26.04.2022 — Nele Röder. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Gerade Eltern können ein (sehr langes) Lied davon singen, wie während des Homeoffice der Kopf überall war, aber nicht bei der Arbeit. Kommen dann von allen Seiten Tipps wie „man solle sich zeitlich und räumlich abtrennen“, entweicht den meisten wohl nur ein genervtes Stöhnen. Bei einer Zwei-Zimmer-Wohnung mit ständig umher wuselndem Kind ist das praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Bevor wir jedoch zu Tipps kommen, wie die Trennung - von der Arbeit, nicht vom Kind - doch funktionieren kann, werfen wir zunächst einen Blick auf die häufigsten Stresstreiber.
Die erste und mit die größte Herausforderung im Homeoffice haben sie schon herausgelesen: Ablenkung. Sei es der Nachwuchs, der immer größer werdende Wäschestapel, der kommunikationsfreudige Rentner von nebenan oder schlichtweg der Gedanke an etwas, was noch dringend und am besten jetzt gleich erledigt werden muss.
Auch ein zweiter großer Stressfaktor wurde schon genannt und zwar die fehlende Abgrenzung von Privat- und Berufsleben. Sind Mailprogramme auf dem Handy installiert, Arbeitszeiten nicht klar definiert und Mahlzeiten vor den Rechner verlegt, verschwimmen berufliche und private Realitäten so sehr ineinander, dass man irgendwann das Gefühl nicht loswird, man würde eigentlich immer arbeiten.In der Liste der Stresstreiber darf natürlich auch die fehlende oder missverständliche Kommunikation nicht fehlen. Nicht jedermann und jederfrau ist für eine effiziente und verständliche Online-Kommunikation gemacht und wer von der Chefin oder dem Kollegen mehrfach am Tag kryptische Nachrichten erhält, ist schnell frustriert. Wartet man dringend auf Anweisungen oder Antworten zu einem wichtigen Teil der eigenen Arbeit, schlägt diese Frustration schnell in puren Stress rum.
Und zu guter Letzt vergessen wir den guten alten Druck nicht. Je nachdem, wie verbreitet beispielsweise Projektmanagement-Tool sind, bleiben Arbeitsergebnisse im Homeoffice oft unsichtbar. Ein Grund, viel und lange zu arbeiten, um den Vorgesetzen ja zu zeigen, dass man „wirklich“ arbeitet. Dass das für alles andere als ein stressfreies Arbeiten sorgt, ist selbsterklärend.
Fangen wir mit dem generischen Tipp von oben an: Arbeit und Privates zeitlich und räumlich trennen. Der Idealfall wäre natürlich, dass Sie nach einer strukturierten Morgenroutine acht Stunden am Tag in einem eigenen Arbeitszimmer sitzen, unterbrochen nur von einer Mittagspause mit frisch gekochter Mahlzeit und langem Spaziergang, bevor Sie Punkt 17 Uhr den Arbeitslaptop zuklappen und den Raum verlassen. Ist schön – aber für viele nicht umsetzbar. Dennoch kann es schon helfen, den Arbeitsbereich so gut es geht räumlich abzutrennen. Die einfachste Methode? Nach Feierabend alles zuklappen und wegräumen, sei es der Ordner auf dem Küchentisch oder der Laptop auf dem Sofa. Es bietet sich beispielsweise an, eine kleine Kiste mit allen Arbeitssachen bereitszustellen, die morgens aus- und abends wieder eingepackt wird.
Die zeitliche Trennung wird da schon schwieriger. Gerade mit Kindern. Doch auch hier lassen sich (in vielen Fällen) einige Modelle einhalten. Sind die Kinder schon älter, ist es beispielsweise möglich, statt mehreren Stunden ungestörter Arbeit a la Pomodoro etwa ein 25 – 5 – Prinzip einzuführen, also 20-25 Minuten beschäftigt sich der Nachwuchs alleine, danach ist immer ein paar Minuten Zeit für Fragen, Wünsche und Aufmerksamkeit. Ab und an sind dann natürlich deutlich längere Pausen notwendig. Können sich die Eltern die Care-Arbeit aufteilen, kann möglicherweise eine:r vormittags, der andere nachmittags produktiv arbeiten, während der jeweils andere Kind und Arbeit im Blick hat. Je nach Kind und Arbeitgeber bleibt manchmal nur die letzte Möglichkeit: Produktiv gearbeitet werden kann erst, wenn das Kind im Bett ist. Stressfrei sieht leider anders aus, aber so bleibt in Zweifelsfall wenigstens die Möglichkeit, sowohl in beiden Situationen voll da zu sein.
Punkt zwei und drei der Stresstreiber sind behandelt, kommen wir zu Punkt 4: der Kommunikation. Wenn auch von manchen verhasst, ist der Videocall manchmal die beste Möglichkeit, um Missverständnisse schnell aus dem Weg zu räumen oder gar nicht aufkommen zu lassen. Ein schneller Anruf kann Probleme zum Teil frühzeitig aus dem Weg räumen, bevor die vierte wütende Mail getippt ist. Das ist definitiv stresssparend.
Gegen den (imaginären) Druck kann helfen, die eigene Arbeit genau zu dokumentieren. Was habe ich wann erreicht? Welche Ziele setze ich mir selber? Das ist am Anfang etwas aufwendig, aber ist nicht nur gegen eingebildeten Druck hilfreich, sondern auch ein wichtiges Werkzeug bei Gehaltsverhandlungen und Personalgesprächen. Die eigene Arbeitszeit im Blick zu behalten gehört dort selbstverständlich auch dazu, wenn nicht schon vom Arbeitgeber erfasst.
Und zu guter Letzt gibt es einige Methoden, die vielen Menschen allgemein gegen Stress helfen und nicht nur bei Homeoffice-Komplikationen eingesetzt werden können. Die Rede ist hier beispielsweisen von Atemübungen oder Mediation, Yoga und Sport generell. Da lassen sich auch zum Teil auch gut die Kleinen integrieren.
Bild: Anel Rossouw (Pexels, Pexels Lizenz)
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