Deutsche Wohnimmobilien erweisen sich nach den aktuellen Zahlen
der Landesbausparkassen (LBS) als besonders wertstabil. "Während es
auf den Wohnungsmärkten in etlichen europäischen Ländern turbulent
zugegangen ist, verzeichnen wir hierzulande konstante Preise und
historisch günstige Finanzierungsbedingungen", hob Verbandsdirektor
Hartwig Hamm heute bei der Vorstellung der LBS-Analyse "Markt für
Wohnimmobilien 2010" in Berlin hervor. Das wachsende Interesse an
Bestandsimmobilien zeige genauso wie die allmähliche Belebung im
Neubau, dass die Nachfrage anzieht und für die Zukunft wieder auf
steigende Preise hindeutet.
Basis der Umfrage ist die jährliche Umfrage bei den
LBS-Immobiliengesellschaften (LBS-I) und Sparkassen. Mit 28.500
vermittelten Objekten (im Jahre 2009) sind die Immobilientöchter der
LBS mit Abstand die größte Maklergruppe Deutschlands. Ihre Fachleute
berichten jeweils im Frühjahr über die aktuelle Angebots-, Nachfrage-
und Preissituation für die wichtigsten Wohnungsmarktsegmente in rund
670 Städten Deutschlands.
Unverändert machen die Daten erhebliche regionale
Preisunterschiede für Wohneigentum deutlich, vor allem in
Abhängigkeit von dem jeweiligen Einkommens- und Wohlstandsniveau.
Das gilt insbesondere für gebrauchte frei stehende Einfamilienhäuser,
die nach der LBS-Analyse auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehen.
An der Spitze der Preise bundesdeutscher Großstädte liegt in diesem
Jahr erneut München. Dort kostet das typische Bestandsobjekt mit
750.000 Euro noch einmal drei Prozent mehr als im Vorjahr. Wiesbaden
und Heidelberg folgen mit 550.000 Euro auf Platz 2. Dahinter
rangieren weitere süd- und westdeutsche Zentren wie Stuttgart
(480.000 Euro), Freiburg (460.000 Euro) sowie Düsseldorf und
Frankfurt, aber auch Ingolstadt (mit 450.00 Euro).
Eine generelle Trennlinie zwischen Stadt und Umland können die
LBS-Experten bei den Preisen so nicht feststellen. Die teilweise
erhebliche Attraktivität der Umlandgemeinden zeige sich daran, dass
die Objekte etwa im Frankfurter Raum mancherorts deutlich teurer sind
als in der Mainmetropole selbst - am extremsten in Bad Homburg mit
dem Rekordpreis von 850.000 Euro und Oberursel mit 800.000 Euro. Eine
vergleichbare Situation findet man neben dem Umland von Stuttgart
auch in dem von Düsseldorf, wo etwa in Meerbusch der typische Preis
mit 485.000 Euro acht Prozent höher liegt als in der Landeshauptstadt
selbst.
Spitzenpreise verzeichnen laut Hamm auch touristisch geprägte
Regionen. Hier ragen im Voralpenraum Starnberg (745.000 Euro) und
Garmisch-Partenkirchen (625.000 Euro) heraus. Konstanz am Bodensee
kommt immerhin auf 500.000 Euro. Auf der anderen Seite gebe es große
Städte mit über einer halben Million Einwohner, in denen gebrauchte
Einfamilienhäuser recht günstig zu haben sind. Das gelte nicht nur in
Dresden und Leipzig (160.000 bis 170.000 Euro), sondern auch in
Hannover und Bremen (200.000 Euro). In manchen norddeutschen
Großstädten liegt nach Angaben der LBS-Experten das Preisniveau noch
einmal deutlich niedriger, in Bremerhaven nur bei 110.000 Euro. In
manchen ostdeutschen Mittelstädten bleiben die Preise sogar teils
deutlich unter 100.000 Euro, wie in Bitterfeld-Wolfen (60.000 Euro)
oder Wittenberg (70.000 Euro).
Noch keine durchgreifende Markterholung sehen die
LBS-Immobilien-Experten beim Neubau von Reiheneigenheimen, auch wenn
die Nachfrage-Skepsis nicht mehr so groß wie im Vorjahr ist. Mit
Ausnahme der neuen Bundesländer seien allerdings die Preiserwartungen
inzwischen auch weitgehend stabil, oder sie gehen bereits leicht nach
oben. Auch in diesem Sektor seien die Einstiegspreise für
Wohneigentums-Interessenten derzeit alles andere als schlecht. Denn
in Westdeutschland bewegten sich die Preise für neue Reihenhäuser in
Groß- und Mittelstädten im Durchschnitt um rund 200.000 Euro, im
Osten und Norden sogar nur im Bereich von 130.000 bis 160.000 Euro.
Lediglich in den süddeutschen Städten signalisiere der
Durchschnittspreis von 280.000 Euro vielerorts echte Engpässe.
Ähnliche regionale Unterschiede gibt es nach der LBS-Analyse auch
bei gebrauchten Reihenhäusern. Im Schnitt weisen sie demnach
gegenüber Neubauten allerdings einen Preisvorteil von rund 20 Prozent
auf. Insgesamt werde hier die Nachfrage nach entsprechenden Objekten
als leicht steigend eingeschätzt. Für die LBS-Experten ist dies kein
Wunder, denn in der Regel seien sie stadtnäher gelegen, in einer
gewachsenen Umgebung. Gerade im Umfeld der Zentren wie im Frankfurter
Raum weisen sie vereinzelt daher sogar höhere oder gleich hohe Preise
wie Neubauten auf (etwa in Bad Homburg, Bad Nauheim, Bad Soden und
Oberursel).
Bei neuen Eigentumswohnungen registrieren die
LBS-Immobilienexperten vielerorts wieder leicht steigende Preise. Im
wesentlichen entstünden diese Objekte an touristisch interessanten
Standtorten sowie in den Ballungsräumen. "Dort gilt Wohneigentum auf
der Etage als geeignete, preisgünstigere Alternative für die knappen
Eigenheimangebote", so Hamm. Hier erreichen laut LBS-Preisspiegel
Unterhaching und Unterschleißheim in diesem Jahr mit 3.800 Euro pro
Quadratmeter den deutschen Spitzenwert, noch vor München (3.550
Euro). Auch Garmisch-Partenkirchen und Starnberg (mit 3.750 Euro)
seien ein ausgesprochen teures Pflaster, ähnlich wie die
Bodenseestadt Konstanz (3.300 Euro). Zu den hochpreisigen Städten
zähle im Norden die Elbmetropole Hamburg (3.200 Euro), aber auch die
kleinere Ostseestadt Eckernförde (2.850 Euro).
Am unteren Ende der LBS-Preisskala bei den Großstädten befinden
sich Hildesheim, Oldenburg und Salzgitter mit 1.100 Euro pro
Quadratmeter für eine neue Eigentumswohnung. In den Mittelstädten
Coswig, Seesen und Völklingen gibt es demnach gar neue
Eigentumswohnungen für deutlich unter 1.000 Euro - wohlgemerkt, so
Hamm, mit Grundstücksanteil. Bei den großen Metropolen lägen die
Quadratmeterpreise nicht nur in Dresden und Leipzig, sondern auch in
Hannover und Bremen sowie den Ruhrgebietsstädten Dortmund und Essen
in einer moderaten Bandbreite von 1.800 bis 2.000 Euro, in Berlin
seien sie mit 2.100 Euro kaum höher.
Bei gebrauchten Eigentumswohnungen stellen die LBS-Experten
insgesamt eine zunehmende Nachfrage fest. Das große Bestands-Angebot
drücke aber noch auf die Preise. Derzeit betrage der Abschlag für
gebrauchtes Wohneigentum auf der Etage im Vergleich zu Neubauten über
30 Prozent. In den Groß- und Mittelstädten Nord- und Ostdeutschlands
liegen laut Preisspiegel die Quadratmeter-Preise häufig unter 1.000
Euro, im Süden bei rund 1.500 Euro. "Bei den heutigen
Finanzierungskonditionen sind sie für die Bewohner also nicht teurer
als vergleichbare Mietwohnungen", so Hamm.
Beim Bauland rechnen die LBS-Vermittler schließlich noch mit einer
Aus-weitung des Angebots. Deshalb koste der Quadratmeter Grund und
Boden in den süddeutschen Groß- und Mittelstädten mit 310 Euro sogar
noch einmal mehr als im Vorjahr - und zugleich weit mehr als doppelt
so viel wie im Norden (120 Euro) und über viermal so viel wie im
Osten (70 Euro). Extreme Grundstücksknappheit signalisierten die
Spitzenpreise in süd- und südwestdeutschen Großstädten wie Stuttgart
(750 Euro), Heidelberg (630 Euro), München (575 Euro) und Frankfurt
(550 Euro). "In vielen Mittelstädten ist Bauland aber auch nach wie
vor für weniger als 100 Euro, teilweise sogar unter 50 Euro pro
Quadratmeter zu haben", so Hamm.
Nach Aussage des LBS-Verbandsdirektors spricht mit Blick auf die
nähere Zukunft alles für einen robusten Entwicklungstrend; zumal die
Zuversicht wachse, dass die Krise in Deutschland den Arbeitsmarkt und
die wirtschaftliche Entwicklung doch nicht so stark treffen dürfte.
Gerade nach den jüngsten Erfahrungen fühlten sich zudem diejenigen
bei der Wohnimmobilie besonders gut aufgehoben, die sichere
Anlageformen suchten. "Immobilien sind nicht nur wertstabil, sie
werfen auch beim selbstgenutzten Wohneigentum eine ordentliche
´Rendite´ ab, nämlich in Höhe der ersparten Miete", so Hamm
erläuternd.
Die historisch niedrigen Zinsen sorgten zugleich für
Finanzierungsraten, die häufig schon zu Beginn nicht höher lägen als
Mieten für vergleichbare Objekte. "Die Bezahlbarkeit von Immobilien
ist damit besser denn je, vom Nutzen in späteren Jahren, wenn die
Belastung sinkt, während man als Mieter mit weiter steigenden Kosten
konfrontiert würde, ganz zu schweigen", so Hamm.
Schließlich sei das Angebot an guten Objekten noch relativ breit
und, abgesehen von teuren Ballungsräumen, recht günstig. Das gelte
sowohl im historischen Vergleich als auch beim Blick über die Grenzen
in Europa. Künftig werde nach Ansicht des LBS-Verbandsdirektors die
Auswahl für Erwerber in Deutschland jedoch tendenziell schwieriger
werden. Die LBS-Experten erwarten erstmals keine Angebotsausweitungen
mehr, wohl aber einen weiter steigenden Nachfragetrend. Für Hamm
werden dabei Qualitätsaspekte aber immer wichtiger, wie Lage und
Zuschnitt oder die unmittelbare Umgebung und nicht zuletzt der
energetische Zustand. Gute Qualität setze sich jedoch immer durch und
sorge auch künftig für solide Werte.
Neben den günstigen Marktbedingungen darf nach den Worten des
LBS-Sprechers nicht übersehen werden, dass der Staat die Finanzierung
mit der "Wohn-Riester"-Förderung unterstützt. Deren Bedeutung werde
bislang noch unterschätzt, aber sicher weiter ins Bewusstsein der
Menschen rücken. "Deswegen gehe ich davon aus, dass das latente
Interesse an Eigenheimen und Eigentumswohnungen allmählich virulenter
wird und zu einer Aufwärtsentwicklung führt", so Hamm abschließend.
Quelle: Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen