Eigenkapitalquote

Stand: 20.11.2014

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Die Eigenkapitalquote ist eine der wesentlichsten Kennzahlen für die finanzielle Stabilität bzw. Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.

Formel Eigenkapitalquote:

Eigenkapitalquote =   Eigenkapital
  Gesamtkapital

Für die Beispielsbilanz beträgt die Eigenkapitalquote: 30 Prozent (3 Mio. Euro / 10 Mio. Euro).

In der Praxis ist zu beobachten, dass im Nenner das gesamte Kapital bzw. die Bilanzsumme verwendet wird, d.h. auch z.B. passive Rechnungsabgrenzungsposten werden einbezogen und nicht bereinigt.

Bei einem Konzern wären auch die Minderheitenanteile (§ 307 HGB) in die Betrachtung des Eigenkapitals einzubeziehen.

Vorteile einer hohen Eigenkapitalquote für das Unternehmen

Eine hohe Eigenkapitalquote hat mehrere Konsequenzen für die finanzielle Stabilität bzw. das Risiko des Unternehmens:

  • Verringertes Risiko der Überschuldung (Insolvenztatbestand nach § 19 InsO)

    Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet, dass das Unternehmen einen Verlustpuffer hat, mit dem es Verluste in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auffangen kann.

    Angenommen, das Beispielsunternehmen erzielt in einem Geschäftsjahr einen Verlust von 1,5 Mio. Euro. Dieser Verlust kann bei der vorhandenen Eigenkapitalquote von 30 Prozent (entspricht drei Mio. Euro Eigenkapital) verkraftet werden, ohne dass eine Überschuldung bzw. ein negatives Eigenkapital drohen.

    Betrüge die Eigenkapitalquote hingegen nur zehn Prozent (entsprechend eine Mio. Euro Eigenkapital), wäre das Unternehmen zumindest buchmäßig überschuldet.

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  • Verringertes Risiko der Zahlungsunfähigkeit (Insolvenztatbestand nach § 17 InsO)

    Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet im Umkehrschluss eine niedrige Fremdkapitalquote bzw. Verschuldung.

    Durch die damit einhergehenden geringeren Zahlungsverpflichtungen aus Zins und Tilgung verringert sich auch das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit, insbesondere wenn das operative Ergebnis (Betriebsergebnis) nicht ausreicht, um die Zinslast zu tragen.

  • Größere Unabhängigkeit des Unternehmens

    Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet auch eine hohe Unabhängigkeit von externen Kreditgebern. Z.B. könnte in der obigen Beispielsbilanz der Fall eintreten, dass der Bankkredit seitens der Bank nicht verlängert wird. Die Ursache dafür muss nicht in dem kreditnehmenden Unternehmen liegen, sondern kann z.B. auch in der mangelnden Kapitalisierung der Bank liegen. Diese Finanzierungslücke lässt sich von Seiten des Unternehmens nicht kurzfristig schließen.

    Das Eigenkapital hingegen steht unbefristet zur Verfügung und unterliegt keiner Rückzahlungsverpflichtung.

Nachteile einer hohen Eigenkapitalquote für das Unternehmen

Eine hohe Eigenkapitalquote (anders ausgedrückt: viel Eigenkapital) hat allerdings auch Nachteile:

  • sie verringert die Eigenkapitalrentabilität;
  • Eigenkapital ist steuerlich gegenüber dem Fremdkapital benachteiligt: während die Zinsen auf Fremdkapital als Zinsaufwand den Gewinn und damit die Steuerlast mindern, muss die Vergütung der Eigenkapitalgeber (die Dividende) aus dem versteuerten Gewinn geleistet werden. Die Finanzierung ist also nicht steuerneutral.

Bei der Betrachtung der Eigenkapitalquote bzw. dem Vergleich zwischen Unternehmen sind einige Aspekte zu beachten. Der deutsche Mittelstand ist stark durch die Unternehmensformen Einzelunternehmen, Offene Handelsgesellschaft (OHG) und Kommanditgesellschaft (KG) geprägt.

Bei diesen Unternehmensformen wird aber die Haftungsfunktion des in der Unternehmensbilanz ausgewiesenen Eigenkapitals – anders als bei Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder Aktiengesellschaften – durch die persönliche und unbeschränkte (d.h. auch das Privatvermögen umfassende) Haftung des bzw. der Unternehmer ergänzt.

Die Eigenkapitalquote in Deutschland liegt historisch eher in einem niedrigen Bereich (im Durchschnitt in einer Bandbreite von 20 bis 25 Prozent). Dies ist zum einen auf die genannten Rechtsformen (die auch kein Mindestkapital und keine Gewinnthesaurierung erfordern) zurückzuführen, zum anderen aber auch auf die klassische Kreditfinanzierung des Mittelstands durch Sparkassen, Raiffeisenbanken und private Geschäftsbanken, während der Kapitalmarkt zur Beschaffung von Eigenkapital im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern eher schwach ausgeprägt ist.

Aus dem Eigenkapital der Bilanz kann man weitere Aspekte ableiten: während Gezeichnetes Kapital und Kapitalrücklage die Außenfinanzierung durch externe Kapitalgeber (z.B. Aktionäre) widerspiegeln, geben die Gewinnrücklagen Aufschluss über die Innen- bzw. Selbstfinanzierungskraft des Unternehmens. Ein hoher Anteil der Gewinnrücklagen am gesamten Eigenkapital deutet auf eine hohe Selbstfinanzierungskraft hin, ggf. aber auch auf eine sehr niedrige Ausschüttungsquote, wie das z.B. bei vielen Softwarefirmen der Fall ist.

Auszüge aus einem Beitrag von Oliver Glück

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