunkt zu Dekarbonisierung, dem Zentrum für IT-Sicherheit in Bochum sowie zahlreichen Studienangeboten im Bereich IT entwickelt sich der größte Ballungsraum Deutschlands zum Großteil positiv.
Die Metropolen schneiden im Niveauranking höchst unterschiedlich ab. Während etwa München, Stuttgart, Frankfurt und Hamburg regelmäßige Top10-Gäste im Niveauranking sind und sich auch 2022 dort platzieren, schneiden Köln mit Rang 30 und Berlin mit Rang 42 erneut schlechter ab. Köln und Berlin eint vor allem die teilweise dysfunktionale Stadtverwaltung, die sich unter anderem in dem auffällig hohen Krankenstand im öffentlichen Dienst widerspiegelt.
In den Top5 des Niveaurankings war dieses Jahr nur wenig Bewegung. München ist weiterhin Spitzenreiter und lediglich Stuttgart verdrängt Ingolstadt von Platz 3. Karlsruhe macht mit zehn Rängen im Vergleich zum Vorjahr den deutlichsten Sprung im Niveauranking und verpasst nur knapp den Einzug in die Top15, gefolgt von Mainz, das neun Ränge gutmacht und sogar die Top10 erreicht. Mit einem Verlust von jeweils fünf Rängen rutschen Heilbronn, Kassel und Mönchengladbach deutlichsten ab. Erlangen schafft es als bundesweit einzige Großstadt in Niveau-, Dynamik- und Nachhaltigkeitsranking gleichermaßen in die Top5.
„Die Ergebnisse zeigen, dass man nicht eine Millionenstadt sein muss, um wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Mit einem gesundem Industriemix und einer guten Infrastruktur für Menschen und Betriebe können auch kleinere Städte im Wettbewerb um Investitionen und Fachkräfte punkten", sagt Beat Balzli, Chefredakteur der WirtschaftsWoche.
Das Ruhrgebiet holt zwar im Dynamikranking stark auf, belegt im Niveauranking und dem Nachhaltigkeitsindex noch immer ausschließlich Plätze in der zweiten Hälfte. Insbesondere Oberhausen, Herne, Duisburg und Gelsenkirchen bilden in beiden Rankings nach wie vor das Schlusslicht im Ruhrgebietsvergleich und auch im Gesamtranking. Nachdem Wolfsburg bereits im Vorjahr auf Platz 1 des Nachhaltigkeitsindex landete, behält die von VW geprägte Autostadt auch dieses Jahr die Spitzenposition. Das ist vor allem auf die Bestplatzierung im Teilbereich Ökonomie zurückzuführen. In Wolfsburg schneiden die Unternehmen gemessen an dem Personaleinsatz der Unternehmen, der Ingenieursdichte sowie der zahlreichen Patentanmeldungen sehr gut ab. In der Ökologie landet die Autostadt auf Platz 4 und im Teilbereich Soziales auf Platz 8. Auf Platz 2 im Nachhaltigkeitsindex landet Ulm, das zwar im Bereich Ökonomie nur knapp die Top15 verpasst, jedoch in den Bereichen Ökologie und Soziales jeweils den ersten Platz belegt. Heidelberg klettert einen Rang nach oben, gefolgt von Erlangen und Ingolstadt, die zwei Ränge abgeben mussten.
Im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmobilienScout24 hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln erneut den umfangreichen Leistungscheck durchgeführt. Unter die Lupe genommen wurden die 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohner:innen. Kaiserslautern liegt gemäß amtlicher Statistik mit 99.662 Einwohner:innen knapp unterhalb dieser Schwelle. Zwecks Vergleichbarkeit und Kontinuität zum Vorjahr wurde Kaiserslautern zu den 71 Großstädten gezählt (2019: 100.030 Einwohner:innen). Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein. Das Ranking setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Das Niveauranking bildet die Wirtschaftskraft der Städte ab. Es vergleicht Ist-Werte ausgewählter Kennziffern, wie etwa die aktuelle Zahl der Baugenehmigungen. Das Dynamikranking analysiert die Veränderungsraten ausgewählter Indikatoren und zeigt, welche Städte sich in den vergangenen fünf Jahren am besten entwickelt haben. So lässt sich zeigen, welche Stadt sich unabhängig von ihrer ökonomischen Ausgangslage erfreulich entwickelt. Das Nachhaltigkeitsranking lehnt sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung an und analysiert die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Stadt. Da die positive Entwicklung eines Standortes nicht ohne Effekte auf die Immobilienpreise bleibt, ergänzt eine umfassende Miet- und Kaufpreisanalyse von ImmoScout24 das Städteranking. Die ausführlichen Ergebnisse stehen unter www.wiwo.de/staedteranking zur Verfügung.
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