06.11.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Institut Arbeit und Qualifikation.
Mit dem Potenzial solcher Forderungen sowie ihren Grenzen hat sich das Team des Informationsportals Sozialpolitik-aktuell.de, einem Angebot des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen, beschäftigt.
Um das Potenzial älterer Arbeitnehmer*innen für den Arbeitsmarkt zu erschließen, wird aktuell verstärkt über finanzielle Anreize diskutiert. Das Team um Dr. Dorothea Voss vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat sich für die Informationsplattform Sozialpolitik-aktuell.de mit dem Thema „Arbeiten jenseits der Regelaltersgrenze“ beschäftigt und beleuchtet Möglichkeiten und Grenzen der aktuellen Forderungen.
Die Zahl der Arbeitnehmer*innen, die über das 65. Lebensjahr hinaus beschäftigt sind, lag 2023 bei rund 1,8 Mio. Frauen und Männern. Gegenüber 2013 entspricht dies einem Zuwachs von 73 %. Allerdings: Zu knapp 70 % handelt es sich um geringfügig Beschäftigte, die damit nur etwa 10 Stunden pro Woche tätig sind und monatlich maximal 538 Euro beitragsfrei verdienen. Auswertungen der amtlichen Statistik zeigen außerdem, dass über die Hälfte der Arbeitnehmer*innen nicht bis zur Regelaltersgrenze sozialversicherungspflichtig tätig ist. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels sollen nun zusätzliche Anreize für ältere Arbeitnehmer*innen geschaffen werden, über die Regelaltersgrenze hinaus im Arbeitsmarkt zu bleiben. In der Diskussion steht hier momentan die so genannte Rentenaufschubprämie. „Das Potential von solchen Instrumenten sollte nicht überbewertet werden“, gibt Dr. Dorothea Voss zu bedenken. Die Wissenschaftlerin leitet seit August 2024 die Informationsplattform Sozialpolitik-aktuell.de und hat sich mit ihrem Team intensiv mit der aktuellen Rentendebatte beschäftigt.
Ihr zentraler Einwand: Für die Prämie in Frage kommen im Wesentlichen nur jene Arbeitnehmer*innen, die die Altersrente aus einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung heraus erreichen. Dies traf im Jahr 2022 aber nur für rund 46 % aller Frauen und Männer zu. Der bereits länger bestehende Rentenzuschlag von 0,5 % pro Monat des aufgeschobenen Rentenbeginns wird bislang kaum (4,7 % der Rentenzugänge) in Anspruch genommen. Fragt man diejenigen, um die es geht, sind die finanziellen Randbedingungen nur einer von vielen Aspekten. Jüngere Studien, wie auch der im August erschienene Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales aus dem Institut Arbeit und Qualifikation, zeigen, dass die konkrete Arbeitsbelastung zentralen Einfluss auf die Entscheidung hat, weiter erwerbstätig zu sein. Insbesondere hohe körperliche und psychische Belastungen werden von älteren Arbeitnehmer*innen gemieden. Darüber hinaus werden die Reduzierung des Arbeitszeit, das Verhältnis zu Vorgesetzten und das Arbeitsklima als wichtige Kriterien genannt. Gute Arbeitsbedingungen sind damit insbesondere für Ältere entscheidend, die bisherige Tätigkeit über die Regelaltersgrenze hinaus fortzusetzen. Auch der jüngste Altersübergangs-Report aus dem IAQ zeigt, dass die Betriebe erheblichen Nachholbedarf bei der Gestaltung altersgerechter Arbeitsbedingungen haben.
Thema des Monats 10/2024: Arbeiten jenseits der Regelaltersgrenze: https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Arbeitsmarkt/Datensammlung/PDF-Dateien/abbIV105c_Thema_Monat_10_2024.pdf
Brussig, Martin / Jansen, Andreas, 2024: Motivation zum längeren Verbleib im Arbeitsleben und Renteneintrittsmodelle. Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Forschungsbericht 641
Projekt Altersübergangs-Report, kontinuierlichen Sozialberichterstattung zum Thema „Altersübergang“: https://www.uni-due.de/iaq/auem-report.php
Bild: Marcus Aurelius (Pexels, Pexels Lizenz)
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