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Weit verbreiteter Wunsch nach Katastrophen-Warnung per Handy

17.08.2021  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V..

Bei dem verheerenden Hochwasser Ende Juli wurden viele Betroffene nicht oder nicht rechtzeitig gewarnt. Eine Folge: Eine breite Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger (83 Prozent) wünscht sich künftig in solchen Katastrophenfällen per Kurznachricht auf Handy oder Smartphone gewarnt zu werden.

  • 8 von 10 Deutschen fordern Alarm-Meldungen auf das Handy
  • Große Mehrheit sieht Defizite bei der Digitalisierung des Katastrophenschutzes
  • Rohleder: „Cell-Broadcast ist eine wichtige und stark nachgefragte digitale Stärkung des Katastrophenschutzes“

Unter denjenigen, die selbst ein Handy oder Smartphone benutzen, wünschen sich eine solche direkte Information sogar 93 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.030 Personen ab 16 Jahren in Deutschland. „Die Cell-Broadcast-Technologie bietet die Möglichkeit, an alle Mobiltelefone an einem bestimmten Ort eine Warn-Nachricht zu versenden. Cell-Broadcast ist eine wichtige und stark nachgefragte digitale Stärkung des Katastrophenschutzes“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Bundesregierung sollte schnellstmöglich die erforderlichen Rechtsgrundlagen und technischen Voraussetzungen schaffen, um Cell-Broadcast in Deutschland einzuführen, und in einen Dialog mit den Netzbetreibern und Telekommunikationsunternehmen über die Umsetzung eintreten.“ Das Bundeskabinett will am Mittwoch dieser Woche über die Einführung von Cell-Broadcast in Deutschland entscheiden.

Häufiger gewünscht als die Kurznachricht auf dem Handy werden nur die Warnung über Fernsehen (95 Prozent) und Radio (94 Prozent) sowie per Sirene (86 Prozent). Die in Deutschland bereits verfügbaren Notfall-Warn-Apps für Smartphones wie NINA oder KATWARN folgen erst mit deutlichem Abstand (55 Prozent) noch hinter Lautsprecherwagen (71 Prozent) und digitalen Displays im öffentlichen Raum (63 Prozent). Nur 44 Prozent wollen per Push-Nachricht von Nachrichtenportalen in Katastrophenfällen gewarnt werden, 31 Prozent per Anruf, 25 Prozent über Tools in sozialen Netzwerken wie Facebook Safety Check und 10 Prozent per E-Mail. Rohleder: „Ein Vorteil digitaler Technologien ist, dass schnell und kostengünstig auf vielen verschiedenen Wegen informiert werden kann. Wir sollten alle Wege nutzen, vor allem aber auch diejenigen, bei denen besonders viele Menschen auf einmal erreicht werden. Anders als etwa bei Sirenen können auf digitalem Weg zudem spezifische Verhaltenshinweise gegeben werden.“

Deutliche Kritik am bestehenden Katastrophenschutz

8 von 10 Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern (79 Prozent) haben Angst, dass in Deutschland künftig häufiger Katastrophen auftreten. Eine sehr breite Mehrheit (90 Prozent) kritisiert zugleich, dass die Bundesregierung die Digitalisierung des Katastrophenschutzes verschlafen habe. 59 Prozent sind der Meinung, dass Deutschland anderen Ländern beim Katastrophenschutz hinterherhinkt. Rund die Hälfte möchte nicht, dass weiterhin den Kommunen die Warnung vor Katastrophen überlassen wird (54 Prozent). 52 Prozent fordern, dass diese Aufgabe künftig von einer bundesweiten Behörde übernommen wird. Und 80 Prozent verlangen ganz konkret, dass die Katastrophen-Warnung per Kurznachricht auf das Handy schnellstmöglich eingeführt wird.

Menschen möchten über möglichst alle verfügbaren Wege gewarnt werden

Dafür spricht nach Angabe von 94 Prozent derjenigen, die gerne per automatischer Kurznachricht wie beim Cell-Broadcast auf dem eigenen Handy im Katastrophenfall gewarnt werden wollen, dass sie auf allen verfügbaren Kanälen die entsprechenden Warnungen und Informationen erhalten möchten. 91 Prozent heben hervor, dass sie Handy oder Smartphone immer bei sich haben. 8 Prozent beklagen, dass ihnen Notfall-Warn-Apps, die extra installiert werden müssen, zu kompliziert sind. Ebenso viele haben kein Vertrauen in die etablierten Warn-Verfahren. Und 3 Prozent nennen als Argument für automatisierte Kurnachrichten an alle, dass sie keine Apps und damit auch keine entsprechenden Warn-Apps auf ihrem Mobiltelefon installieren können – unter den Menschen ab 65 Jahre liegt dieser Anteil sogar bei 14 Prozent.

Von denjenigen, die automatische Handy-Kurznachrichten an alle im Katastrophenfall ablehnen, sagt die Hälfte (49 Prozent), dass es effektivere Maßnahmen gebe. 43 Prozent wollen nicht, dass die Regierung auf ihr Mobiltelefon zugreift, und 41 Prozent geben an, es habe ja früher auch ohne diese Technologie funktioniert. Ein Drittel (33 Prozent) hat Sorge, dass das eigene Gerät im Katastrophenfall nicht funktioniert und mehr als ein Viertel (29 Prozent) sorgt sich um seine persönlichen Daten. 28 Prozent von ihnen führen als Grund an, bereits eine Notfall-Warn-App installiert zu haben. Rohleder: „Cell-Broadcast hat den Vorteil, dass die Weiterleitung an alle Telefone in einer Mobilfunkzelle geschieht und dafür keine Telefonnummer und keine spezielle App benötigt wird. Die Warnung ist damit anonym und niemand muss Angst um seine persönlichen Daten haben.“

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.030 Personen ab 16 Jahren in Deutschland befragt. Die Fragestellungen lauteten: „Auf welchem Wege möchten Sie im Katastrophenfall, z.B. bei Unwettern, Überschwemmungen oder Großbränden, gewarnt werden?“, „Und möchten Sie persönlich im Falle einer Katastrophe über eine automatisch verschickte Kurznachricht auf das Handy oder Smartphone gewarnt werden?“, „Warum möchten Sie im Falle einer Katastrophe keine automatischen Kurznachrichten erhalten?“, „Warum möchten Sie im Falle einer Katastrophe durch automatische Kurznachrichten gewarnt werden?“ und „Inwieweit stimmen Sie den nachfolgenden Aussagen zum Thema Katastrophenschutz zu bzw. nicht zu?“ Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.

Bild: Pexels (Pixabay, Pixabay License)

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