15.10.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa).
„Führungskräfte haben uns bestätigt: Die von Veränderung betroffenen Kernbereiche sind: die Rolle der Führung, die Aufgaben von Führungskräften, zu denen auch veränderte Verantwortungs- und Entscheidungsbereiche gehören, der Umgang mit Daten und die Unternehmenskultur bzw. die Zusammenarbeit,“ so Dr. Martina Frost, wissenschaftliche Expertin des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft. Die Wissenschaftlerin erläutert die Hintergründe.
Die Veränderung liegt hauptsächlich in der Art und Weise wie geführt wird. Informationstools und Software können Führungskräften Aufgaben und Entscheidungen abnehmen oder diese dabei unterstützen. So bleibt mehr Zeit für die mitarbeiterbezogene Führung. Zu beachten allerdings ist laut Frost folgender Aspekt: „Die Führungskraft muss die gewonnene Zeit nicht zwingend in die Mitarbeiterführung investieren. 4.0-Technologien sind an sich wertneutral und können unabhängig vom im Unternehmen vorhandenen Führungsverständnis eingesetzt werden.“ Die Möglichkeiten und Potenziale der Technologien lassen sich dann wirkungsvoll nutzen, wenn ethische Aspekte und die Potenziale sozialer Beziehungen beziehungsweise aller beteiligten Personen (Führungskräfte, Beschäftigte, Kunden) genutzt werden.
Noch sind 66 Prozent der Unternehmensbereiche auf Exzellenz, Effizienz und Effektivität – klassische Management-Kompetenzen – ausgerichtet, hingegen nur 34 Prozent auf Seite 2 von 3 Geschwindigkeit, Agilität und Innovation; Kompetenzen, die zeitgemäßen Leadern zugeschrieben werden. Bis 2025 wird es hier starke Verschiebungen geben, glauben die Befragten: Dann werden 53 Prozent der Unternehmensbereiche vorrangig Führungspersonal brauchen, das Agilität und Innovation vorantreibt.
Erfolgreiche und gesunde Führung in der neuen Arbeitswelt zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine positive Unternehmenskultur fördert, Mitarbeiter motiviert und dadurch Effizienz und Produktivität steigert. „Lernen lässt sich dies von denjenigen Führungskräften und Unternehmen, welche bereits eine vernetzte, kooperative und offene Führungskultur leben und umgesetzt haben,“ so Frost. Neue Technologien, die ethischen Grundsätzen folgen und richtig angewandt werden, können eine positive Unternehmenskultur stärken. Wichtig ist hier: Führungskräfte und Beschäftigte sind bei der Einführung der Technologien beteiligt.
Unternehmen werden sich zunehmend in flexiblen Wertschöpfungsnetzwerken zusammenschließen und über Unternehmensgrenzen hinweg zusammenarbeiten. Möglich ist, dass Projektteams auch von Experten geleitet werden, die nicht disziplinarisch vorgesetzt sind. Ebenso können Führungskräfte selbst Mitarbeiter in Projektteams werden. Die Geführten stammen aus unterschiedlichen Betrieben und wechseln entsprechend der Projektzyklen (z.B. jeweils nach Ende des Projekts oder sogar ja nach in der Projektphase benötigter Expertise). „Dies erfordert eine Anpassungsfähigkeit an immer kürzer werdende und sich teilweise überlagernde Veränderungszyklen,“ fasst Frost zusammen.
Von Führungskräften wird erwartet, die im Unternehmen zur Verfügung stehenden Daten zu interpretieren und effektiv für die Erreichung der Unternehmensziele zu nutzen. „Zum Beispiel könnte: Wer braucht welche Daten, wann für welche Aufgabe? eine typische Frage sein,“ so Frost. Gleichzeitig bedarf es einer Information und Aufklärung über die Nutzung von Daten auf Seiten der Mitarbeiter. Ebenso sind Führungskräfte stärker als bisher mit den Themen Datensicherheit, Datenschutz und Datenqualität konfrontiert. Blindes Vertrauen in die Daten ist da ein schlechter Ratgeber. „Erfolgreich werden diejenigen Unternehmen sein, die neuen Technologien gezielt auswählen und einsetzen, sowie resultierende neuen Anforderungen an Führung frühzeitig erkennen und ihnen gerecht werden,“ erklärt die Expertin.
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