11.08.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlichte Studie.
Reaktivierungsprojekte wirken sich der Forschungsarbeit zufolge positiv auf die Bevölkerungsentwicklung in einer Region aus, da die Vorteile des ländlichen Wohnens mit dem nun erreichbaren Arbeitsplatz- und Freizeitangeboten umliegender Städte kombiniert werden können. Für diese Schlussfolgerung geben die untersuchten Projekte deutliche Hinweise. Die Wiederbelebung der Schienenstrecken nimmt somit Druck von den Wohnungsmärkten der Großstädte. Siedlungs- und Gewerbestandorte im ländlichen Raum werden attraktiver und sichern eine nachhaltige Nachfrage auf dem lokalen Wohnungs- und Immobilienmarkt. Eine reaktivierte Schienenstrecke kann zudem eine regionale Marke bilden, den Bekanntheitsgrad einer Region steigern und sie für den Tourismus attraktiver machen. Straßen und Schienenwege, insbesondere in Ballungs- und Tourismusgebieten, werden entlastest. Im Gegensatz zum Bau neuer Straßen oder Eisenbahnstrecken lässt sich mit der Reaktivierung von Bahnstrecken die weitere Zerschneidung der Landschaft und der Flächenverbrauch für neue Verkehrswege verringern. Zudem trägt die Reaktivierung dazu bei, Regionen umweltverträglich zu erschließen.
„Seit dem Jahr 1994 wurden in Deutschland mehr als 5.000 Streckenkilometer stillgelegt und gleichzeitig nur etwas mehr als 1.000 Streckenkilometer reaktiviert. Dabei hat die Wiederbelebung von Strecken eine Signalwirkung. Sie ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit einer Region“, sagt der Leiter des BBSR, Dr. Markus Eltges. „Neben strukturpolitischen Motiven können die Länder durch die Reaktivierung stillgelegter Eisenbahnstrecken den Verkehrsträger Schiene stärken. Das ist ein wichtiger Teil der Mobilitätswende.“
Um Reaktivierungsprojekte zu fördern, sollten Bund und Länder der Studie von PricewaterhouseCoopers GmbH WPG (PwC) zufolge Planungsprozesse vereinfachen und beschleunigen. Neben reinen Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen sollten darüber hinaus immer auch mögliche Effekte auf die Entwicklung einer Region bei Reaktivierungsprojekten in die Entscheidung einbezogen werden. Zudem sollten Länder und regionale Planungsverbände möglichst hochwertige Verkehrsleistungen im Wettbewerbsverfahren ausschreiben. Es gilt, Bahnhöfe an den Strecken zu Mobilitätsstationen auszubauen, um die Anschlussmobilität zu stärken und Angebote zu bündeln, zum Beispiel Stationen für Car- und Bikesharing.
Die Forschungsarbeit „Räumliche Effekte reaktivierter Schienenstrecken im ländlichen Raum“ ist unter www.bbsr.bund.de abrufbar.
Bild: Emma Simpson (Unsplash, Unsplash Lizenz)
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