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Finanzmarktexperten halten digitale Währungen ohne strenge Aufsicht für gefährlich

24.09.2019  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.

Die Einführung und Ausgabe von digitalen Währungen wie Libra, wie sie der Online-Konzern Facebook plant, oder Bitcoin ohne strenge gesetzliche Auflagen wird von Finanzmarktexperten/-innen überwiegend kritisch gesehen: Rund 88 Prozent sind der Überzeugung, dass digitale Währungen ohne enge regulatorische Aufsicht eine Gefahr für die Finanzstabilität darstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderfrage im aktuellen ZEW-Finanzmarkttest, an dem sich 193 Finanzmarktexperten/-innen beteiligt haben. Die Umfrage hat das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim im September 2019 durchgeführt.

Selbst bei einer richtigen, an die Marktverhältnisse angepassten regulatorischen Ausgestaltung sehen nur 45 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen in digitalen Währungen eine wohlfahrtsfördernde Innovation. Diese pessimistische Einschätzung zeigt sich auch in den Erwartungen der Finanzmarktexperten/-innen an die Nutzung digitaler Währung zum Ende des Jahres 2020 sowie Ende 2030.

Für Ende des Jahres 2020 halten die Experten/-innen eine alltägliche Zahlungsmöglichkeit mit Libra, Bitcoin oder einer durch eine nationale Zentralbank emittierte digitale Währung in Deutschland für wenig wahrscheinlich. Im Durchschnitt wird diese Wahrscheinlichkeit mit Blick auf Deutschland von den Befragten für Bitcoin mit 13 Prozent, für Libra mit acht Prozent und für eine von einer Zentralbank aufgelegten digitalen Währung mit vier Prozent angegeben. Im Vergleich dazu bescheinigen die Umfrageteilnehmer/innen den USA, China und Kenia – in dem afrikanischen Land wird der digitale Finanz- und Geldtransfer-Service „M-Pesa“ seit mehreren Jahren genutzt – eine jeweils höhere Wahrscheinlichkeit für die alltäglichen Nutzung digitaler Währungen.

„Bemerkenswert an diesen Vorhersagen für 2020 ist, dass die Wahrscheinlichkeit der alltäglichen Nutzung jeweils am größten für Bitcoin und am kleinsten für eine digitale Zentralbankwährung ist, Libra rangiert jeweils dazwischen“, sagt Dr. Dominik Rehse, Leiter der ZEW-Nachwuchsforschungsgruppe „Design digitaler Märkte“, der die Sonderfrage erhoben und ausgewertet hat. Dieses Gefälle gilt neben Deutschland auch für die USA und Kenia, nicht aber für China. „Für 2020 messen die Finanzmarktexperten/-innen dem alltäglichen Einsatz einer digitalen chinesischen Zentralbankwährung eine ähnlich große Wahrscheinlichkeit bei, wie dem Einsatz der bereits heute nutzbaren Digitalwährung Bitcoin. Vermutlich steht dahinter die Erwartung, dass China in den kommenden Monaten eine staatliche digitale Währung emittieren könnte“, sagt Rehse.

Für Ende des Jahres 2030 wird die Wahrscheinlichkeit, dass digitale Währungen das Hauptzahlungsmittel sein werden, von den Befragten im Durchschnitt mit 23 Prozent veranschlagt. Die jüngsten kritischen Äußerungen der Finanzministerien Deutschlands und Frankreichs scheinen die Erwartungen der Experten/-innen dabei nachdrücklich eingetrübt zu haben.



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