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Claus Matecki: IW-Studie zur Leiharbeit realitätsfern

25.07.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Betriebsrat spezial.

Zu der IW-Studie, nach der angeblich der massive Einsatz von Leiharbeit die Stammbelegschaften nicht verdränge, sagte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki: „Die Analyse des IW geht an der Realität vorbei"

Claus Matecki: "Der derzeitige Aufschwung beruht nicht auf dem massenhaften Einsatz der Leiharbeit, die inzwischen einen noch nie dagewesenen Boom mit über 900 000 Beschäftigten erlebt. Ganz im Gegenteil: Durch die Nutzung der erweiterten Kriseninstrumente wie tariflich vereinbarten Arbeitszeitkonten und Kurzarbeit, bei der die Stammbelegschaften zum Teil schmerzhafte Lohneinbußen hinnehmen mussten, konnten die angestammten MitarbeiterInnen in den Betrieben gehalten werden. Sie standen nach der Krise – kostensparend für die Arbeitgeber, die ad hoc auf bewährte Kräfte zurückgreifen konnten – wieder zum Einsatz bereit. Gedankt wurden die erbrachten Opfer den Belegschaften nicht. Nach der Krise sind die prekären Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit auf dem Vormarsch, und Leiharbeiter werden sogar als Streikbrecher eingesetzt.

In diesen Zeiten praller Auftragsbücher wäre es stattdessen fällig gewesen, neue KollegInnen sozial abgesichert und fest anzustellen. Bekanntlich war das Instrument der Leiharbeit zur Abfederung von Produktionsspitzen erfunden worden; damit hat die derzeitige Praxis nichts zu tun. Mit allen negativen Folgen für die Binnenkonjunktur, denn Leiharbeiter fallen als Konsumenten weitgehend aus: Sie verdienen bis zu einem Drittel weniger als die Festangestellten, und 11,5 Prozent von ihnen sind auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen angewiesen. So ist es kein Zufall, dass die Inlandsnachfrage weiterhin schwächelt. Die Wahrheit ist: Dieser Aufschwung wird erneut überwiegend von den Exporten getragen.

Zudem wirkt der massive Einsatz von Leiharbeit im negativen Sinne disziplinierend auf Stammbelegschaften. Der Arbeitssoziologe Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universität Jena hat bereits vor Jahren in Studien nachgewiesen, dass Festangestellte sich weniger trauen, ihre Arbeitnehmerrechte wahrzunehmen, weil sie befürchten, sonst selbst durch einen Leiharbeiter ausgewechselt zu werden. Der DGB fordert die Politik deshalb erneut auf, jetzt endlich den Grundsatz, gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort' ab dem ersten Tag gesetzlich im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zu verankern. Davon profitierten nicht nur alle Beschäftigten, die Leiharbeit würde auch auf ein gesundes Maß zurückgedrängt.“

Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund
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