Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Interhyp-Wohntraumstudie: Stadt, Land, Frust? Hohe Immobilienpreise verlangen Kompromisse – aber Stadtflucht ist oft schwieriger als gedacht

04.07.2022  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Interhyp AG.

Interhyp hat rund 2.200 Menschen zu ihrer Wohnsituation, ihren Wohnträumen und ihren Immobilienplänen befragt. Hohe Preise schrecken vom Kauf ab. Schwerpunkt „Stadtflucht“: Nur 13 Prozent wollen in einer Großstadt wohnen, 42 Prozent der „Stadtflüchtenden“ geben „günstigeres Wohnen“ als Grund für den Umzug an.

Die seit Jahren steigenden Immobilienpreise machen es den Menschen in Deutschland immer schwerer, ihre Wohnträume umzusetzen. Nur 13 Prozent wollen ihre Wohnträume in den teuren Großstädten realisieren. 42 Prozent derjenigen, die von der Stadt aufs Land ziehen, geben „günstigeres Wohnen“ als Grund an. Das zeigt die neueste Wohntraumstudie 2022 der Interhyp AG, die 2.180 Menschen befragt und diesmal das Phänomen „Stadtflucht“ näher beleuchtet hat. „Hohe Kosten für das Wohnen sind der Hauptgrund für die Stadtflucht“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp AG, anlässlich der Vorstellung der neusten Wohntraumstudie. „Aber: Das Leben auf dem Land braucht einen langen Atem und ist nicht so romantisch und einfach wie anfangs gedacht. Stadtflüchtende sind vor allem zu Beginn nicht so glücklich, werden aber mit der Zeit zufriedener“. Viele Stadtflüchtende vermissen Freunde, Kultur und Konsum. Auch die fehlende Infrastruktur bereitet Probleme und bedeutet Planungsaufwand. Die Studie zeigt außerdem eine etwas nachlassende Lust an den eigenen vier Wänden: Weniger Menschen als im Vorjahr wollen einmal in den eigenen vier Wänden leben (68 Prozent vs. 72 Prozent), doch die Hälfte von ihnen (34 Prozent) trauen sich den Kauf finanziell nicht zu. Aus den Zahlen geht zudem hervor, dass das Einfamilienhaus der Favorit bei den Wohnträumen bleibt und Energiesparen immer wichtiger wird.

Hohe Immobilienpreise und Mieten Hauptgrund für Stadtflucht

Durch die hohe Inflation und die sich ändernde Notenbankpolitik haben sich die Zinsen für Immobiliendarlehen seit Jahresbeginn verdreifacht von rund einem auf über 3 Prozent. „Der Zinsanstieg bedeutet für Immobilienkaufende monatliche Mehrkosten von meist mehreren hundert Euro“, sagt Mirjam Mohr. Wer selbst eine Immobilie bauen möchte, leidet nicht nur unter den höheren Finanzierungskosten, sondern zusätzlich unter deutlich höheren Materialkosten, Materialknappheit und dem Fachkräftemangel. In Kombination mit den seit Jahren gestiegenen Immobilienpreisen wird der Immobilienkauf besonders in den Großstädten immer schwieriger.

„All diese Widrigkeiten auf dem Weg zur eigenen Immobilie haben Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen. Während 2021 noch Torschlusspanik beim Immobilienerwerb herrschte, dominiert dieses Jahr das Gefühl: Ich habe den Zug verpasst“, erklärt die Expertin mit Blick auf die Ergebnisse der Wohntraumstudie.

Wohnträume scheinen außerhalb der Stadt noch realisierbar

Der Wunsch nach einem eigenen Zuhause ist zwar noch immer hoch – nimmt jedoch leicht ab. Aktuell geben weniger Menschen an, einmal in den eigenen vier Wänden leben zu wollen (68 Prozent vs. 72 Prozent im Vorjahr). 34 Prozent der Mieterinnen und Mieter würden gern in ihrer eigenen Immobilie leben, glauben aber, nicht über die finanziellen Möglichkeiten zu verfügen. Mirjam Mohr: „Vielen scheint der Traum eines eigenen Zuhauses schlichtweg nicht mehr möglich – oder eben nur noch auf dem Land“. Das untermauern die Ergebnisse. Das Interesse an ländlichen Wohnlagen ist zwar von 2019 bis 2021 gestiegen und seitdem konstant hoch geblieben. 57 Prozent der Befragten möchten aktuell am liebsten dörflich oder im Umland leben, 30 Prozent lieber in einer Klein- oder Mittelstadt wohnen, nur 13 Prozent in einer Großstadt. Jedoch ist das Land eher Mittel zum Zweck. Denn: Die meisten befragten Stadtflüchtenden zogen aufs Land, um dort von günstigeren Wohnkosten zu profitieren. Konkret hat für 42 Prozent „günstigeres Wohnen“ eine Rolle für den Umzug gespielt. Für 30 Prozent war die mögliche Vergrößerung des Wohnraums ausschlaggebend, da man sich auf dem Land deutlich mehr Wohnraum zum gleichen Preis leisten könne. Vom Leben auf dem Land werden ebenso Ruhe, Entschleunigung, Unabhängigkeit und mehr Gestaltungsspielraum erhofft.

Das Landleben braucht einen langen Atem

Einerseits sind die Wohnpreise auf dem Land erschwinglicher. Andererseits muss der Traum der eigenen vier Wände mit Kompromissen erkauft werden. 47 Prozent der Stadtflüchtenden sind zwar glücklich auf dem Land und möchten nicht mehr in die Stadt zurück. Genauso viele der Befragten sind jedoch nicht vollends begeistert vom Landleben und schließen einen Umzug zurück in die Stadt nicht aus (42 Prozent). Sechs Prozent bereuen ihre Entscheidung sogar. Eigentümerinnen und Eigentümer, die in den vergangenen fünf Jahren aufs Land gezogen sind, sind zunächst weniger glücklich mit der Entscheidung für die eigene Immobilie. Mit längerer Wohndauer steigt jedoch die Zufriedenheit (von 48 Prozent auf 68 Prozent „sehr zufrieden“).

„Die Hürden des Landlebens sind oft größer als erwartet. Zudem braucht das Land einen langen Atem“, fasst Mirjam Mohr die Ergebnisse zusammen. 34 Prozent der Stadtflüchtenden bedauern, dass der Kontakt zu Freunden, Bekannten und Verwandten nachlässt. 29 Prozent der Befragten fehlt das kulturelle Angebot wie Kino oder Theater, 22 Prozent vermissen Abwechslung und Spontanität, 19 Prozent das vielfältige Konsumangebot.

Alternative Lebensform Dorf: Land muss Versorgungsthemen angehen

Das größte Problem nach dem Umzug aufs Land bleibt laut Wohntraumstudie die Infrastruktur. 45 Prozent schildern Schwierigkeiten mit der Anbindung an den öffentlichen Verkehr und dass sie auf das Auto angewiesen sind. Fast jeder Dritte (27 Prozent) muss feststellen, dass eine viel anstrengendere Planung für Autofahrten und Erreichbarkeit notwendig ist. Für jeden Fünften (20 Prozent) hält die digitale Anbindung nicht mit den Städten mit. Eine weitere Erkenntnis der Stadtflüchtenden: Die eigene Immobilie ist teils mit viel Arbeit verbunden. Laut Wohntraumstudie muss das Land aufgewertet und die bestehende Infrastruktur ausgebaut werden, damit es eine Alternative zur Stadt ist. Dazu zählen Kinderbetreuung und Bildung, die digitale Anbindung, mehr medizinische Versorgung und Kultur sowie die Güterversorgung mit Produkten, die über den täglichen Bedarf hinausgehen.

Wohntraum Einfamilienhaus und 3G: Garten, Garage, Gäste-WC

Unabhängig vom Wohnort haben die Befragten eine klare Vorstellung von der Wohnform und Größe. Das Einfamilienhaus gilt für 64 Prozent nach wie vor als beliebteste Hausform – unabhängig von politischen und umweltpolitischen Debatten. Es folgen auf den zweiten und dritten Plätzen der Beliebtheit das Landhaus, ein Bauernhaus oder ein Hof für 24 Prozent sowie der Bungalow für 21 Prozent. Alle Objekttypen versprechen Raum und Platz. Denn: Am häufigsten wünschen sich die Menschen eine Wohnfläche zwischen 100 und 150 Quadratmetern. Bei der Ausstattung denkt die Mehrheit in traditionellen Mustern. Die 3G, nämlich Garten (70 Prozent), Garage (68 Prozent) sowie Gäste-WC (67 Prozent) stehen noch immer hoch im Kurs und dürfen in keiner Immobilie fehlen.

Jeder Zweite will Solarenergie, jeder Zehnte hats erst

Auch Zukunftsthemen rücken laut Wohntraumstudie in den Fokus. Obwohl die Studie vor dem Energiepreisschock durchgeführt wurde, wird eine energiesparende Isolierung als Schutz vor steigenden Energiepreisen als immer wichtiger gesehen. Wünschten sich 2021 noch 56 Prozent eine energiesparende Isolierung beziehungsweise ein Niedrigenergiehaus, ist der Wert 2022 bereits auf 62 Prozent gestiegen. Auch eine Solaranlage wird immer häufiger gewünscht (53 Prozent vs. 44 Prozent im Vorjahr). „Die Werte zeigen: Energieeffizienz und Energiekosten werden immer relevanter und es gibt eine Kluft zwischen Wunsch und Realität“, erklärt Mirjam Mohr. So wünschen sich zwar 62 Prozent eine energiesparende Isolierung, aber nur 15 Prozent haben eine solche. Auch eine Solaranlage, die sich jeder Zweite wünscht, ist lediglich bei elf Prozent montiert.

Bild: Nancy Bourque (Pexels, Pexels Lizenz)

nach oben
FAQ