10.10.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Interhyp AG.
Höhere Finanzierungskosten lassen sich durch Preisverhandlungen und Finanzierungstaktik kompensieren. Außerdem sinkt in Thüringen die Grunderwerbsteuer von 6,5 auf 5 Prozent.
Die Zinsen für Immobiliendarlehen haben im September die 4-Prozent-Marke nach oben durchbrochen und sind auf ein 12-Jahres-Hoch gestiegen. Die von Interhyp Bauzins-Trendbarometer befragten Zinsexpertinnen und -experten rechnen angesichts der Notenbankpolitik und hartnäckiger Inflation längerfristig weiterhin mit dem aktuellen Niveau. Dafür sprechen ebenso die gestiegenen Renditen der Staatsanleihen, die weiterhin anziehen. Daher ist auch mit einem weiteren kurzfristigen Anstieg der Kredit- und Bauzinsen zu rechnen. „Immobilieninteressierte sollten jedoch nicht den Fehler begehen, den Eigentumserwerb wegen der Zinsen abzuschreiben. Einerseits hat der Immobilienmarkt mit fallenden Kaufpreisen reagiert. Anderseits lassen sich durch neue Fördermöglichkeiten und die passende Finanzierungstaktik Zehntausende Euro sparen“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG.
© Interhyp AG
Im September sind die Konditionen für zehnjährige Immobiliendarlehen um rund 15 Basispunkte von 3,9 Prozent auf über 4 Prozent geklettert. Die Zinsen für Kredite mit 15 oder 20 Jahren Zinsbindung kosten Anfang Oktober mit knapp 4,2 Prozent nur unwesentlich mehr, obwohl sie Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern mehr Kalkulationssicherheit garantieren. Teurer sind erneut fünfjährige Darlehen, für die im Schnitt mindestens 4,3 Prozent fällig werden. Immobilienkaufende bekommen damit das entschiedene Vorgehen der Notenbanken gegen die Inflation deutlich zu spüren. Die Europäische Zentralbank EZB hatte Mitte September die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge auf 4,5 Prozent angehoben. Die amerikanische Notenbank Fed hat den Leitzins im September unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen.
Das von Interhyp im Oktober befragten Expertengremium geht unisono davon aus, dass die Notenbanken den straffen Geldkurs beibehalten. Einige halten sogar eine weitere Zinsanhebung für möglich. Gegen niedrigere Zinsen spricht nicht nur die Inflation. Diese ist in der Eurozone im September zwar auf 4,3 gefallen, liegt aber weiterhin über der Zielmarke von rund 2 Prozent. Unwahrscheinlich sind fallende Zinsen ebenso wegen des Rückzugs der Notenbanken aus dem Anleihemarkt und wegen der vergleichsweise robusten Konjunkturdaten insbesondere in den USA und einigen Euro-Staaten.
„Die Rahmendaten indizieren, dass die Zinsen auf längere Zeit um die vier Prozent-Marke verweilen werden. Trotzdem kommt es je nach Nachrichtenlage immer wieder zu sichtbaren Schwankungen. Diese Zinsdellen gilt es zu nutzen, da selbst kleine Konditionsdifferenzen von 10 oder 20 Basispunkten bei Immobilienfinanzierungen wegen der langen Laufzeit und Kredithöhe eine Hebelwirkung entfalten. Das ermöglicht Zinseinsparungen von mehreren tausend Euro“, erklärt Mirjam Mohr. Dafür sollten sich Immobilieninteressenten im Vorfeld beraten lassen und alle notwendigen Unterlagen zusammenstellen.
Lohnenswerter denn je im aktuellen Marktumfeld sind laut Interhyp geförderte Finanzierungsbausteine. „Die Regierung hat im Zuge ihres Wohnungsgipfels die Förderung verbessert. Wer klimafreundlich in Wohneigentum investiert, profitiert beim Programm 300 ab Mitte Oktober von extrem niedrigen Zinssätzen, höheren Kreditsummen und höheren Einkommensgrenzen“, sagt Mohr.
Beim Bau oder Erstkauf eines klimafreundlichen Hauses oder einer Eigentumswohnung gibt die KfW an Familien Darlehen bis zu einer Kreditsumme von 270.000 Euro aus. Die Zinsen beginnen bei 0,01 Prozent. Erwirbt eine Musterfamilie mit zwei Kindern ein entsprechendes förderfähiges Objekt (Effizienzhausstandard 40 / Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude“) für 500.000 Euro, kann sie ihre Kreditrate laut Interhyp um gut 430 Euro senken (Annahme: 50.000 Euro Eigenkapitaleinsatz / Tilgung 1,5 Prozent). So sind über eine Laufzeit von zehn Jahren rund 71.000 Euro Zinsersparnis möglich. Sparen können außerdem Immobilienkäufer in Thüringen. Dort hat die Landesregierung die Grunderwerbsteuer von 6,5 Prozent auf 5 Prozent gesenkt, was spätestens zum Jahreswechsel in Kraft tritt – möglicherweise früher. Zudem soll im Freistaat beim Ersterwerb bis zu einem Kaufpreis von 500.000 Euro gar keine Grunderwerbsteuer anfallen – was eine Ersparnis von 25.000 Euro bedeuten würde.
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Bild: Curtis Adams (Pexels, Pexels Lizenz)
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