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Fachkräftemangel: Impulspapier des ifaa fordert Perspektivwechsel

30.10.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa).

Der Fach- bzw. Arbeitskräftemangel ist eines der größten Probleme für Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland. Gegenüber 2020 geht das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland bis 2035 nach Berechnungen des Institutes für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) um 3 bis 7,2 Millionen Personen zurück.

Bereits heute sind laut KfW-ifo-Fachkräftebarometer rund 35 % der Unternehmen aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels in ihrer Geschäftstätigkeit behindert. „In dieser Situation müssen wir unbedingt die Perspektive erweitern und neben der Angebotsseite auch die Nachfrageseite konsequent analysieren. Wir müssen unseren Personalbedarf bei gleicher oder höherer Wirtschaftsleistung reduzieren und damit die Arbeitsproduktivität erhöhen. Dafür können wir grundsätzlich drei Lösungsansätze parallel verfolgen“, so Dr. Frank Lennings, Leiter des Fachbereichs Unternehmensexzellenz am ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft. Der Experte ergänzt: „Diese umfassen eine effiziente Arbeits- und Prozessgestaltung, zielgerichteten Technikeinsatz und Bürokratieabbau.“ Zum Impulspapier.

Konzentration auf die Angebotsseite ist zu einseitig

Zur Lösung dieses Problems fokussieren sich Politik und Unternehmen derzeit zu sehr auf die Angebotsseite. Dazu wird u. a. diskutiert, bislang ungenutzte Kapazität von Teilzeitarbeitenden zu erschließen, die Lebensarbeitszeiten zu verlängern oder mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Mit einer Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität, monetären und nichtmonetären Anreizen bis hin zu Vermittlungs- und Antrittsprämien kämpfen Unternehmen um das knappe Angebot an Fach- und Arbeitskräften. Ein ruinöser Wettbewerb hat eingesetzt, der die Kosten für Fachkräfte stetig erhöht und den in der Regel die großen und finanzstarken Unternehmen oder Organisationen gewinnen werden.

Perspektivwechsel Nachfrageseite: 3 Ansätze zur Milderung des Fachkräftemangels

  1. Effiziente Arbeits- und Prozessgestaltung
    Durch effiziente Arbeits- und Prozessgestaltung mit Methoden des Industrial Engineering und der Lean Production lässt sich die Produktivität steigern und der Personalbedarf für viele Aufgaben bei gleicher Leistung erheblich reduzieren. Die Ansätze sind seit Jahrzehnten bekannt – ihre Potenziale jedoch in vielen Unternehmen bisher nur unvollständig erschlossen.
  2. Technik, Robotik und Digitalisierung
    Eine intensivere Techniknutzung (Technisierung) kann den Menschen bei körperlicher und mentaler Arbeit unterstützen, von repetitiven Tätigkeiten entlasten oder aber auch dazu beitragen, Tätigkeiten vollständig zu automatisieren. Robotik und Digitalisierung können helfen, die Produktivität mit weniger Fachkräften aufrecht zu erhalten oder zu steigern.
  3. Bürokratieabbau
    Bürokratie, gesetzliche Vorgaben und Berichtspflichten binden erhebliche menschliche Arbeitskapazität - nicht nur in den Unternehmen, auch in der Verwaltung, die ebenfalls vom Fachkräftemangel betroffen ist. Bürokratische Vorgaben und Berichtspflichten müssen daher analysiert, effektiver und effizienter gestaltet und digitalisiert erfüllt werden.

Im Impulspapier des Autorenteams Frank Lennings, Olaf Eisele, Sebastian Terstegen, Ralph Conrad und Christian Cost Reyes werden diese Ansätze beschrieben und überschlägig ermittelt, in welchem Umfang sich der Fachkräftemangel durch die drei Aspekte mindern ließe.

Das Ziel ist nicht, exakte Zahlen zu ermitteln, sondern bewusst zu machen, in welcher Größenordnung menschliche Arbeitskapazität unnötig gebunden ist bzw. „besser“ genutzt werden könnte. Damit möchte das ifaa für einen wertschätzenden Umgang mit der in Deutschland zunehmend knapper werdenden Ressource der menschlichen Arbeitskraft sensibilisieren.

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