24.01.2019 — Moira Frank. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Stellen Sie sich vor, Sie haben vor dreihundert Jahren im goldenen Zeitalter der Piraten auf einem Schiff angeheuert und sind auf der Jagd nach spanischem Gold, jamaikanischem Rum und karibischem Ruhm. Wenn vor Ihnen ein vielversprechendes Schiff auftaucht, laden Sie einfach die Kanonen und schießen – aber Sie schießen zu hoch! Das Ergebnis ist zu Ihrem piratischen Ärger wortwörtlich unter aller Kanone. Oder doch nicht?
Nein, das ist leider völliger Quatsch! Der wahre Ursprung dieser Redewendung findet sich nicht blutig in der Piraterie oder der Festungsbewachung, sondern recht langweilig in der lateinischen Bezeichnung für die Notenskala, nämlich dem Canon. Wer in der Lateinschule eine wirklich miserable Arbeit schrieb, wurde mit sub omni canone bewertet, also unterhalb des Maßstabs. Das war meistens eine glatte 6 – veralbert wurde das Ganze von frustrierten Schülern zu unserer heute immer noch beliebten Redewendung "unter aller Kanone".
Der Canon ist uns heute übrigens also Kanon geläufig – als Bildungs-, Literatur- und Bibelkanon zum Beispiel. Und mit Kanonen schießt es sich auch gar nicht so leicht daneben – besonders, wenn man in Enterhaken-Reichweite an die reich beladene spanische Galeone heransteuert …
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