04.07.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Immobilien Scout GmbH.
Mehr bezahlbaren Wohnraum, vor allem in Deutschlands Städten zu schaffen, ist eines der zentralen Versprechen der neuen Bundesregierung. Das ambitionierte Ziel 400.000 Wohnungen pro Jahr zu schaffen, stellt die Bauindustrie vor eine Herausforderung. Wie sieht die Bilanz ein Jahr nach der Bekanntgabe des Wahlversprechens und knapp fünf Monate nach Antritt der neuen Bundesregierung aus? Eine Analyse von ImmoScout24 vergleicht, wie viele Neubauwohnungen im Zeitraum Januar bis Mai 2022 versus Januar bis Mai 2021 veröffentlicht wurden.
Von Januar bis Mai 2022 wurden bundesweit 6,6 Prozent mehr Neubauwohnungen online angeboten als im selben Zeitraum vor einem Jahr. Für die Suchenden ein gutes Zeichen. Auch die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen stieg im Jahr 2021 für Gesamtdeutschland mit 380.736 gegenüber dem Vorjahr um 3,3 %. Sie war damit weiter deutlich höher als die Zahl der Baufertigstellungen. Insgesamt gab es vergangenes Jahr fast 850 000 Wohnungen, die genehmigt, aber noch nicht fertiggestellt worden sind – der höchste Bauüberhang seit 25 Jahren.
Laut dem statistischen Bundesamt wurden in Deutschland vergangenes Jahr jedoch auch erstmalig seit 11 Jahren weniger Wohnungen fertiggestellt als im Vorjahr. Insgesamt sind nur rund 293 400 Wohnungen neu entstanden. Ein deutlicher Rückgang von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als rund 306 000 Neubauwohnungen hinzukamen. Grund dafür waren unter anderem die Auswirkungen der anhaltenden Lieferkettenprobleme infolge der Corona-Pandemie sowie die enormen Kostensteigerungen bei Bau- und Energieprodukten.
„Die versprochenen 400.000 Wohnungen pro Jahr sind der richtige Schritt, um den Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen. Die Bautätigkeit zeigt Wirkung und führte zu einem leicht gestiegenen Angebot an Neubauwohnungen. Dennoch wird das ambitionierte Wohnungsbauversprechen der neuen Bundesregierung auch dieses Jahr voraussichtlich weit verfehlt werden.“, kommentiert Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24. „Um die Neubau-Initiative nicht scheitern zu lassen, muss die Politik gute Rahmenbedingungen schaffen, z.B. durch eine Neuauflage der Neubau-Förderungen. Nur dann kann der Neubau trotz schwierigem Marktumfeld wirtschaftlich bleiben.“
Der Blick auf die Bundesländer zeigt ein gemischtes Bild. In 10 der 16 Bundesländer wurden mehr Inserate für neu entstandene Wohnungen veröffentlicht als im Vorjahr. In Thüringen wurden von Januar bis Mai diesen Jahres 80 Prozent mehr Neubauwohnungen online angeboten, in Sachsen 42 Prozent und in Nordrhein-Westfalen fast 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Ebenfalls positive Entwicklungen zeigten Niedersachsen mit einem Plus von knapp 23 Prozent, Brandenburg mit 21 Prozent und Hamburg mit fast 18 Prozent. In sechs der Bundesländer ging das Angebot von Neubauwohnungen für Miete und Kauf hingegen teilweise deutlich zurück. Am höchsten war der Rückgang mit über 40 Prozent in Schleswig-Holstein und Bremen. Auch in der Bundeshauptstadt, wo die Wohnungsnot besonders hoch ist, nahm das Angebot von Neubauwohnungen mit knapp 18 Prozent weniger Inseraten im Vergleich zum Vorjahr ab. Der negative Trend in Berlin ist auch an den Baugenehmigungen abzulesen. Ihre Zahl ist im vergangenen Jahr zum fünften Mal in Folge gesunken, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg bereits im März mitteilte. Die Berliner Behörden genehmigten im vergangenen Jahr den Bau von 18.716 Wohnungen, das waren 8,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Für die Analyse von ImmoScout24 wurden alle neu eingestellten Inserate von Neubauwohnungen zur Miete und Kauf im Zeitraum Januar bis Mai 2021 im Vergleich zu Januar bis Mai 2022 berücksichtigt. Die Angebote im Markt wurden auf Basis der Inserate von ImmoScout24 sowie des Marktanteils hochgerechnet. Dabei wurden etwaige Mehrfacheinstellungen mit einberechnet, so dass jedes Inserat nur einmal in die Analyse einfloss, um eine valide Aussage über die Marktentwicklungen zu gewährleisten.
Bild: Pixabay (Pexels, Pexels Lizenz)
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